Msgr. HR Dr. Anton Brunner

Das Gestapo-Photo vom Schüler Anton Brunner
Erkennungsdienstliches Photo Anton Brunner (DÖW)

Personalia

Geboren:

29. Mai 1923, Emmersdorf

Gestorben:

4. August 1999, Krems

Beruf:

Priester

Verfolgung:

Haft 1939 - 1940 (einige Monate),
Haft 20.01.1942 - 17.10.1944,
Strafkompanie 17.10.1944 - Kriegsende

Todesstrafe: 28.08.1942
Begnadigung und Umwandlung in Haftstrafe: 15.03.1943

Ehrungen:

Großes Ehrenzeichen für Verdienste und die Republik Österreich

Mitgliedschaften

ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich

Lebenslauf

Anton Brunner wird in Emmersdorf an der Donau geboren. Nach der Volksschule besucht er zwischen 1933 und 1938 das Stiftsgymnasium im Melk und wechselt 1938 in das Stiftsgynmasium nach Krems. Dort erlebt er auch den Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Österreich im März 1938.

Bereits im April 1938 schließt sich der damals noch nicht ganz 15-jährige Anton Brunner der Widerstandsgruppe um seinen Mitschüler Alfred Kraus und Karl Neumayer an. Diese, österreichisch-katholische Gruppe, die aus ehemaligen Mitgliedern des österreichischen Jungvolks hervorging, produziert Flugzettel mit anti-nationalsozialistischem Inhalt und verteilt diese in Krems und Umgebung. Als die Gruppe um Alfred Kraus 1939 auffliegt, wird Anton Brunner für mehrere Wochen in Untersuchungshaft genommen, jedoch am 9. Dezember 1939, begnadigt. Seinen 16. Geburtstag verbringt er noch im Gefängnis.

Das Stiftsgymnasium in Krems wird, wie alle katholischen Schulen, von den Nationalsozialisten geschlossen. Gleichzeitig wird Anton Brunner von sämtlichen Schulen des “Gaues Niederdonau” ausgeschlossen, weshalb er in Wien in das Gymnasium Kundmanngasse 22 wechselt. Dort trifft er auf seinen neuen Klassenkamerad Josef Maria Landgraf.

Der gläubige Katholik Josef Maria Landgraf hört bereits vor dem Kriegsausbruch mit dem Familieneigenen Radioapparat die verbotenen Übertragungen des BBC und des „Senders der europäischen Revolution“. Den Inhalt der Sendungen berichtet er seinen Klassenkameraden und Bekannten und produziert Briefe, Flugzettel und Aufkleber. Die Inhalte widersprechen den offiziellen Kriegsmeldungen Deutschlands von der Front. Von Winston Churchill hat er das Victory-Zeichen „V“ übernommen, mit dem er die Flugschriften schmückt.

Gemeinsam mit den weiteren Klassenkameraden Ludwig Igáli von Igálffy, Friedrich Fexer und Johann Trettler bauen sie ein Netzwerk auf, welches die Briefe aufgibt und die Flugzettel sowie Aufkleber verteilt. Es werden etwa 70 Briefe, 50 Flugzettel und 20 Aufkleber produziert.

Ein weiterer Klassenkamerad der fünf Mitschüler, der von deren Treiben erfahren hatte, wendet sich an den Schuldirektor der Kundmanngasse, Ferdinand Walter, der die Schüler bei der Gestapo anzeigt. Am 20. September 1941 wird Josef Maria Landgraf von der Gestapo festgenommen. Ludwig Igáli von Igálffy und Friedrich Fexer werden am 19. Jänner 1942 und Anton Brunner schließlich am 20. Jänner 1942 verhaftet.

[Anm.: Johann Trettler ist wird nicht verhaftet, zumal er zum Zeitpunkt, in dem er verhaftet werden hätte sollen, bereits zur Wehrmacht eingezogen war und diese sich weigert, ihn der Gestapo zu übergeben. Johann Trettler fällt am 26. September 1942 im Kaukasus-Gebiet.]

Anton Brunner wird am 28. August 1942 vom Volksgerichtshof wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zum Tod verurteilt. Er wird am 15. März 1943 begnadigt und seine Todesstrafe in eine fünfjährige Haftstrafe abgeändert. Er wird in das Jugendgefängnis Kaiser-Ebersdorf überstellt, wo er seine alten Freunde aus der Gruppe Landgraf wieder trifft. Wahrscheinlich wird er, genauso wie Friedrich Fexer, am 17. Oktober 1944 in eine Strafkompanie („Bewährungs-Bataillone“) der Wehrmacht versetzt. In Frankreich wird er verletzt und kommt in Kriegsgefangenschaft. Dort erlebt er die Befreiung Österreichs.

Er kommt 1946 aus der Kriegsgefangenschaft zurück, tritt ins Priesterseminar ein und inskribiert Theologie an der Universität Wien. 1948 tritt der er ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich bei. 1950 promoviert er und empfängt die Priesterweihe. Danach ist er in unterschiedlich Pfarren kurz als Kaplan tätig, bis er am 1. Mai 1957 die seelsorgerische Betreuung der Justizanstalt Stein übernimmt. Er bleibt dies bis er dort 1987 in den Ruhestand geht, übernimmt aber danach die Seelsorge im Gefangenenhaus Krems und wird Moderator in Imbach. 1995 geht Anton Brunner schließlich in den dauerhaften Ruhestand. Er verstirbt mit 76 Jahren in Krems.

[Anm.: Oftmals wird die Gruppe Landgraf fälschlicherweise zu den „Vierergruppen“ gezählt. Als die Vierergruppen werden zwei weitere jugendliche Widerstandsgruppen gegen den Nationalsozialismus bezeichnet, die im Sommer 1941 gleichzeitig und unabhängig voneinander in Hamburg und München entstanden.

Johann Trettler war Mitglied der Gruppe, wurde aber nicht, wie die weiteren vier Mitglieder vom Volksgerichtshof angeklagt und verurteilt. Trotzdem hatte die Gruppe fünf Mitglieder.]

Photo von Anton Brunner als Priester
Anton Brunner als Priester (Diözesanarchiv St. Pölten)

Quellen

  • Diözesanarchiv St. Pölten
  • Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)
  • Josef Landgraf (2021): Die weiße Rose von Wien. Geboren 1924 (Wien)

Anton Brunner

Priester
* 29. Mai 1923
Emmersdorf
† 4. Aug. 1999
Krems
Haft, Todesurteil, Strafkompanie