Major Karl Franz Biedermann

Photo vom erhängten Major Karl Biedermann
Major Karl Biedermann von der SS am Floridsdorfer Spitz erhängt (ÖNB)

Personalia

Geboren:

11. August 1890, Miskolc

Gestorben:

8. April 1945, Wien

Beruf:

Postbeamter und Soldat

Verfolgung:

Haft 05.04.1945 – 08.04.1945,
Ermordet am 08.04.1945

Lebenslauf

Karl Franz Biedermann kommt in Miskolc in Ungarn als ehelicher Sohn des Bahnbeamten Karl Biedermann und Beatrix, geborene Jarosch, zur Welt. Nach der Volksschule wechselt er an die Kadettenschule in Traiskirchen und wird anschließend Offizier in der Österreich-Ungarischen Armee. Im Ersten Weltkrieg nimmt er als Frontoffizier teil und dient bis 1920 beim Österreichischen Bundesheer. Nach seiner Ausmusterung als Hauptmann wechselt er als Beamter in die Österreichische Postsparkasse.

1923 heiratet er die aus Pilsen stammende Elisabeth Fiala. 1928 tritt Karl Biedermann dem Heimatschutz bei. Im Rahmen des sozialistischen Februaraufstandes leitet er als Bataillonskommandant die unrühmliche Eroberung des Karl-Marx-Hofes im 19. Wiener Gemeindebezirk. Mit dem Wiener Führer des Heimatschutzes und späteren Vizekanzler Emil Fey hat er gröbere Meinungsverschiedenheiten, darüber hinaus tritt er in den 1930ern als illegales Mitglied der NSDAP bei.

Nach der Okkupation Österreichs durch das Dritte Reich am 12. März 1938 tritt Karl Biedermann in die Deutschen Wehrmacht ein, wird 1940 zum Major befördert und nimmt nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges am Westfeldzug, am Balkanfeldzug und am Krieg gegen die Sowjetunion teil. 1943 kehr er nach Wien zurück, da er zum Kommandeur der Heeresstreifenabteilung Groß-Wien ernannt. Zu dieser Zeit hat er sich bereits vom Nationalsozialismus abgewendet, zumal er sich in Wien der von Major Carl Szokoll geleiteten Widerstandsgruppe von Österreichern innerhalb des Wehrkreiskommandos XVII anschließt.

Im Frühjahr 1945 plant diese die ‚Operation Radetzky‘, deren Ziel es ist, die Rote Armee bei der Befreiung Wiens zu unterstützen und so größere Zerstörungen zu verhindern. Major Karl Biedermann soll mit seinen Truppen Schlüsselstellungen in der Stadt besetzen und die Sprengung von Brücken verhindern.

Doch die für 6. April 1945 geplante ‚Operation Radetzky‘ wird verraten. Major Karl Biedermann wird noch in der Nacht vom 5. auf den 6. April 1945 verhaftet, vor ein Standgericht gestellt und zum Tode verurteilt. Am 8. April 1945 wird er zusammen mit zwei weiteren Angehörigen des militärischen Widerstands, Hauptmann Alfred Huth und Oberleutnant Rudolf Raschke, öffentlich am Floridsdorfer Spitz in Wien gehängt. Der Wiener Chef der Sicherheitspolizei und des SD Rudolf Mildner übernimmt persönlich das Kommando am Richtplatz. Der Wiener Gestapo-Beamte und SS-Obersturmführer Franz Kleedorfer führt die Hinrichtung durch. Auf der Brust Major Karl Biedermanns wird eine Tafel mit der Aufschrift: „Ich habe mit den Bolschewisten paktiert!“ angebracht.

Sterbeurkunde von Major Karl Biedermann: "Todesursache: Von der SS (Gestapo) hingerichtet"

[…] Die Tür des Autobus öffnete sich und es stieg ein ca. 60 Jahre alter Offizier des Heeres ohne Dienstgradabzeichen, Hoheitsabzeichen und Auszeichnungen aus. Er trug Reithose, Stiefel und Bluse und war ohne Kopfbedeckung. Die Hände hatte er nach vornehin gefesselt. Auf der Brust hatte er 2 Tafeln hängen und ich konnte später folgendes lesen: „Ich habe mit den Bolschwiken paktiert!“. Der Offizier wurde von 2 SS-Männern zu der Säule der Autobusstelle geführt, wo der erste Stick befestigt war. Der Leutnant schrie: „Hoch“. Die 2 Henkersknechte hoben ihn hoch und der Leutnant zog den Kopf in die Schlinge. Die Knechte zogen dann auf Befehl an. Dies dauerte einige Minuten, bis die Zunge des Offiziers zum Vorschein kam. Der Leutnant stieg herunter, nahm ein Messer oder einen Dolch heraus und schnitt die Handfessel durch. Dann stellte er sich wohlgefällig hin und sah herum. […]

Der Augenzeuge Ferdinand Huschka am 25. Juni 1945

Gemeinsam mit den beiden anderen ermordeten Widerstandskämpfern Hauptmann Alfred Huth und Oberleutnant Rudolf Raschke findet er seine letzte Ruhe auf dem Hietzinger Friedhof in einem Ehrengrab.

Seine Ehefrau Elisabeth Biedermann engagiert sich nach der Befreiung Österreichs durch die Alliierten in der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich und erhält die Lizenz eine Trafik zu betreiben. Also Trafikantin geht sie in der Ruhestand und verstirbt kinderlos 1967 in Wien. Ihre letzte Ruhestätte findet Elisabeth Biedermann am Friedhof in Wien-Hietzing.

Orte

Wohnort:

Freyung 4 (Wien)

Ehrung:

Ehrengrab, Gedenktafel (Wien), Gedenktafel (Wien), Biedermann-Huth-Raschke-Kaserne (Wien), Karl Biedermann Gasse (Wien)

Quellen

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)

Österreichisches Staatsarchiv (ÖStA)

Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)

Wikipedia unter de.wikipedia.org/wiki/Karl_Biedermann

Matricula Online

Friedhöfe Wien - Verstorbenensuche

Karl Biedermann

Postbeamter und Soldat
* 11. Aug. 1890
Miskolc
† 8. Apr. 1945
Wien
Haft, Ermordet