Widerstandskampf der Kärntner Slowenen
von Wolfgang Neugebauer und Stephan Roth
Die mit Abstand wichtigsten bewaffneten und tatsächlich kämpfenden Widerstandsgruppen waren die slowenischen Partisanen und Partisaninnen in Kärnten. Die Ursachen für die starke slowenische Widerstands- und Partisanentätigkeit lagen in der bald nach dem „Anschluss“ 1938 einsetzenden, von den Kärntner NS-Machthabern forcierten brutalen Germanisierungspolitik, die auf die totale Assimilierung und letztlich die Vernichtung als Volksgruppe abzielte. Erster Höhepunkt war die Einweisung von nahezu 1.000 „national gesinnten“ Kärntner Slowenen und Sloweninnen in Lager in Deutschland im April 1942. Diese Zwangsmaßnahmen förderten den Widerstandsgeist; viele junge Slowenen entzogen sich dem Dienst in der Wehrmacht und flüchteten nach Slowenien. Für die Entwicklung der Partisanenbewegung war es von entscheidender Bedeutung, dass sie auf die Unterstützung weiter Kreise der Kärntner Slowenen und Sloweninnen zählen konnten, die mit Lebensmitteln halfen, Unterkunft gewährten oder zumindest die – gesetzlich vorgeschriebene – Anzeige an die Behörden unterließen. Der Terror der Gestapo richtete sich daher verstärkt gegen das Unterstützet- und Unterstützerinnenumfeld.
Im Sommer 1942 formierten sich in Kärnten die ersten Gruppen der „Osvobodilna Fronta/Befreiungsfront“ (OF), die ein Jahr zuvor unter Titos kommunistischer Führung im ehemaligen Jugoslawien entstanden war. Die Partisaneneinheiten griffen kleinere Stützpunkte und Einheiten der Besatzer an, zerstörten Bahnstrecken sowie kriegswichtige Betriebe und requirierten Lebensmittel, Bekleidung etc. für ihre Versorgung. Sie lieferten den dort zur „Bandenbekämpfung“ eingesetzten Polizei, SS und Wehrmachtseinheiten immer wieder Gefechte, bei denen eine hohe Zahl von Widerstandskämpfer und Widerstandskämpferinnen gefallen ist. Am 8.5.1945 konnte die Partisanenarmee nahezu zeitgleich mit den britischen Truppen in Klagenfurt einziehen. Nachneuesten Forschungen wurden mehr als 900 Kärntner Slowenen und Sloweninnen aus politischen Gründen verfolgt. Ungeachtet der politischen Orientierung ist der Widerstands- und Partisanenkampf der Kärntner Slowenen und Sloweninnen als wichtigster und effektivster „eigener Beitrag“ zur Befreiung Österreichs von der NS Herrschaft anzusehen.
Quelle: Fritz, Herbert/Krause, Peter (2013): Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. (ÖVfStg, 2013) S. 66/67.