Österreichische Freiheitsfront/Gruppe Moosbierbaum
Die ‚Gruppe Moosbierbaum ‘ entstand bereits Anfang 1940 im ‚Werk Moosbierbaum‘, einer Raffinerie, die zur IG Farben AG gehörte und in der Ortschaft Moosbierbaum einer Katastralgemeinde der Marktgemeinde Atzenbrugg im politischen Bezirk Tulln gelegen ist. Dort befand sich auch das Arbeits- und Erziehungslager (AEL) Moosbierbaum, in welchem Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und Häftlinge, meistens aus den Zuchthaus Stein, untergebracht waren.
Mit der sich ab 1943 immer stärker abzeichnenden Niederlage des Dritten Reiches setzte sich auch außerhalb des Werkes Moosbierbaum bei immer mehr Menschen die Überzeugung durch, dass die Herrschaft des Nationalsozialismus beendet werden sollte.
Neben den Häftlingen und Zwangsarbeitern aus 20 Nationen wurden in den Jahren 1944/45 auch Jüdinnen und Juden aus Ungarn eingesetzt. Vor allem politische Häftlinge aus dem Zuchthaus Stein gelang bis 1944 ein Widerstandsnetz im Werk Moosbierbaum aufzubauen. Zu diesem Netzwerk aus Widerstandskämpfern gehörten nicht mit Häftlinge und Zwangsarbeiter, sondern auch Bewohner der umliegenden Dörfer und Gemeinden sowie katholische Priester. Ab 1944 nennt sich die Gruppe Moosbierbaum ‘Österreichische Freiheitsfront’ (ÖFF).
Ab dem Spätherbst 1944 gelang es der Gestapo den V-Mann Walter Ehart unter dem Decknamen ‚Paul Wiesmayer‘ als Spitzel in die Widerstandsgruppe einzuschleusen. Seine Berichte waren die Grundlage für die Verhaftungsaktion der Gestapo die mit 16. Jänner 1945 begann. Über 200 Personen, bestehend aus ausländischen Zwangsarbeitern, Einwohnern der umliegenden Dörfern und Gemeinden, politischen Häftlingen (Christlichsozialen, Sozialdemokraten und Kommunisten) wurden verhaftet, zwischen 120 und 140 in mehreren Transporten in das KZ Mauthausen deportiert, wobei sieben nachweislich an den Haftbedingungen im Konzentrationslager starben und 40 weitere vor der Befreiung des Konzentrationslagers durch US-Truppen in der Gaskammer ermordet wurden.
Zu den österreichischen Mitgliedern der Österreichischen Freiheitsfront/Gruppe Moosbierbaum gehörten unter anderem:
Maria Brenner, Wilhelm Breuer, Maria Brunner, Johann Brunner, Josef Bunzengruber, Josef Cwikla, Albin Czech, Franz Dorfmeister, Gustav Exinger, Marie Fajmann, Margarete Farkas, Rudolf Gottwald, Josef Göpfert, Robert Grubauer, Johann Hauer, Johann Heidecker, Franz Holzschuh, Josef Jellinek, Ferdinand Jilch, Emma Kantner, Josefa Keiblinger, Karl Krobanitsch, Johann Lingler, Alois Mandl, Karl Marischler, Leopold Markl, Maria Matzl, Eugen Metzl, Anton Öllerer , Paul Palkowitsch, Maria Pfeiffer, Franz Prinz, Peter Radkowitsch, Josef Rassinger, August Regelsberger, Josef Scharkösi, Josef Scherhaufen, Johann Schmid, Franz Schober, Johann Schöpf, Heinrich Tomaschko, Leopold Trofeit, Karl Wallner, Theobald Weber, Johann Zehetner, Karl Zischkin
Zu den nicht-österreichischen Mitgliedern der Österreichischen Freiheitsfront/Gruppe Moosbierbaum gehörten unter anderem:
Ilja Arganjew (Sowjetunion), Wladislaw Baldawski (Sowjetunion), Wasil Beskrowny (Sowjetunion), Jowo Federowic (Jugoslawien), Zdzosilaw Gladisjak (Polen), Mieczyslaw Galewski (Polen), Simon Grigorjew (Sowetunion), Gigorj Galiagin (Sowetunion), Wassilij Krutschek (Sowjetunion), Lev Mackoviak (Polen), Blazej Mackoviak (Polen), Milutin Marjanovic (Jugoslawien), Makar Naumow (Sowjetunion), Petro Olinik (Sowejtunion), Alexej Petrow (Sowjetunion), Nikola Poksic (Jugoslawien), Nikolai Rumjawzew (Sowjetunion), Timofej Semenow (Sowjetunion), Pawel Sklarow (Sowjetunion), Slawko Stanowic (Jugoslawien), Nikolaij Stukanow (Sowjetunion), Fedor Tziganow (Sowjetunion)
Quellen
- Schwarz, Peter/Mohnl, Christiane (2004): Eine kurze Geschichte des Gedenkens (Wien)