Österreichische Front/Österreichische Bewegung (Gruppe Theiß)

1938 entstand um den bekannten Wiener Religionsprofessor Josef Schulenburg, Mitglied der K.Ö.H.V. Amelungia, die Österreichische Bewegung oder Österreichische Front (auch Gruppe Theiß genannt). Sie organisierte sich um den ehemaligen Jungvolkfunktionär Friedrich Theiß, rekrutierte sich aus Mitgliedern des Katholischen Jungvolkes und entfaltete eine rege Tätigkeit. So wurden monatlich Mitgliedsbeiträge eingehoben, Ausflüge und Schulungen organisiert und pro-österreichische Schriften hergestellt. Eine eigene Frauengruppe wurde gebildet und die Aufstellung einer eigenen Wehrgruppe wurde ins Auge gefasst.

Am 7./8. Februar 1940 flog die Gruppe auf, am 17. Dezember 1941 wurden 16 Mitglieder zu Haftstrafen zwischen zwei Jahren Zuchthaus und vier Wochen Gefängnis verurteilt. Manche Haftstrafen wurde auf Bewährung ausgesetzt. Personell bestanden Überschneidungen zur Gruppe Eisen.

Aus den Akten der Gestapo:

a) Zweck der Organisation

Die Organisation bezweckte nach den übereinstimmenden Angaben zahlreicher festgestellter Mitglieder alle Volksgenossen, insbesondere solche katholischer Konfession, die mit der nationalsozialistischen Staatsführung nicht einverstanden seien, zusammenzuschließen, um für den Fall eines für die nächste Zeit bereits erwarteten durch kommunistische Elemente herbeigeführten Umsturzes die Macht an sich zu reissen und ein freies autoritäres Österreich mit Einschluss des Landes Bayern zu schaffen. 

b) Aufbau der Organisation

Die Organisation bestand aus männlichen und weiblichen Mitgliedern. Von den männlichen sollte ein Teil, der hiezu geeignet war, in einer bewaffneten Wehrorganisation zusammengefaßt und ausgebildet werden, um zur Durchführung, des im Punkte a) erwähnten Zwecks jederzeit bereitzustehen. Die übrigen männlichen Mitglieder der Organisation sollten zunächst durch Zahlung von Mitgliedsbeiträgen den Aufbau der Organisation fördern. Die weiblichen Mitglieder waren in einer eigenen Mädchengruppe zusammengefaßt. Außerdem war eine Gruppe ‘Studentenschaft’ geplant, doch sind diesbezügliche Versuche daran gescheitert, dass jene Person (Karl Schlögl), die für den Aufbau derselben in Aussicht genommen war, eine Mitarbeit ablehnte. Weitere Bestrebungen in dieser Richtung sind offenbar durch die inzwischen erfolgte Aufdeckung der Organisation zunichte geworden. Auch zum Aufbau einer Wirtschaftsorganisation, die gleichfalls geplant gewesen sein soll, ist es nicht gekommen. […]

c) Tätigkeit der Organisation

Die Tätigkeit der Organisation erschöpfte sich in Werbung von Mitgliedern, Bezahlung von Mitgliedsbeiträgen und der Abhaltung von Schulungsabenden.

Die Werbung von Mitgliedern konnte sowohl in der ‘Österreichischen Jugend’ als auch in der Mädchengruppe sowie in der Wehrorganisation festgestellt werden. Schulungsabende wurden hauptsächlich durch Friedrich Theiss sowohl in öffentlichen Lokalen als auch aus Anlass von Ausflügen für die Mädchengruppe gehalten. Diese hatten auch die Aufgabe, als fördernde Mitglieder erwachsene Personen zu werben. Als Zeichen der Mitgliedschaft galt zunächst eine Messingmark in 2 Markstückgröße, die eingestanzt ‘Ö.F.XII’ trug. Später wurden diese Marken durch Mitgliedskarten ersetzt, die sich als Sammelausweise bezeichneten und den Namen des Mitglieds enthielten. Die Wehrorganisation war bei Aufdeckung erst im Aufbau begriffen. Es war jedoch bereits ein Leiter derselben ernannt (Alois Döttling). Auch war schon eine Anzahl an Handfeuerwaffen vorhanden.

d) Finanzierung

Der Mitgliedsbeitrag für die Mitglieder betrug monatlich 0.70 Pf. Wegen schlechter finanzieller Verhältnisse waren einzelne Mitglieder von der Beitragsleistung überhaupt befreit, bei anderen wurde ein geringer Betrag entgegengenommen.

Ihr gehörten unter anderem an:

  • Friedrich Theiss
  • Leo Buliczek
  • Josef Windisch, Mitglied der K.Ö.H.V. Pannonia
  • Alois Döttling, Mitglied der K.Ö.H.V. Franco-Bavaria 
  • Camillo Heger
  • Gertraud Jedliczka (geb. Döttling)
  • Josefa Breuer
  • Edith Breuer
  • Martha Döttling
  • Antonia Wallenta
  • Hermine Sniderics
  • Franz Vochozka
  • Helene Hirschler
  • Erika Hirschler
  • Paul Alois Horvath
  • Otto Wimmer
  • Wolfmar Zimmeter
  • Franz Karl Roubal
  • Edith Schwarz (geb. Wimmer)
  • Margarete Jockl
  • Marie Schafranek
  • Robert Miel
  • Franz Miel
  • Rudolf Hauer
  • Franz Hovad
  • Fritz Moser
  • Edmund Frumel
  • Franz Karl Roubal
  • Ernst Matuschek
  • Ludwig Cubr
  • Hildegard Grabensteiner
  • Ida Mairhuber
  • Gertrude Kreuzer
  • Johann Wachek
  • Rosa Leyrer
  • Gertrude Kretschmar

Quellen

  • Fritz, Herbert/Krause, Peter (2013): Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. (ÖVfStG, 2013), S. 166.

3 Opfer

Alois Döttling

Beamter
* 2. Okt. 1916
Berzdorf bei Reichenberg
† 15. Aug. 1994
Wien
Studienverbot, Haft

Camillo Heger

Buchhalter und Journalist
* 19. Apr. 1921
Wien
† 10. Okt. 1998
Wien
Haft

Josef Windisch

Finanzbeamter
* 12. Aug. 1922
Wien
† 28. Nov. 1992
Wien
Haft, Strafkompanie