Dr. Desider Friedmann

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Desider Friedmann (Wien Geschichte Wiki)

Personalia

Geboren:

14. November 1880, Boskowitz

Gestorben:

12. Oktober 1944, KZ Auschwitz

Beruf:

Rechtsanwalt

Verfolgung:

Haft 18.03.1938 - 02.04.1938,
KZ Dachau 02.04.1938 - 13.04.1938,
Haft 13.04.1938 - 25.09.1938,
KZ Buchenwald 25.09.1938 - 10.05.1939,
Ghetto Theresienstadt 24.09.1942 - 12.10.1944,
Ermordet im KZ Auschwitz nach dem 12.10.1944

KZ-Nummer:

13921

Mitgliedschaften

A.V. Libanonia Wien

Lebenslauf

Desider Friedmann wird als Sohn des Tempelvorstehers von Boskowitz Samuel und Ernestine Friedmann [heute Boskovice in Tschechien] in Österreich-Ungarn geboren. Nach der Matura am Gymnasium in Brünn 1899 studiert er Jus an der Universität Wien und tritt der jüdischen Studentenverbindung Libanonia bei. Nach seiner Promotion in Rechtswissenschaften wird er als Rechtsanwalt in Wien tätig. 1921 heiratet er Ella Stiassni und hat mit ihr zwei Töchter.

Desider Friedmann ist Mitglied im Zionistischen Landesverband für Österreich (ZLVfÖ) und zeitweise dessen Vorsitzender. Er wird 1921 Vizepräsident der IKG Wien. Als er 1933 Präsident der IKG wird, hat diese Funktion in Wien erstmals ein Zionist inne. 1934 erfolgt seine Berufung in den Staatsrat des Bundesstaates Österreich, dem er bis 1938 angehört.

In dieser Funktion erlebt Desider Friedmann am 12. März 1938 den Untergang des freien und unabhängigen Österreichs mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht. Danach wird die jüdische Gemeinde Wiens am 18. März 1938 durch SS-Angehörige, durchsucht, geschlossen und Desider Friedmann mit seinem Vizepräsidenten Jakob Ehrlich, und dem Amtsdirektor der IKG Josef Löwenherz sowie weiteren jüdischen Funktionären im Zuge der nationalsozialistischen Judenverfolgung verhaftet. (Sein zweiter Vizepräsident Robert Stricker war schon am 14. März 1938 verhaftet worden.) Im Zuge der Razzia waren bei der Durchsuchung der Räumlichkeiten der IKG Spendenbelege für die Vaterländische Front gefunden worden. Die Wahlkampfspenden in Höhe von 800.000 Schilling für eine Organisation, die für Eigenstaatlichkeit Österreichs eintrat, waren der offizielle Grund für die Inhaftierungen.

Adolf Eichmann erpresst nach dem Quittungsfund von der IKG die Zahlung desselben Betrages, indem er die Präsidiumsmitlieder, darunter auch Desider Friedmann, am 2. April 1938 mit dem sogenannten Prominententransport in das KZ Dachau verschleppt. Am 13. April 1938 wird er an die Wiener Gestapo überstellt. Vom 25. September 1938 bis zum 10. Mai 1939 ist Desider Friedmann im KZ Buchenwald inhaftiert. Seitens des NS-Regimes darf er nach der Entlassung keine leitenden Funktionen mehr bei der jüdischen Gemeinde übernehmen. Er, der nicht aus dem Reichsgebiet ausreisen darf, wird in Wien unter Hausarrest gestellt.

Am 24. September 1942 wird Desider Friedmann gemeinsam mit seiner Ehefrau in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort gehört er bald dem so genannten Ältestenrat an, einer von der SS geschaffenen und überwachten Institution zur Kontrolle der scheinbaren Autonomie „jüdischer Selbstverwaltung“. In dieser Funktion wird er am 24. November 1942 Stellvertreter von Jakob Edelstein als Nachfolger des verstorbenen Heinrich Stahl. Im Ghetto Theresienstadt muss er die Bank der Jüdischen Selbstverwaltung leiten, die eigene Banknoten herausgibt.

Zudem ist er gezwungen in dem ab Spätsommer 1944 im Ghetto gedrehten Propagandafilm Theresienstadt. Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet den Bankdirektor darzustellen. Vor Vertretern des Roten Kreuzes muss er Vorträge halten und sich in einem Wagen durch das Ghetto chauffieren lassen. Gemeinsam mit seiner Ehefrau wird er im Oktober 1944 mit einem der letzten Transporte in das KZ Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Seinen beiden Töchtern gelingt 1938 und 1939 die Emigration nach Palästina. Sie überleben den Holocaust.

Orte

Wohnort:

Verfolgung:

KZ Dachau (Deutschland), KZ Buchenwald (Weimar, Deutschland)

Sterbeort:

KZ Auschwitz (Polen)

Ehrung:

Desider Friedmann Platz (Wien), Desider Friedmann Hof (Gemeindebau) (Wien)

Quellen

Gatscher-Riedl, Gregor Privatarchiv

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)

Wikipedia unter de.wikipedia.org/wiki/Desider_Friedmann

Wien Geschichte Wiki unter www.geschichtewiki.wien.gv.at/Desider_Friedmann

Desider Friedmann

Rechtsanwalt
* 14. Nov. 1880
Boskowitz
† 12. Okt. 1944
KZ Auschwitz
Haft, Ghetto, KZ Auschwitz, KZ Buchenwald, KZ Dachau, Ermordet