Dr. Dr. h. c. Alfons Gorbach

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Alfons Gorbach (ÖVfStG)

Personalia

Geboren:

2. September 1898, Imst

Gestorben:

31. Juli 1972, Graz

Beruf:

Bundeskanzler

Verfolgung:

Haft 13.03.1938 - 01.04.1938,
KZ Dachau 01.04.1938 - 27.09.1939,
KZ Flossenbürg 27.09.1939 - 02.03.1940,
KZ Dachau 02.03.1940 - 12.11.1942,
Haft August 1944 - 04.11.1944,
KZ Flossenbürg 04.11.1944 - 20.04.1945,
KZ Dachau 20.04.1944 - 29.04.1945 (Befreiung des Lagers)

KZ-Nummer:

13853, 344, 26987

Mitgliedschaften

K.Ö.St.V. Babenberg Graz, K.Ö.H.V. Nordgau Wien, K.Ö.H.V. Carolina Graz, K.Ö.St.V. Austria Krems, K.St.V. Waldmark Mürzzuschlag, ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich

Lebenslauf

Der gebürtige Tiroler Alfons Gorbach ist Schüler am fürstbischöflichen Knabenseminar in Graz. Er soll nach dem Wunsch der Eltern Priester werden. Als Gymnasiast rückt er 1916 zum Kärntner Infanterieregiment Nr. 7 ein, wird Offizier und verliert bei der 12. Isonzo-Schlacht sein rechtes Bein. 1917 mustert er hochdekoriert als Invalide ab, holt die Maturaprüfung nach und studiert an der Universität Graz Rechtswissenschaften.

1919 tritt er der Studentenverbindung Carolina bei. 1920 gehört er zu den Gründern der Grazer CV-Verbindung Babenberg. Nach der Promotion zum Dr. iuris 1922 beginnt er sein Gerichtsjahr. Danach arbeitet er in der Invalidenentschädigungskommission für die Steiermark.

Bereits als Student betätigt sich Alfons Gorbach politisch bei den Christlichsozialen und 1933 bei der VF, wo er hoher Funktionär wird. 1937 verüben die Nationalsozialisten einen Bombenanschlag auf ihn. Am 27.2.1938 hat er noch eine Großkundgebung für ein freies und unabhängiges Österreich in Graz organisieren können.

Nach dem Anschluss wird Alfons Gorbach am 16.3.1938 verhaftet und kommt mit dem ersten Transport, dem sogenannten „Prominententransport“, vom 1.4.1938 ins KZ nach Dachau. Hier trifft er u. a. mit Karl M. Stepan und Oberst Franz Zelburg (1883–1950) zusammen. Alfons Gorbach kann an dem aus Anlass des 50. Gründungstages der Carolina von Alfred Maleta organisierten, inzwischen legendär gewordenen „Festsalamander“ in der KZ-Kantine nicht teilnehmen, weil er im sog. „Bunker“ einsitzen muss.

Zwischenzeitig wird er vom 27.9.1939 bis 2.3.1940 in das KZ Flossenbürg überstellt. Nach seiner Rückführung nach Dachau erfolgt am 12.11.1942 die Enthaftung. Er arbeitet anschließend als Schweißer in einer Grazer Fabrik, bis er im August 1944 nach dem Attentat vom 20. Juli auf Adolf Hitler im Verlauf der „Aktion Gitter“ neuerlich verhaftet wird. Zunächst wird er am 4.11.1944 in das KZ Flossenbürg überführt und von dort am 20.4.1945 in das KZ Dachau überstellt, wo er am 29.4.1945 von den Amerikanern befreit wird. Alfons Gorbach berichtet darüber:

„Seit Tagen verpestet ein süßlicher Leichengeruch das Lager, 2.800 unbestattete Leichen lagen zu Hauf vor dem Krematorium. Ein Leidenszug von 800 jüdischen Häftlingsinvaliden, die bis auf 24 in den letzten Tagen mangels Verpflegung gestorben waren, stand auf dem Industriegleise vor dem Drahtverhau. Eine Sehnsucht stieg himmelan: ‚Herr, erlöse uns!‘. Aber nicht mehr ferne über die Bahnen des gnadenvoll erschlossenen Himmels rollten die Salven der amerikanischen Artillerie. In unseren Sinnen lebte ein Gedanke: Was wird mit uns geschehen? Unsere Sorge bestätigte sich in düsterer Begründung. In letzter Stunde war ein Geheimbefehl Himmlers folgenden Wortlautes eingegangen: ‚Nachdem die Insassen des Lagers Buchenwald sich nach ihrer Befreiung grausam zur Bevölkerung von Weimar verhalten haben, ergeht die Weisung, keinen Häftling lebend in die Hände des Feindes gelangen zu lassen. Die Marschfähigen sind sofort zu evakuieren‘. Das Netz, mit dem sich das Lagerkommando umgab, war nicht mehr so dicht wie einst. Bald wusste jeder, was der Herrscher der SS mit uns im Sinn hatte. Noch weilten einige Hinrichtungskommandos und eine bedeutende Zahl an Wachmannschaften im Lager. In rasender Sehnsucht drangen unsere Blicke durch die Maschen des Gittergeflechts. Würden die Hinrichtungskommandos nach Himmlers Befehl handeln? Die Antwort kam stumm, doch jäh und erlösend: Von der Hauptwache stieg am 29.4. 1945 früh die weiße Fahne hoch. Die Zange der amerikanischen und französischen Streitkräfte war daran, sich um weite Gebiete Bayerns zu schließen, Dachau und München waren im Kessel. Immer heftiger gestaltete sich der Gefechtslärm. Kugeln pfiffen über die Lagerdächer. Wir lauschten in ungeheurer Anspannung, entfernt immer noch von der lauernden Angst bedrängt, es könnte ein unvorhergesehenes Ereignis das Unwahrscheinliche unseres nahen Glückes zerstören. Da endlich – ein unvergesslicher Augenblick – er bleibt in die starre Zahl der Worte gebannt – es war zwei Minuten nach halb sechs Uhr abends – rast ein kleiner amerikanischer Gefechtswagen durch das Gittertor auf den Appellplatz. Die Sprache kann den Schrei nicht schildern, der über dem Todesatem der Dächer von Dachau erklang! Tausende, zehntausende schrien ihn, ein Schrei der Freude, aufbrausend wie ein Urlaut neuer Lebenshoffnung aus jahrelang verschütteten Brunnen des Herzens. Aus den Barackentüren quoll der Strom der Gequälten und Entrechteten; fünf, zehn, ja elf Jahre hatten hier manche durchlitten, seelische und körperliche Folterqualen erduldet. Nun hasteten, stolperten, schrien sie in das Leben hinaus, das sich ihnen doch noch einmal in einer jähen Neigung darbieten wollte. “ (Aus Gorbach, Staatsmann und Gentleman).

Alfons Gorbach hat in den fünfeinhalb Jahren im Gefängnis und in der KZ-Haft, 102 Tage davon in Dunkelhaft, viel Leid erdulden müssen. Im Juli 1945 kehrt er nach Wörschach im Ennstal zurück, wo er seine Frau und Tochter Alfonsa wiederfindet. Nach dem Krieg tritt Alfons Gorbach trotz der erlittenen Drangsale in den KZs für die Versöhnung mit den politisch schuldlosen ehemaligen Nationalsozialisten, den Mitläufern und „Minderbelasteten“, ein. Er findet auch immer wieder mutige Worte für die Soldaten des Zweiten Weltkrieges und fordert die Anerkennung ihrer Opfer.

Schon kurz nach seiner Rückkehr betätigt er sich – gegen den Willen seiner Ehefrau – politisch in der ÖVP, wird Nationalrat, später steirischer Landesparteiobmann und Bundesparteiobmann und schließlich 1961 bis 1964 Bundeskanzler der Republik Österreich. Er ist auch Mitglied der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich.

Orte

Verfolgung:

KZ Dachau (Deutschland), KZ Flossenbürg (Deutschland)

Ehrung:

Dr. Alfons Gorbach Hof (Kapfenberg), Dr. Alfons Gorbach Platz (Wörschach)

Wohnort:

Quellen

Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S: 95-97.

Alfons Gorbach

Bundeskanzler
* 2. Sep. 1898
Imst
† 31. Juli 1972
Graz
Haft, KZ Dachau, KZ Flossenbürg