Dr. Hans Sidonius von Becker

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Hans Sidonius von Becker (DÖW)

Personalia

Geboren:

21. September 1895, Pula

Gestorben:

16. Dezember 1948, Santiago de Chile

Beruf:

Diplomat

Verfolgung:

Haft 14.03.1938 - 02.04.1938,
KZ Dachau 02.04.1938 - 27.09.1939,
KZ Mauthausen 27.09.1939 - 19.12.1940,
Haft 28.02.1945 - 01.04.1945,
KZ Mauthausen 01.04.1945 - 05.05.1945

KZ-Nummer:

131, 138025

Mitgliedschaften

Großloge von Österreich der Alten, Freien und Angenommenen Maurer, O5 (Österreich)

Lebenslauf

Hans Sidonius Becker wird als Sohn des k.k.Konteradmirals und Leiters der Marineakademie Fiume, Alois Ritter von Becker in Pula geboren und maturiert 1913 am dortigen k.u.k. Staatsgymnasium. Danach inskribiert er gleichzeitig an der Universität Wien Rechtswissenschaften und an der Kunstgewerbeschule Malerei und Architektur. Mit dem Ausbruch des Erste Weltkriegs wird Hans Sidonius von Becker zum Militärdienst eingezogen. Er rüstet schließlich als Oberleutnant ab.

Nach dem Krieg wird er zunächst Bankbeamter. Von 1922 bis 1928 arbeitet er im Auftrag des Bundespressedienstes in Lateinamerika. Zurück in Wien ist er von 1930 bis 1935 Mitglied der Künstlervereinigung Hagenbund, der fortschrittlichsten Vertretung bildender Künstler in Österreich. Am 24. März 1929 wird er in die Freimaurerloge Zukunft der Großloge von Wien aufgenommen. Sein Bürge ist der Facharzt und der bekennende Sozialdemokrat Victor Hammerschlag. Im gleichen Jahr heiratet er Annie Lieser und hat mit ihr einen gemeinsamen Sohn. Seine Frau und der gemeinsame Sohn müssen 1938 wegen ihrer jüdischen Herkunft aus Österreich fliehen und können in die USA entkommen.

1934 tritt Hans Sidonius von Becker der Vaterländischen Front bei und wird Leiter der Propagandaabteilung. Dort ist er direkt dem Generalsekretär Walter Adam unterstellt. Er engagiert sich besonders im Kampf gegen den Nationalsozialismus. Er fordert bereits 1937 die Schaffung eines Büros, genannt das “Operationsbüro” innerhalb des Sekretariats der Vaterländischen Front, das im Falles einer Annexion Österreichs als Plattform für die Koordination von Kampfmaßnahmen gegen den Nationalsozialismus dienen solle.

Trotz seiner Mitgliedschaft zur Vaterländischen Front, tritt er nicht aus der Großloge von Wien, bzw. der Freimaurerloge Zukunft aus. Im Jänner 1938 wird er in den Vorstand der Österreichischen Völkerbundliga gewählt, der Schwesterorganisation der Deutschen Liga für Völkerbund.

Nachdem am 12. März 1938 die Truppen des Deutschen Reiches in Österreich einmarschieren, wird Hans Sidonius von Becker am 14. März verhaftet und mit dem sog. “Prominententransport” am 1. April 1938 ins KZ Dachau deportiert. Der Transport erreicht Dachau am 2. April 1938. Nach dem Beginn des deutschen Einmarsches in Polen am 1. September 1939 wird das KZ Dachau kurzfristig geräumt und Hans Sidonius von Becker am 27. September 1939 in das KZ Mauthausen überstellt. Aufgrund seiner Fähigkeit technische Pläne zeichnen zu können kommt er ins Planungsbüro des Konzentrationslagers. Als die meisten aus dem KZ Dachau überstellten Häftlinge einige Monate später wieder in das KZ Dachau überstellt werden, bleibt Hans Sidonius von Becker im KZ Mauthausen, da er für Planungsarbeiten benötigt wird. Am 19. Dezember 1940 wird er schließlich aus dem KZ Mauthausen entlassen.

Hans Sidonius von Becker kehrt nach Wien zurück und studiert Völkerkunde, worin er 1941 promoviert. Bereits im Mai 1941 läßt er die Idee des “Operationsbüros” wieder aufleben und sammelt Oppositionelle und ehemalige Mitstreiter um sich. Die Kontaktaufnahme ist natürlich sehr schwer, da viele der potentiellen Mitstreiter von der Gestapo überwacht werden. Über Carl Szokoll bringt er seine Widerstandsaktivitäten 1944 in die Widerstandsgruppe O5, der u.a. auch Fritz Molden und Raoul Bumballa angehören ein.

Privat heiratet Hans Sidonius von Becker die Ethnologin und spätere Museumsleiterin Etta Becker-Donner, nachdem er die Ehe mit Annie Lieser im Juli 1941 annullieren läßt. 1944 kommt die gemeinsame Tochter Franka zur Welt.

Motiviert durch das herannahen der Befreiung durch die Alliierten planen die Widerstandskämpfer des militärischen Widerstands um Major Karl Biedermann, Hauptmann Alfred Huth, Oberleutnant Rudolf Raschke und Carl Szokoll mit der “Operation Redetzky” die kampflose Übergabe Wiens. Im Rahmen eines Vorbereitungstreffens wird Hans Sidonius von Becker jedoch am 28. Februar 1945 erneut verhaftet und am 1. April 1945 in das KZ Mauthausen verschleppt. Dort wird er am 5. Mai 1945 von amerikanischen Truppen befreit.

Nach dem Krieg versucht er vergeblich in der ÖVP Karriere zu machen. In Folge tritt er in den diplomatischen Dienst. Nachdem sich die österreichische Freimaurerei nach dem Verbot und der Verfolgung durch den Nationalsozialismus wieder konstituiert, tritt er 1945 der Sammelloge Humanitas renata bei, jener Wiener Loge, in welcher sich jene 48 Überlebenden Freimaurer organisieren, die von den ca. 800 Wiener Freimaurern von vor 1938 übrig geblieben sind, und ab 1946 der wieder gegründeten Loge Zukunft.

Becker wird im März 1947 österreichischer Generalkonsul in Brasilien und anschließend Geschäftsträger der Republik Österreich in Chile. Am 16. Dezember 1948 wird er in Santiago de Chile von einem seiner Angestellten ermordet. Die Untersuchungen ergaben, dass es ein Eifersuchtsattentat gewesen sei.

Orte

Wohnort:

Verfolgung:

KZ Dachau (Deutschland), KZ Mauthausen

Quellen

Stackl, Erhard (Wien): Hans Becker O5. Widerstand gegen Hitler (2022)

Mauthausen Memorial KZ-Gedenkstätte

Wikipedia unter https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Sidonius_Becker

Hans von Becker

Diplomat
* 21. Sep. 1895
Pula
† 16. Dez. 1948
Santiago de Chile
Haft, KZ Dachau, KZ Mauthausen