Oberschulrat Gertraud Margaretha Jedliczka (geb. Döttling)

Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 08.02.1940 - 13.06.1940,
Entlassung 08.02.1940
Ehrungen:
Goldenes Ehrenzeichen der Republik Österreich
Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Gertraud Döttling (später verehelichte Jedliczka) wird als Tochter des späteren steirischen Landessekretärs der Christlich-sozialen Partei, Landtagsabgeordneten und Bundesrats Alois Döttling und seiner Ehefrau Josefine, geborene Sparovic, in Gröbming geboren. Die Familie stammt ursprünglich aus Berzdorf bei Reichenberg im heuten Tschechien, war jedoch nach dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns 1918 in die Steiermark übersiedelt. Ihr älterer Bruder, Alois Döttling, wurde noch in Berzdorf geboren, wogegen ihre jüngere Schwester Martha Döttling ebenfalls in in Gröbming geboren wird.
Nach dem Besuch der Volksschule geht sie in die Hauptschule und besucht im Anschluss die Lehrerinnenbildungsanstalt in der Hofzeile im 19. Wiener Gemeindebezirk. In dieser Zeit engagiert sie sich beim Katholischen Jungvolk [heute: Katholische Jugend] und der Marianischen Kongregation. Die gläubige Familie ist strikt anti-nationalsozialistisch eingestellt.
Als Schülerin erlebt Gertraud Döttling den Untergang Österreichs, als am 12. März 1938 die deutsche Wehrmacht einmarschiert. Nach der Okkupation Österreichs gründet Friedrich Theiss die Österreichische Front [auch genannt Gruppe Theiss oder Österreichische Bewegung], eine Gruppe, die die Loslösung des besetzten Österreichs vom Deutschen Reich anstrebt. Diese Organisation wirbt Mitglieder und gründet sogar eine eigene Frauengruppe unter der Führung von Gertraud Döttlings Klassenkameradin Josefa Breuer. Es werden monatlich Mitgliedsbeiträge eingehoben, Ausflüge und Schulungen organisiert und pro-österreichische Schriften hergestellt. Sogar die Aufstellung einer eigenen Wehrgruppe unter der Führung von Alois Döttling und Franz Vochozka wird ins Auge gefasst.
Sowohl über ihre Klassenkameradin Josefa Breuer als auch über ihren Bruder Alois Döttling, der über das Österreichische Jungvolk [Anm: Jungendorganisation der Vaterländischen Front] Friedrich Theiss kennt, wird sie für die Österreichische Front geworben und beteiligt sich dort aktiv. Im März 1939 maturiert sie schließlich und fängt 1940 in der damaligen Volksschule Spallartgasse zu arbeiten an.
Als der Flakkanonier Leopold Buliczek, der ebenfalls Mitglied der Österreichischen Front ist, beim Versuch sich nach Ungarn abzusetzen, erwischt wird, gibt er nach den Verhören der Gestapo die Existenz der Gruppe Österreichischen Front um Friedrich Theiss preis.
Am 8. Februar 1940 wird Gertraud Döttling in der Schule von der Gestapo verhaftet. Sie wird in die Haftanstalt in der Rossauerlände (auch Elisabethpromenade genannt) eingeliefert und nach drei Monaten in das Landesgericht I überstellt. Noch am Tage ihrer Verhaftung wird sie aus dem Schuldienst entlassen. Am 13. Juni 1940 wird sie schließlich auf freien Fuß gesetzt.
Nachdem ihr die Arbeit als Lehrerin untersagt ist, arbeitet sie bis Kriegsende als Lohnverrechnerin.
Am 17. Dezember 1941 wird der Gruppe um Friedrich Theiss, den Mitgliedern der “Österreichischen Front” schließlich vor dem Sondergericht der Prozess gemacht. Bei diesem Prozess wird Gertraud Döttling wegen Vergehens nach dem Gesetz gegen die Neubildung von Parteien zu 8 Monaten Gefängnis (unter Anrechnung der Vorhaft, die Reststrafe wurde bedingt ausgesetzt) verurteilt.
Unmittelbar nach Kriegsende wird Gertraud Döttling rehabilitiert und tritt im Juli 1945 eine Lehrstelle in der Volksschule in der Goldschlagstraße im 15. Wiener Gemeindebezirk an. Sie heiratet 1948 den Tischlermeister Johann Jedliczka und tritt der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich bei. Ein Jahr wird der gemeinsame Sohn geboren. Leider verwitwet sie bereits ein Jahr später und ist alleinerziehende Mutter. 1972 wird Gertraud Jedliczka Direktorin der Volksschule Märzstraße im 14. Wiener Gemeindebezirk.
Sie geht mit September 1981 in den Ruhestand und verstirbt mit 87 Jahren in Wien. Sie ist am Baumgartner Friedhof in Wien beigesetzt.
Orte
Wohnort:
Quellen
Bildungsdirektion Wien
Österreichisches Staatsarchiv (ÖStA)
Friedhöfe Wien
