Major Carl Otto Josef Szokoll (geb. Schöpfleuthner)

Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Widerstandskämpfer
Ehrungen:
Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
Ehrenring der Stadt Wien
Ehrenbürger der Stadt Wien
Eisernes Kreuz I. Klasse
Eisernes Kreuz II. Klasse
Kriegsverdienstkreuz I. Klasse mit Schwertern
Kriegsverdienstkreuz II. Klasse mit Schwertern
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Carl Otto Josef Szokoll kommt in Wien als unehelicher Sohn des Vizeleutnants im kaiserlichen Hoch- und Deutschmeisterregiment, Karl Szokoll und Maria Schöpfleuthner zur Welt. Nach der Rückkehr aus der russischen Kriegsgefangenschaft 1918 heiraten die Eltern und Carl Szokoll nimmt den Nachnamen Szokoll an.
Nach der Volksschule geht er auf ein Realgymnasium in Wien, wo er 1934 mit Auszeichnung maturiert. Noch im gleichen Jahr beginnt er als Einjährig-Freiwilliger beim österreichischen Bundesheer. Er wird als Jahrgangsbester in die Theresianische Militärakademie aufgenommen, absolviert diese mit Bravour und wird Berufssoldat beim österreichischen Bundesheer.
1936 lernt Carl Szokoll in einer Wiener Tanzschule Christine Kukula kennen, die teilweise jüdischer Abstammung ist. Eine Heirat vor 1938 scheitert an der unsicheren Berufsstellung von Carl Szokoll und am Widerstand seines Vaters.
Am 12. März 1938 muss der überzeugte Österreicher erleben, wie das freie und unabhängige Österreich mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht untergeht. Mit der Besetzung Österreichs wird die deutsche Gesetzgebung übernommen und damit auch die ‘Nürnberger Rassengesetze’, nach denen Christine Kukula als ‘Mischling I. Grades’ oder ‘Halbjüdin’ gilt.
Carl Szokoll wird als Leutnant in die deutsche Wehrmacht übernommen und dem Kradschützen-Bataillon 2 der 2. Panzerdivision zugeteilt. Mit dem deutschen Überfall auf Polen wird Carl Szokoll dort eingesetzt, später in Frankreich, wo er schwer verletzt und nur mehr für den Garnisonsdienst als tauglich eingestuft wird. Im Februar 1941 kommt er nach Wien und wird zum Hauptmann befördert. Ab 1943 übt er die Funktion eines Ordonanzoffiziers des XVII. Armeekorps, zuständig für Materialbeschaffung, aus.
Der überzeugte Österreicher Carl Szokoll ist 1943 bereits der Überzeugung, dass nur die Beseitigung Adolf Hitlers den Krieg und das nationalsozialistische Terrorregime beenden kann. Als er mit regimekritischen Offizieren in Kontakt kommt, schließt er sich dem militärischen Widerstand an. So wird Carl Szokoll Organisator der ‘Operation Walküre’ in Wien.

Ziel der ‘Operation Walküre’ ist nicht allein ein Attentat auf Adolf Hitler, sondern die parallele vollständige Übername der Kontrolle über den nationalsozialistischen Machapparat, die Unterdrückung allfälligen Widerstands von Anhängern der NSDAP und in weiterer Folge der Abschluss eines Waffenstillstandes mit den Alliierten.
Hauptverantwortlich in Berlin für die Umsetzung der ‘Operation Walküre’ in Wien ist der enge Freund von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Oberstleutnant im Generalstab Robert Bernardis. Er steht in Kontakt mit Carl Szokoll. Als am 20. Juli 1944 das Attentat auf Adolf Hitler schließlich stattfindet und die ‘Operation Walküre’ in Gang gesetzt wird, ist Wien für vier Stunden unter Kontrolle der Wehrmacht und der nationalsozialistische Machtapparat entmachtet.
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Gibt es jedoch über dieses Recht hinaus nicht nur ein Recht, sondern sogar eine Pflicht des Widerstandes? Ja.
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Vielleicht nicht als geschriebenes, staatstragendes Gesetz, sondern als Maxime für das Handeln jedes einzelnen seiner Bürger - denn allein diese Pflicht des Widerstandes gegen den das Unrecht befehlenden Gewalthaber sichert den Fortbestand unserer Demokratie.
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Nach dem tragischen Zusammenbruch der ‘Operation Walküre’ schafft es Carl Szokoll in Wien unentdeckt zu bleiben, da der die ‘Walküre-Befehle’ über eine nicht nachverfolgbare interne Telefonleitung erhalten hatte. Er bleibt nicht nur völlig unentdeckt, sondern wird sogar zu seinem eigenen Erstaunen am 1. August 1944 zum Major befördert und zum Leiter einer Außenstelle des Oberkommandos der Heeres für den Bereich des Südostens ernannt.
Von diesem Rückschlag lässt sich Carl Szokoll nicht entmutigen und knüpft bald danach Kontakte zur Widerstandsgruppe ‘O5’. Als im März 1945 die Rote Armee immer näher an Wien heranrückt, wird er beauftragt, einen Plan zur Verteidigung Wiens auszuarbeiten. Sollte Wien nicht zu halten sein, soll er festlegen, welche zentrale Infrastruktur, als ein ‘Nero-Befehl’, zu vernichten sei. Er plant so, dass er der Roten Armee den Zugang über den Westen erleichtert, indem er die für die Verteidigung Wiens abkommandierten vier SS-Divisionen im Osten und Süden positioniert. Außerdem soll der militärische Widerstand eine Lücke im Verteidigungsring öffnen, um den Kampf um Wien abzukürzen. Dieser Plan erhält die Bezeichnung ‘Operation Radetzky’.
Doch die für 6. April 1945 geplante ‚Operation Radetzky‘ wird verraten. Die Befreiungskämpfer Oberleutnant Rudolf Raschke, Hauptmann Alfred Huth und Major Karl Biedermann werden von der SS am 8. April 1945 am Floridsdorfer Spitz gehängt. Auf der Brust von Rudolf Raschke und Karl Biedermann wird eine Tafel mit der Aufschrift: „Ich habe mit den Bolschewisten paktiert!“ angebracht.

Auch gegen Carl Szokoll wird ein Haftbefehl erlassen. Dieser wird aber von Oberfeldwebel Ferdinand Käs gewarnt, weshalb er rechtzeitig seiner Verhaftung entgehen kann. Zwar scheitert ein Versuch bei Hütteldorf zu den Sowjets überzulaufen, er kann sich aber in der Wohnung einer Kommunistin verstecken. Nach der Befreiung der westlichen Wiener Bezirke meldet er sich sofort beim Stab der sowjetischen Truppenteile.
Kurz nach der Befreiung Wiens durch die Rote Armee gerät er in das Fadenkreuz der Sowjets. Gemeinsam mit anderen Mitgliedern der ‘O5’ wird er am 15. April 1945 verhaftet. Ihm gelingt zwar am 2. Juni 1945 die Flucht, am 5. September 1945 folgt aber eine neuerliche Verhaftung. Nachdem er die russischen Offiziere überzeugen kann, dass er kein US-amerikanischer Spion ist, wird er am 17. Oktober 1945 endgültig freigelassen.
Nach dem Krieg heiratet Carl Szokoll 1946 seine langjährige Freundin Christine Kukula mit der er ein Leben lang zusammenbleiben wird. Sie haben einen gemeinsamen Sohn. Über eine weniger erfolgreiche Anstellung als Lektor eines Kinderbuchverlages, kommt der mit dem Filmgeschäft in Berührung. Er steigt als Produktionsleiter auf und ist in dieser Funktion an den Filmen ‘Die letzte Brücke’ und ‘Der letzte Akt’ beteiligt. Später gründet er die Produktionsfirma ‘Neue Delta’ und ist u.a. mit Regisseur Franz Antel, der Mitglied der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich ist, Produzent der Filmreihe ‘Der Bockerer’. In Wien geht er schließlich in Pension. Carl Szokoll verstirbt mit 88 Jahren in Wien und findet seine letzte Ruhestätte am Wiener Zentralfriedhof.
Orte
Wohnort:
Ehrung:
Quellen
Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)
Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (2024): Carl Szokoll. Österreichischer Widerstand gegen das NS-Regime im Regierungsgebäude (Wien)
Geschichte.Wien.Wiki unter www.geschichtewiki.wien.gv.at/Carl_Szokoll
Wikipedia unter de.wikipedia.org/wiki/Carl_Szokoll
