Richard Karl Becher

Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 16.09.1940 - 14.08.1942
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Richard Karl Becher kommt in Wien als ehelicher Sohn des Bahnbeamten Leopold Becher und seiner Gattin Franziska Magdalena, geborene Meister, zur Welt. Nach der Volksschule besucht er ein Gymnasium in Wien, bricht dieses jedoch ab und rückt 1916 in den Ersten Weltkrieg ein. Zwischen 1917 und 1918 kämpft er an der österreichisch-italienischen Front.
In Österreich erlebt Richard Becher die Niederlage Österreich-Ungarns, die Zerschlagung der Doppelmonarchie und die Vertreibung der Habsburger. Nach zweijähriger Arbeitslosigkeit findet er Anstellung als Bankbeamter. 1922 heiratet er Ernestine Bartsch. Die Ehe bleibt kinderlos und geht später in Brüche. 1925 wird er Angestellter der 'Mittelständischen Volkspartei' und im Anschluss Vertreter in der Schweiz. 1934 kehrt er zurück nach Wien, tritt der Vaterländischen Front und dem Wiener Heimatschutz bei und arbeitet als Schreiber beim freiwilligen österreichischen Schutzkorps, später als Feldwebel bei der freiwilligen Frontmiliz.
Am 12. März 1938 muss der österreichische Patriot erleben, wie mir dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht, das freie und unabhängige Österreich untergeht. Im Mai 1938 wird er in die Wehrersatzinspektion Wien, Gruppe K, übernommen. Sofort nimmt er Kontakt mit dem in derselben Dienststelle als Kurieroffizier tätigen Karl Burian auf, der mit seiner Gruppe Burian bereits aktiv im Widerstand ist. Als die Gruppe Burian verraten und Karl Burian am 13. Oktober 1938 festgenommen wird, entgeht Richard Becher der Verhaftung, da keiner der Verhafteten ihn verrät.
Im Frühjahr 1939 wird Richard Becher von Johann Schwendenwein auf eine Mitarbeit in der Großösterreichischen Freiheitsbewegung um Jakob Kastelic angesprochen. Im Café Babenbergerhof tritt er der Widerstandsbewegung bei. In Richard Bechers Wohnung finden fortan Mittwochs und Samstags treffen der Widerstandskämpfer statt. Sein Zuständigkeitsbereich ist ein Amtsgebäude der Wehrmacht in der Ebreichsdorfer Straße im Süden von Wien. Dort baut er mit Unterstützung von Wilhelm Seiches eine Zelle von Zivilangestellten auf. Sie verbreiten täglich Information des BBC, von den Nationalsozialisten als 'Feindsender' bezeichnet. Zusätzlich baut er mit Hilfe von Leopold Rainer eine Zelle im Wehrmeldeamt in Wien-Liesing auf.
Ein Kollege, Rudolf Birkmaier, zeigt Richard Becher an, woraufhin dieser fristlos entlassen und der Fall beim Sondergericht anhängig wird. 1940 gelingt es, Verbindung mit der "Österreichischen Freiheitsbewegung" um Karl Lederer und zur Gruppe um den Augustiner-Chorherrn Roman Karl Scholz aufzunehmen.
Ab Juli 1940 werden gut 300 Personen dieser Widerstandsgruppen vom Burgschauspieler Otto Hartmann verraten (Otto Hartmann wird in der Folge 1947 zu lebenslanger Haft verurteilt und 1957 begnadigt) und Richard Becher am 16. September 1940 verhaftet. Er bleibt bis 14. August 1942 in Haft und wird anschließend auf freien Fuß gesetzt. In einem Prozess von dem Volksgerichtshof wird er am 20. Juli 1944 wegen 'Vorbereitung zum Hochverrat' zu einem Jahr Haft verurteilt. Nachdem ihm die Untersuchungshaft angerechnet wird, gilt die Haftstrafe bereits als verbüßt.
In Wien erlebt Richard Becher die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik im April bzw. Mai 1945. Im Juli findet er Arbeit als Buchhalter bei der Muckfarbenfabrik im 17. Wiener Gemeindebezirk. Im gleichen Jahr heiratet er Hermine Nagelschmidt, auch diese Ehe bleibt kinderlos. Er tritt der neugegründeten Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich bei.
Richard Becher verstirbt mit 81 Jahren in Wien und findet seine letzte Ruhestätte am Wiener Zentralfriedhof.
Orte
Wohnort:
Quellen
Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)
Matricula Online
Friedhöfe Wien - Verstorbenensuche
