Johanna Josefa Ettenauer

Personalia

Geboren:

7. August 1909, Wien

Gestorben:

29. Mai 2002, Wien

Beruf:

Weißnäherin und Bedienerin

Verfolgung:

Haft 11.11.1938 - 31.03.1939

Mitgliedschaften

ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich

Lebenslauf

Johanna Josefa Ettenauer kommt in Wien als uneheliche Tochter von Johanna Ettenauer und Paul Frauer zur Welt. Nach Ihrer Schulbildung wird sie Weißnäherin

Seit ihrem 14. Lebensjahr ist sie mit Aloisia Kellner eng befreundet. Beide eint, neben ihrem katholischen Glauben, die Gegnerschaft zum Nationalsozialismus. Am 12. März 1938 muss Johanna Ettenauer erleben, wie das freie und unabhängige Österreich mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht untergeht. Im Juni 1938 erhält sie von ihrer Freundin Aloisia Kellner das von Aloisia Wottle verfasste anti-nationalsozialistische Gedicht ‘Gebet’.

Gebet

Allgütiger dort über den Sternen, Heil Hitler von seinem Größenwahn, und mach, dass in nicht allzufernen Tagen, Österreich wieder aufatmen kann.

Heil Hitler von seinem Aberglauben, dass Recht und Gewalt dasselbe sei, und dass man durch Terror, Morden und Rauben, ein friedliches Bruderland befreit.

Heil Hitler und lass ihn endlich erkennen, dass die Schreier in Österreich, die wie blindwütige Horden die Straßen durchrennen, nur unreife Schulpolitiker sind.

Heil Hitler soweit, dass er wenigstens ahne, dass Österreich noch lange kein Preussen ist, und dass es trotz der Hakenkreuzfahne, immer noch seine Kultur nicht vergisst.

Heil Hitler und seine Parteigenossen, klär ihren Geist, ihr Herz erweich, dass nicht nutzlos das Blut unseres Kanzlers geflossen, für ein unabhängiges Österreich.

Kamerad!

Ist auch der deutsche Gruß heute Pflicht, lass es dich künftig hin nicht verdriessen. Denn, denkst du dabei an dieses Gedicht, kannst lächelnden Mundes Heil Hitler du grüßen.

Das Gedicht 'Gebet' von Aloisia Wottle

Das Gedicht wird der Gestapo bekannt und diese verhaftet alle, die Kenntnis des Gedichtes hatten und es weiterverteilten. Johanna Ettenauer wird am 11. November 1938 von der Gestapo verhaftet.

Sie gefährdet nach dem Ergebnis der staatspolizeilichen Feststellungen durch ihr Verhalten den Bestand und die Sicherheit des Volkes und Staates, indem sie durch Verbreitung von Hetzschriften sich staatsfeindlich betätigt hat und auf Grund ihres Verhaltens zu der Befürchtung Anlass gibt, sie werde bei der Freilassung ihr staatsfeindliches Tun fortsetzen.

gez. Heydrich

Aus dem Schutzhaftbefehl

Johanna Ettenauer wird ohne Verfahren am 31. März 1939 aus der Haft entlassen. In Wien erlebt sie im April bzw. Mai 1945 die Befreiung Österreichs vom Nationalsozialismus und die Wiedererrichtung der Republik. Sie tritt der neugegründeten Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich bei. Nach der Befreiung arbeitet sie als Bedienerin und geht als solche in Pension.

Johanna Ettenauer verstirbt im 93. Lebensjahr ledig und kinderlos in Wien.

Orte

Wohnort:

Quellen

Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)

Johanna Ettenauer

Weißnäherin und Bedienerin
* 7. August 1909
Wien
† 29. Mai 2002
Wien
Haft