Josef Maria Heinrich Franz Landgraf
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 20.09.1941 – 07.04.1945,
Todesurteil: 28.08.1942,
Begnadigung Todesurteil: 21.09.1943 (Umwandlung in 7-jährige Haftstrafe)
Ehrungen:
Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Josef Maria Landgraf wird in Wien als zweiter Sohn eines Wirtes im 3. Wiener Gemeindebezirk geboren. Sein Vater betreibt das Gasthaus „Zur berühmten Hauspresswurst“ in der Erdbergstraße 103, in dem auch seine Mutter mithilft, die Familie wohnt im 6. Wiener Gemeindebezirk. Seine Eltern schicken ihn in die Volksschule der Lehrerbildungsanstalt in der Kundmanngasse 22, ebenfalls im 3. Wiener Gemeindebezirk. Dort tritt er im Anschluss auch in das Gymnasium über und erlebt im März 1938 die Okkupation Österreichs durch Hitler-Deutschland.
Der gläubige Katholik Josef Maria Landgraf hört bereits vor dem Kriegsausbruch mit dem Familieneigenen Radioapparat die verbotenen Übertragungen des BBC und des „Senders der europäischen Revolution“. Den Inhalt der Sendungen berichtet er seinen Klassenkameraden und Bekannten und produziert Briefe, Flugzettel und Aufkleber. Die Inhalte widersprechen den offiziellen Kriegsmeldungen Deutschlands von der Front. Von Winston Churchill hat er das Victory-Zeichen „V“ übernommen, mit dem er die Flugschriften schmückt.
Gemeinsam mit seinen Klassenkameraden Ludwig Igáli von Igálffy, Friedrich Fexer, Anton Brunner und Johann Trettler baut er ein Netzwerk auf, welches die Briefe aufgibt und die Flugzettel sowie Aufkleber verteilt. Es werden etwa 70 Briefe, 50 Flugzettel und 20 Aufkleber produziert.
Ein weiterer Klassenkamerad der fünf Mitschüler, der von deren Treiben erfahren hatte, wendet sich an den Schuldirektor der Kundmanngasse, Ferdinand Walter, der die Schüler bei der Gestapo anzeigt. Am 20. September 1941 wird Josef Maria Landgraf von der Gestapo festgenommen. Ludwig Igáli von Igálffy und Friedrich Fexer werden am 19. Jänner 1942 und Anton Brunner schließlich am 20. Jänner 1942 verhaftet.
[Anm.: Johann Trettler ist wird nicht verhaftet, zumal er zum Zeitpunkt, in dem er verhaftet werden hätte sollen, bereits zur Wehrmacht eingezogen war und diese sich weigert, ihn der Gestapo zu übergeben. Johann Trettler fällt am 26. September 1942 im Kaukasus-Gebiet.]
Josef Maria Landgraf wird am 28. August 1942 vom Volksgerichtshof wegen „Rundfunkverbrechens“ und „Vorbereitung zum Hochverrat“ zum Tode verurteilt. Seine Eltern reichen ein Gnadengesuch ein, und schließlich wird Josef Maria Landgraf am 21. September 1943 begnadigt und sein Urteil in 7 Jahre Haft umgewandelt. In der Haft absolviert er eine Bäckerlehre.
Josef Maria Landgraf bleibt bis Kriegsende in Haft, maturiert im Anschluss und inskribiert ein Jus-Studium, welches er jedoch nicht abschließt. Als leidenschaftlicher Musiker hält er sich nach Kriegsende mit Auftritten über Wasser. Er heiratet 1954, hat ein Kind und wird nach einigen Stationen und längerer Arbeitslosigkeit, Angestellter bei der Wiener Gebietskrankenkasse, wo er in Pension geht. Als Zeitzeuge spricht Josef Maria Landgraf viel an Schulen mit Jugendlichen. 1989 erhält er das Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs. Er verstirbt in Wien.
[Anm.: Oftmals wird die Gruppe Landgraf fälschlicherweise zu den „Vierergruppen“ gezählt. Als die Vierergruppen werden zwei weitere jugendliche Widerstandsgruppen gegen den Nationalsozialismus bezeichnet, die im Sommer 1941 gleichzeitig und unabhängig voneinander in Hamburg und München entstanden.
Johann Trettler war Mitglied der Gruppe, wurde aber nicht, wie die weiteren vier Mitglieder vom Volksgerichtshof angeklagt und verurteilt. Trotzdem hatte die Gruppe fünf Mitglieder.]
Orte
Wirkungsstätte:
Wohnort:
Denkmal:
Quellen
- Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)
- Josef Landgraf (2021): Die weiße Rose von Wien. Geboren 1924 (Wien)