Friedrich (Fritz) Grünbaum
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft März 1938 – 24.05.1938,
KZ Dachau 24.05.1938 – 23.09.1938,
KZ Buchenwald 23.09.1938 – 24.10.1940,
KZ Dachau 24.10.1940 – 14.01.1941,
Ermordet am 14.01.1941
KZ-Nummer:
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Friedrich Grünbaum, genannt „Fritz“ wird als ehelicher Sohn des Versicherungsagenten Wilhelm Grünbaum und dessen Frau Regina, geborene Saxl, in eine deutsch-jüdische Familie in Brünn geboren. 1884 kommt sein Bruder Paul und 1885 seine Schwester Elisa zur Welt. Wilhelm Grünbaum führt eine Kunst- und Antiquitätenhandlung in Brünn. So wird Fritz Grünbaum, der später selbst eine bedeutende Kunstsammlung mit Werken der klassischen Moderne anlegen wird, schon früh mit der Materie konfrontiert.
Nach der Matura am deutschen Gymnasium in seiner Geburtsstadt geht Fritz Grünbaum 1899 nach Wien, um hier Rechtswissenschaften zu studieren. Daneben ist er bereits literarisch tätig. Das Studium beendet er 1903 mit dem Absolutorium. Danach arbeitet er zunächst als Journalist, wendet sich jedoch bald dem Kabarett zu. Erstmals tritt er 1906 in dem von Siegmund und Leopold Natzler neu eröffneten Kabarett ‚Die Hölle‘ im Keller des Theaters an der Wien, mit lustigen Geschichten im Brünner Dialekt auf und ist auf Anhieb erfolgreich. Im selben Jahr schreibt er mit Alfred Maria Willner das Libretto zu Leo Falls Operette ‚Die Dollarprinzessin‘. Die Tantiemen dafür ermöglichen es ihm, seine Kunstsammlung anzulegen.
Ab 1907 arbeitet Fritz Grünbaum als Conférencier im Berliner Kabarett "Chat noir". Nach drei Jahren kehrt er nach Wien zurück, tritt wieder im Kabarett ‚Die Hölle‘ auf, textet Couplets und arbeitet an Operettenlibretti (‚Der Zigeunerprimas‘) mit. Im Dezember 1914 tritt er erstmals im ‚Simplizissimus‘ [Kabarett Simpl] auf.
Fritz Grünbaum dient als Einjährig Freiwilliger im Ersten Weltkrieg an der italienisch-österreichischen Front. Er wird zum Oberleutnant befördert und mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet. Nach dem Scheitern der beiden Ehen mit der Sängerin Karoline Nagelmüller (1908–1914) und der Schauspielerin Maria Ruth Drexl (1916–1918) heiratet er in dritter Ehe 1919 Elisabeth (Lilly) Herzl, der Nichte von Theodor Herzl.
Am Silvester 1918 meldet er sich mit einem Auftritt im Simpl beim Wiener Publikum zurück. Ab 1922 steht er hier in den berühmten Doppelconferencen mit Karl Farkas auf der Bühne (nach dem Zweiten Weltkrieg war Farkas' Partner Ernst Waldbrunn). Fritz Grünbaum tritt außerdem noch in anderen Wiener Kleinkunsttheatern auf. 1923 wird er Direktor der ‚Hölle‘, gemeinsam mit Karl Farkas übernimmt er 1926 die Direktion des ‚Stadttheaters‘. 1927 eröffnet er mit Julius Wiesner im Annenhof das ‚Boulevard-Theater‘.
Grünbaum steht in enger Verbindung mit Armin Berg, Hermann Leopoldi und Fritz Löhner-Beda. Er gilt als einer der sprachbegabtesten und vielseitigsten Vertreter des Wiener Kabaretts der Zwischenkriegszeit – wobei seine Haupt- und Lebensrolle wohl jene des Stegreif-Conferenciers ist. Ab den frühen 1920er Jahren bis zur Machtergreifung Adolf Hitlers in Deutschland tritt er zudem immer wieder in Berlin und München auf. Er ist Mitglied der Freimaurer Großloge von Österreich.
Bald schon arbeitet Fritz Grünbaum auch für den Film, sowohl als Texter und Drehbuchautor als auch als Kleindarsteller. Grünbaum schreibt Operettenlibretti und Texte zu Singspielen unter anderem für Robert Stolz, Emmerich Kálmán und Ralph Benatzky. Fast jährlich präsentiert er eine neue Revue. Auch als Schlagertexter schafft er ein umfangreiches Œuvre. Zu seinen bekanntesten Texten zählen ‚Ich hab das Fräuln Helen baden sehn‘ und ‚Du sollst der Kaiser meiner Seele sein‘.
Am 10. März 1938, dem Tag vor dem Einmarsch der deutschen Truppen nach Österreich spielt er mit Karl Farkas ein letztes Mal im ‚Simpl‘. Danach erläßt die Reichskulturkammer Auftrittsverbote für jüdische Künstler. Fritz Grünbaum versucht einen Tag später, in der Nacht vom 11. März 1938 auf den 12. März 1938 mit seiner Frau in die Tschechoslowakei zu flüchten, wird an der Grenze aber abgewiesen. Eine Weile versteckt er sich in Wien; wird aber verraten, verhaftet [Anm.: das genaue Haftdatum ist unbekannt] und am 24. Mai 1938 in das KZ Dachau deportiert. Am 23. September 1938 wird er in das KZ Buchenwald überstellt und am 24. Oktober 1940 in das KZ Dachau rücküberstellt. Seinen letzten Auftritt absolvierte er bereits schwer krank am Silvesterabend 1940. Zu diesem Zeipunkt ist Fritz Grünbaum bereits schwer an der Lungentuberkulose erkrankt.
Seine spitze Zunge hat er jedoch bis zuletzt. Er conferiert zum Beispiel, wie er das ‚Tausendjährige Reich‘ zu besiegen gedenke oder dass der völlige Mangel und das systematische Hungern das beste Mittel gegen die Zuckerkrankheit sei.
Völlig entkräftet verstirbt er am 14. Jänner 1941 im Konzentrationslager. Seine Urne wird nach Wien überführt. Fritz Grünbaum findet seine letzte Ruhestätte am Wiener Zentralfriedhof.
Orte
Wohnort:
Verfolgung:
Sterbeort:
Ehrung:
Quellen
Wikipedia unter de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Grünbaum
Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)
Wien Geschichte Wiki unter www.geschichtewiki.wien.gv.at/Fritz_Grünbaum#tab=null
Großloge von Österreich unter www.freimaurerei.at