Kommunistischer Widerstand
von Wolfgang Neugebauer und Stephan Roth
Der Widerstand der Kommunisten war nach NS-Quellen der zahlenmäßig weitaus stärkste, fast 50 Prozent der angeklagten Widerstandskämpfer und Widerstandskämpferinnen sind dem kommunistischen Widerstand zuzuordnen. So weist ein mit 28.3.1944 datierter Bericht der Gestapo Wien bis Ende 1943 6.300 Festnahmen von „kommunistischen Funktionären und Parteigängern“ aus. Gegen diese Widerstandskämpfer und Widerstandskämpferinnen wurden vom VGH und vom OLG Wien bis zu diesem Zeitpunkt 364 Todesurteile verhängt, von denen 293 vollstreckt wurden. Diese Einflussgewinnung der bis 1933/34 kleinen KPÖ war möglich, weil die Partei von Anfang an die Parole des aktiven Widerstandes ausgab. Schon in der ersten, am 12.3.1938 beschlossenen Erklärung des Zentralkomitees trat die KPÖ für die Wiederherstellung der Unabhängigkeit Österreichs ein und gab ihrem Widerstand – unter Zurücksetzung klassenkämpferischer und revolutionärer Parolen – eine betont österreich-patriotische Orientierung. Analog zur Entwicklung in anderen von Deutschland besetzten Ländern propagierte die KPÖ die Bildung einer überparteilichen „Österreichischen Freiheitsfront“, die jedoch weitgehend nur ein propagandistischer Anspruch blieb.
In diesem Rahmen können die verschiedenen KPÖ-Leitungsgremien, die aus dem Ausland zurückkehrenden Funktionäre und Funktionärinnen, Fallschirmagenten und Fallschirmagentinnen, die unzähligen Lokal- und Betriebsgruppen, der sehr aktive Kommunistische Jugendverband und die militante tschechische KPÖ-Gruppe sowie die intensive Propagandatätigkeit in Form von illegalen Zeitungen und Flugblättern lediglich erwähnt werden. Im Besonderen hingewiesen sei jedoch auf die verheerende Rolle von V-Leuten der Gestapo, also Spitzeln, die ganze Gruppen des kommunistischen, aber auch des sozialistischen und katholischen Widerstandes (mit hunderten Aktivisten und Aktivistinnen) der Gestapo auslieferten, während Denunziationen – abgesehen von erzwungenen Geständnissen – im Bereich des organisierten Widerstandes so gut wie keine Rolle spielten.
Quelle: Fritz, Herbert/Krause, Peter (2013): Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. (ÖVfStG, 2013) S. 61/62.