Oberschulrat Dr. Josefa Cäcilia Breuer

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Josefa Breuer
Bild: DÖW

Personalia

Geboren:

15. November 1920, Wien

Gestorben:

20. November 2016, Wien

Beruf:

Lehrerin

Verfolgung:

Haft 7.2.1940 - 13.6.1940

Ehrungen:

Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs

Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien

Mitgliedschaften

Österreichische Front/Österreichische Bewegung (Gruppe Theiß), ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich, Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands

Lebenslauf

Josefa Cäcilia Breuer kommt als Tochter des Monteurs Franz Anton Breuer und seiner Ehefrau Josefa Theresia, geborene Patsch, in Wien zur Welt. Nach der Volksschule und der Unterstufe wechselt sie an die Lehrerinnenbildungsanstalt in der Hofzeile, im 19. Wiener Gemeindebezirk. Ab 1934 engagiert sie sich im Österreichischen Jungvolk. Im März 1939 maturiert sie schließlich, absolviert danach zuerst einen Maschinenschreibkurs und wird im Herbst 1939 an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt aufgenommen. Im Jänner 1940 beginnt sie als provisorische Lehrerin an der Volksschule in Mödling.

Von ihrer Tätigkeit beim Österreichischen Jungvolk kennt Josefa Bauer Friedrich Theiss, der genauso wie sie gläubiger Katholik ist und dem Nationalsozialismus strikt ablehnend gegenübersteht. Nach der Okkupation Österreichs durch das Dritte Reich im März 1938 gründet Friedrich Theiss die Österreichische Front [auch genannt Gruppe Theiss oder Österreichische Bewegung], eine Gruppe, die die Loslösung des besetzten Österreichs vom Deutschen Reich anstrebt. Diese Organisation wirbt Mitglieder und gründet sogar eine eigene Frauengruppe. Es werden monatlich Mitgliedsbeiträge eingehoben, Ausflüge und Schulungen organisiert und pro-österreichische Schriften hergestellt. Sogar die Aufstellung einer eigenen Wehrgruppe unter der Führung von Alois Döttling und Franz Vochozka wird ins Auge gefasst. Josefa Breuer wird in dieser Organisation aktiv und wirbt aktiv weibliche Mitglieder.

Das Gericht ist aber davon überzeugt, duß die angeklagte Josefa Breuer sich bewußt war, daß dieses Ziel [Anm.: die Eigenart der Österreicher bewahren] nicht das einzige gewesen ist, sondern daß vielmehr Theiss mit seiner Organisation als Endziel die Loslösung der Ostmark vom Reiche anstrebte. Zweifellos hat die Angeklagte Josefa Breuer wie alle anderen Angeklagten aus den Äusserungen des Theiss und anderer entnehmen müssen, daß die " Österreichische Front " auf ein unabhängiges Österreich ausgerichtet war.

Aus dem Urteil gegen Josefa Breuer vom 17. Dezember 1941

Josefa Breuer ist Kassierin der Organisation, sammelt Mitgliedsbeiträge ein und beteiligt sich aktiv an den Treffen der “Österreichischen Front”.

Ja, also das war im Herbst oder Sommer 1939, als ich für die Gruppe Theiss geworben wurde. Da hat schon eine Gruppe von Burschen bestanden; es wurde dann auch eine Mädchengruppe gegründet. Ich bin natürlich sehr begeistert dazugegangen, trotz verschiedener Warnungen und Einsprüche. Auch meine Eltern sagten damals, das ist zu gefährlich, mach da nicht mit; aber ich war bereit mitzutun. Meine Schwester war auch dabei, und wir haben weiter geworben, Mitschülerinnen, Kolleginnen, das war dann eine ganz schöne, nette Mädchengruppe. [...] Ich hab' immer nur solche angesprochen, wo ich gewusst hab', die sind hundertprozentig meiner Überzeugung. [...]

Wir haben uns getroffen, in Meidling in einem Gasthaus, auch in Wohnungen, wir haben Ausflüge gemacht. [Friedrich] Theiss, der diese Gruppe gegründet hat, hat auch die Mädchengruppe geführt und hat politische Vorträge gehalten [...]

Josefa Breuer gegenüber dem DÖW

Als der Flakkanonier Leopold Buliczek, der ebenfalls Mitglied der Österreichischen Front ist, beim Versuch sich nach Ungarn abzusetzen erwischt wird, gibt er nach den Verhören der Gestapo die Existenz der Gruppe Österreichischen Front um Friedrich Theiss preis.

Am 7. Februar 1940 wird Josefa Breuer, gemeinsam mit den anderen Mitgliedern der Österreichischen Front nach einer Hausdurchsuchung durch die Gestapo verhaftet. Sie wird in die Haftanstalt in der Rossauerlände (auch Elisabethpromenade genannt) eingeliefert und nach drei Monaten in das Landesgericht I überstellt. Am 13. Juni 1940 wird sie schließlich auf freien Fuß gesetzt.

Eine Wiedereinstellung als Lehrerin wird seitens der nationalsozialistischen Behörden abgelehnt. Daher nimmt sie eine Anstellung als Stenotypistin an.

Am 17. Dezember 1941 wird der Gruppe um Friedrich Theiss, den Mitgliedern der “Österreichischen Front” schließlich vor dem Sondergericht der Prozess gemacht. Bei diesem Prozess wird Josefa Breuer wegen Vergehens nach dem Gesetz gegen die Neubildung von Parteien zu 10 Monaten Gefängnis (unter Anrechnung der Vorhaft, die Reststrafe wurde bedingt ausgesetzt) verurteilt. Die Bewährungsfrist gilt bis zum 20. Februar 1945.

Unmittelbar nach Kriegsende wird Josefa Breuer rehabilitiert und tritt im Juni 1945 eine Lehrstelle in der Volksschule in Atzgersdorf im 23. Wiener Gemeindebezirk an. Sie tritt der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich bei, wird bei letzterer Vorstandsmitglied und ist später auch Vorstandsmitglied des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands (DÖW).

Mein Bestreben wird es sein, meine beste Kraft und mein ganzes Können einzusetzen für die Jugend des neuen Österreich.

Aus dem Ansuchen Josefa Bauers um Wiederanstellung als Lehrerin im vom 6. Mai 1945

1968 wird Josefa Breuer schließlich zur Volksschuldirektorin an der Volksschule Steinlechnergasse 5 im 13. Wiener Gemeindebezirk ernannt. 1973 promoviert sie in Pädagogik zum Dr.phil. Ende März 1983 geht sie als Direktorin der Volksschule Steinlechnergasse 5 in den Ruhestand.

Josefa Breuer lebt danach weiter in Wien und verstirbt dort ledig und kinderlos.

Orte

Wohnort:

Quellen

Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW)

Wiener Bildungsdirektion

Verstorbenensuche Friedhöfe Wien

Josefa Breuer

Lehrerin
* 15. November 1920
Wien
† 20. November 2016
Wien
Haft