Richard Schmitz
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 12.03.1938 - 02.04.1938,
KZ Dachau 02.04.1938 - 27.09.1939,
KZ Flossenbürg 27.09.1939 - 02.03.1940,
KZ Dachau 02.03.1940 - 24.04.1945,
Arbeits-Erziehungslager Reichenau 24.04.1945 - 04.05.1945
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Der in Mähren geborene Richard Schmitz besucht das Elisabethgymnasium in Wien 5. Im WS 1902/03 gehört er mit zu den Gründern der Mittelschulverbindung Herulia Wien. Nach der Matura 1905 beginnt er das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien, schließt es jedoch nicht ab. Im gleichen Jahr des Studienbeginns – 1905 – tritt er der Studentenverbindung Norica bei. Nach einer ersten redaktionellen Tätigkeit als Mittelschüler schreibt Richard Schmitz als Student für christlichsoziale Blätter wie „Christlichsoziale Arbeiterzeitung“, „Christlicher Gewerkschafter“, „Der Bäckereiarbeiter“. 1908 kommt er als Chefredakteur zum „Tiroler Anzeiger“ nach Innsbruck. 1909/1910 dient er als Einjährig-Freiwilliger. 1910 wird er Volkswirtschaftlicher Redakteur der „Reichspost“. 1911–1938 leitet er als Direktor den „Volksbund der Katholiken Österreichs“.
Während des Ersten Weltkriegs 1914–1918 leistet er seinen Militärdienst in Serbien, in den Karpaten, an der russischen Front und schließlich in der Hochebene der Sieben Gemeinden (Italien) – zuletzt als Oberleutnant. Im Dezember 1918–1923 wird er in den Gemeinderat der Stadt Wien und im Oktober 1920–1934 in den Nationalrat gewählt.
Als enger Gefolgsmann von Dr. Ignaz Seipel (1876–1932) wird er in den ersten drei durch Ignaz Seipel gebildeten Regierungen Bundesminister für soziale Verwaltung (1922–1924) und in weiteren zwei Regierungen Seipels Bundesminister für Unterricht (1926–1929). Zu seinen Erfolgen zählen die Gesetze über das Hauptschulwesen und die Mittelschule, die Errichtung des Max-Reinhardt-Seminars in Wien und einer Aufbau-Mittelschule in Horn. September bis Dezember 1930 ist er in der Regierung Carl Vaugoin Vizekanzler und Bundesminister für soziale Verwaltung sowie Februar bis Juli 1934 Bundesminister ohne Portefeuille. Seit 1931 vertritt er die Österreichischen Christlichsozialen in der „Internationalen Konferenz der christlichen Volksparteien“ in Paris. Nach der Absetzung des demokratisch gewählten Wiener Bürgermeisters Karl Seitz übernimmt Richard Schmitz die Funktion eines Bundeskommissärs und vom 6.4.1934-11.3.1938 die Funktion des Bürgermeisters in Wien. Als Bürgermeister verwirklicht er mit dem Ziel einer „produktiven Arbeitslosenfürsorge“ große Bauvorhaben, wie die Wiener Höhenstraße. 1938 regt er eine Bewaffnung der sozialdemokratischen Arbeiter zur Abwehr der Nationalsozialisten an.
Am 11.3.1938 weigert sich Richard Schmitz, freiwillig die Funktion des Bürgermeisters an die Nationalsozialisten zu übergeben, wird daraufhin am 12.3.1938 unter Hausarrest gestellt und in der Folge in das Gefangenenhaus (Wien 9) eingeliefert. Am 2.4.1938 trifft er nach schweren Misshandlungen während der Fahrt mit dem sog. „Prominententransport“ im KZ Dachau ein, wo er – mit einer Unterbrechung vom 27.9.1939-2.3.1940 im KZ Flossenbürg – bis April 1945 verbleibt. Ab dem 1.12.1938 befindet er sich für fünf Monate in Einzel- und in Dunkelhaft im „Kommandatur-Arrest“ („Bunker“), weil er sich weigert, eine Loyalitätserklärung gegenüber dem NS-Regime abzugeben.
Ab dem 24.4.1945 wird Richard Schmitz wie auch die Familie des ehemaligen Bundeskanzlers Kurt von Schuschnigg und Häftlinge aus 22 europäischen Nationen durch die SS unter dem Befehl von SS-Obersturmführer Edgar Stiller und SS-Untersturmführer Bader, die den Befehl haben, im Zweifelsfall alle Gefangenen zu liquidieren, nach Niederdorf (Südtirol) gebracht. In Niederdorf entwaffnet eine Wehrmachtskompanie unter dem Befehl von Hauptmann Wichard von Alvensleben (1902–1982) die SS-Begleitmannschaft. Die KZ-Häftlinge werden im Hotel am Pragser Wildsee untergebracht und dort am 4.5.1945 von der US-Army endgültig befreit. Richard Schmitz wird durch die US-Arrny am 10.5.1945 nach Verona gebracht, lebt vom 11.5. bis 28.8.1945 in Anacapri und vom 28.8.1945 bis Jänner 1946 in Rom. Dann erst kann er über Innsbruck nach Wien zurückkehren.
1946 bis zu seinem plötzlichen Tod ist er Generaldirektor des Verlages Herold und des Verlages „Albrecht Dürer“.
Orte
Verfolgung:
Wohnort:
Quellen
Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 305/306.; Photo: ÖCV