Dr. Aloisia Franziska (Luise) Wottle
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 29.10.1938 - 17.11.1939,
KZ Ravensbrück 17.11.1939 - Dezember 1941
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Aloisia Franziska Wottle, auch Luise genannt, wird als eines von vier ehelichen Kindern des Industriellen Johann Wottle und Caroline, geborene Saar, im 16. Wiener Gemeindebezirk geboren. Nach Absolvierung der Volksschule besucht sie das Halbinternat der katholischen Privatschule Sacre-Coeur im 3. Wiener Gemeindebezirk, wo sie 1926 maturiert. Danach besucht die sie Akademie für Musik und darstellende Kunst mit den den Hauptfächern Klavier, Harmonielehre, Kontrapunkt und Komposition. 1929 schließt sie diese Ausbildung mit der Lehramtsprüfung für Musik für Mittelschulen und Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalten ab.
1930 inskribiert Aloisia Wottle Philosophie, Ästhetik und Musikwissenschaft an der Universität Wien, muss das Studium jedoch aufgrund des Konkurses der Fabriken ihres Vaters, dem Eisenwerk Favoriten und der Maschinenfabrik Hans Wottle 1932 das Studium unterbrechen. Die nächsten Jahre verbringt sie in Polen, Luxemburg, Frankreich und den Niederlanden und erteilt Sprachunterricht sowie Nachhilfe und arbeitet als Bürokraft.
1937 kehrt sie zurück und arbeitet für die von einem späteren Emigranten herausgegebene Zeitschrift Agence Telegrafique de la presse.
Als Redakteurin erlebt Aloisia Wottle den Untergang des freien und unabhängigen Österreichs, als am 12. März 1938 deutsche Truppen einmarschieren. Als Gegnerin des Nationalsozialismus schreibt sie auch nach dem Einmarsch anonym die Artikel 'Der Schwarze Sonntag', ‘Gesinnungsterror’ und ‘Nazi unter sich’ für diese Zeitschrift.
Bald danach verfaßt Aloisia Wottle die Gedichte ‘Wer ist des Grusses wert?’ und ‘Gebet’.
Aloisia Wottle gibt diese Gedichte an ihre beiden Schwestern Emma und Hedwig Wottle weiter, die diese direkt oder indirekt an Irma Schobel, Gustav Rotter, Vera Schwarz, Edith Breuer, Aloisia Kellner, Mathilde Haslauer, Kurt Jelinek, Marie Regner und Alfred Perner weitergeben.
Im Rahmen einer Hausdurchsuchung der Gestapo bei Kurt Jelinek werden die Gedichte gefunden und zu Aloisia Wottle zurückgeführt.
Am 29. Oktober 1938 Aloisia Wottle von der Gestapo verhaftet. Selbst in der Haft versucht sie, ns-kritische Artikel über ihre ebenfalls inhaftierte Schwester Emma Wottle nach außen zu schmuggeln.
Vom Landesgericht Wien wird Aloisia Wottle wegen Vorbereitung zum Hochverrat in ‘Schutzhaft’ genommen und am 17. November 1939 in das KZ Ravensbrück deportiert. In ihrem Block ist sie die Bettnachbarin der sozialistischen Widerstandskämpferin Rosa Jochmann. Die, Aloisia Wottle im KZ Ravensbrück zugefügten, psychischen Verletzungen werden sie lebenslang begleiten. Um Weihnachten 1941 wird sie schließlich aus der Haft entlassen.
1942 nimmt Aloisia Wottle wieder ihr Studium an der Universität Wien auf. Sie promoviert unmittelbar nach der Befreiung Österreichs im Juli 1945. Der Titel ihrer Dissertation lautet Das ästhetische Objekt.
Nach dem Krieg arbeitet Aloisa Wottle in Redaktionen verschiedener Zeitschriften, die psychischen Misshandlungen, die sie im KZ Ravensbrück erlebte, zwingen sie jedoch immer wieder zu Aufenthalten in Nervenheilanstalten und schließlich in die Berufsunfähigkeit.
Aloisia Wottle verstirbt ledig und kinderlos mit 82 Jahren in Tulln in Niederösterreich.
Quellen
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)
Landesarchiv Niederösterreich
Archiv Universität Wien
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