Dr. Jakob Ehrlich
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 18.03.1938 - 02.04.1938,
KZ Dachau 02.04.1938 - 17.05.1938,
Ermordet am 17.05.1938
Lebenslauf
Jakob Ehrlich wird in Bistritz am Hostein [Bystřice pod Hostýnem im heutigen Tschechien] geboren. Bereits in seiner Jugend tritt er der von Theodor Herzl gegründeten Zionistischen Bewegung bei. Nach der Matura kommt er nach Wien, studiert Jus an der Universität Wien und tritt der nationaljüdisch-akademischen Verbindung Ivria bei. Parallel zu seinen Studien baut er in ganz Österreich-Ungarn zionistische Organisationen auf.
1908 promoviert Jakob Ehrlich schließlich in Jus und absolviert sein Gerichtsjahr. 1912 wird er als Vertreter der Zionisten in den Kultusvorstand der Israelitischen Kultusgemeinde Wien gewählt. Im Ersten Weltkrieg dient er als Offizier und wird an der österreichischen-russischen Grenze eingesetzt.
Nach seiner Heimkehr wird er Rechtsanwalt und 1919 als Vertreter der zionistischen Bewegung in den Wiener Gemeinderat gewählt, dem er bis 1923 angehört. Darüber hinaus wird er mehrfach zum Präsidenten des Zionistischen Landesverbandes für Österreich und 1936 zum Vizepräsidenten der Kultusgemeinde gewählt.
Nach dem sozialistischen Aufstand im Februar 1934 und der Etablierung Kanzlerdiktatur im Ständestaat wird Jakob Ehrlich zum Mitglied des 64-köpfigen Rates der Stadt Wien unter Bürgermeister Richard Schmitz ernannt. Bis 1938 ist er der offizielle Vertreter der jüdischen Gemeinde im Wiener Rathaus.
In dieser Funktion erlebt Jakob Ehrlich am 12. März 1938 den Untergang des freien und unabhängigen Österreichs mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht. Danach wird die jüdische Gemeinde Wiens am 18. März 1938 durch SS-Angehörige, durchsucht, geschlossen und Jakob Ehrlich mit dem Präsidenten Desider Friedmann und dem Amtsdirektor der IKG Josef Löwenherz sowie weiteren jüdischen Funktionären im Zuge der nationalsozialistischen Judenverfolgung verhaftet. (Der zweite Vizepräsident Robert Stricker war bereits am 14. März 1938 verhaftet worden.) Im Zuge der Razzia waren bei der Durchsuchung der Räumlichkeiten der IKG Spendenbelege für die Vaterländische Front gefunden worden. Die Wahlkampfspenden in Höhe von 800.000 Schilling für eine Organisation, die für Eigenstaatlichkeit Österreichs eintrat, waren der offizielle Grund für die Inhaftierungen. Jakob Ehrlich wird darüber hinaus vorgeworfen, gemeinsam mit Bürgermeister Schmitz geplant zu haben, die Arbeiterschaft gegen die drohende nationalsozialistische Machtübernahme, vor dem 12. März 1938 zu bewaffnen.
Adolf Eichmann erpresst nach dem Quittungsfund von der IKG die Zahlung desselben Betrages, indem er die Präsidiumsmitlieder, darunter auch Jakob Ehrlich, am 2. April 1938 mit dem sogenannten Prominententransport in das KZ Dachau verschleppt. Im KZ Dachau angekommen, wird Jakob Ehrlich bereits am 17. Mai 1938 auf dem SS-Schießplatz in Prittlbach bei Dachau ermordet. Er ist damit einer der ersten jüdischen Mitbürger, die nach der Okkupation Österreichs in einem Konzentrationslager ermordet werden. Seine Urne ist auf dem jüdischen Friedhof des Zentralfriedhofs beigesetzt.
Jakob Ehrlichs Ehefrau Irma Ehrlich, geborene Hutter, und sein Sohn Paul können über Großbritannien in die Vereinigten Staaten von Amerika emigrieren, wo seich Sohn Paul für die Rettung jüdischer Kinder einsetzt.
Ehemalige Wiener Zionisten gründen in London eine Jacob Ehrlich Society und benennen in Tel Aviv eine B’nai B’rith Loge nach ihm.
Quellen
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)
Wikipedia unter https://en.wikipedia.org/wiki/Jakob_Ehrlich#cite_note-AJR-3
Österreichische Akademie der Wissenschaften unter https://www.oeaw.ac.at/ikw/shoah-in-waehring/verfolgung-und-vertreibung/jakob-ehrlich-1877-1938