Professor Karl Farkas
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Emigration 25.03.1938 - 28.08.1946
Ehrungen:
k.u.k. Silberne Tapferkeitsmedaille
Lebenslauf
Karl Farkas kommt in Wien als eines von vier ehelichen Kindern des ungarischstämmigen jüdischen Ehepaars Moritz Farkas und Franziska, geborene Lang, zur Welt. Seine Eltern betreiben ein Schuhgeschäft und wollen, dass Karl Farkas Jurist werden soll und sein älterer Bruder Stefan das Schuhgeschäft später übernimmt. Als sich seine Eltern weigern, den Wunsch Stefan Farkas Maler zu werden akzeptieren, begeht dieser Suizid. Geprägt von diesem Verlust lassen die Eltern ihren zweiten Sohn Karl seine Theaterleidenschaft ausleben. Bereits als Schüler – er besucht die k.k. Staatsrealschule Glasergasse [heute: Erich Fried Realgymnasium] – verfasst Farkas erste komische Szenen.
Ende Juli 1914 wird Karl Farkas zum 4. königlich-ungarischen Honved-Infanterie-Regiment eingezogen. Eingesetzt wird er unter anderem bei der vorübergehenden Rückeroberung von Przemysl. Nach Verwundung durch Granatsplitter erfolgen Fronteinsätze an der russischen, rumänischen und italienischen Front. Nach einer Offensive bei der Stellung Altano bei Monte Tomba wird Karl Farkas als Bataillons-Gasschutzoffizier die Silberne Tapferkeitsmedaille verliehen.
Aus dem Ersten Weltkrieg heimgekehrt, besucht Karl Farkas die Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien und debütiert in Olmütz als Zarewitsch in einem Stück von Gabryela Zapolska. Nach verschiedenen Auftritten in Mähren und Österreich kehrt er 1921 nach Wien zurück. Dort wird er von Direktor Egon Dorn an das Kabarett Simpl engagiert und betätigt sich unter dem Spitznamen ‘Die Zecke’ als „Blitzdichter“. Mit Fritz Grünbaum tritt er in Doppelconférencen auf, einer Kunstform, die in Budapest entstand. 1924 heiratet er die Schauspielerin Anny Hán. Ab 1926 ist Farkas am Wiener Bürgertheater tätig. Am 6. Oktober 1928 hat an dem von Emil und Arthur Schwarz wiedereröffneten Wiener Stadttheater seine Revue ‘Sie werden lachen!’ Premiere, in der Karl Farkas mit Max Brod sowie Hugo Fischer-Köppe in den Hauptrollen auftreten. Im gleichen Jahr kommt sein Sohn zur Welt und er erwirbt für sich und seine Familie eine 1906 errichtete Villa als Sommerfrische in Dörfl in der Marktgemeinde Reichenau an der Rax. Am 10. März 1938 findet im Simpl die letzte Vorstellung mit Fritz Grünbaum und Karl Farkas statt.
Als erfolgreicher Kabarettist und Direktor des Simpls muss er am 12. März 1938 den Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Österreich erleben. Mit der Besetzung Österreichs durch Hitler-Deutschland treten auch auf österreichischen Gebiet die ‘Nürnberger Rassengesetze’ in Kraft, nach denen Karl Farkas als ‘Volljude’ klassifiziert wird.
Am 25. März 1938 schafft es Karl Farkas mit seiner Familie über die Tschechoslowakei nach Paris zu emigrieren. Mit Ausbruch des II. Weltkrieges wird Karl Farkas als ‘feindlicher Ausländer’ am 3. September 1939 zuerst in einem Lager in einem Stadion im Pariser Vorort Colombes und im Anschluss in Camp de Meslay-du-Maine interniert. Am 9. Mai 1940 wird er dort entlassen und meldet sich sofort freiwillig zur französischen Armee um gegen das Dritte Reich zu kämpfen. Er wird jedoch als untauglich abgelehnt.
Nach der Kapitulation Frankreichs im Juni 1940 gelingt es Karl Farkas über die Pyrenäen durch Spanien und Portugal in die Vereinigten Staaten von Amerika zu flüchten. Nachdem die Familie mittellos ist, dürfen sie nicht einreisen, sondern werden in Ellis Island zurückgehalten. Ein Freund Karl Farkas, Leo Rice schafft es innerhalb weniger Tage, den notwendigen Geldbetrag aufzustellen und sohin erhält die Familie die Einreisemöglichkeit in die Vereinigten Staaten von Amerika.
Nachdem er weiterhin ein Arbeitsverbot hat, hält er sich und seine Familie mit finanziellen Leihgaben und geringfügigen Spesenbeiträgen über Wasser.
Ab 1943 darf Karl Farkas arbeiten gehen und so kann er sich und seine Familie finanziell über Wasser halten.
In den Vereinigten Staaten von Amerika erlebt Karl Farkas die Befreiung Österreichs mit der Niederlage des Dritten Reiches. Am 28. August 1946 kehr er und seine Familie zurück nach Österreich.
Er tritt ab 1950 wieder im Simpl auf, das er bis zu seinem Tod leitet. Dabei betätigt er sich auch als Autor und Regisseur und schreibt gemeinsam mit Hugo Wiener alle Revuen. Zu seinem Ensemble gehören Maxi Böhm, Ossy Kolmann, Fritz Muliar, Heinz Conrads, Hugo Wiener und Cissy Kraner. Im Sender Rot-Weiß-Rot moderiert er die ‘Aktualitätlichkeiten’. Der ORF-Radio strahlt die Sendung ‘Was meinen Sie, Herr Farkas?’ aus. Hugo Wiener schreibt auch die Doppelconferencen für Karl Farkas und seine neuen Partner, zunächst Ernst Waldbrunn, später Maxi Böhm. Ab 1957 tritt er regelmäßig in Rundfunk und Fernsehen auf. Populär wurden im ORF seine ‘Bilanzen: Bilanz des Jahres, Bilanz des Monats und Bilanz der Saison’.
1965 wird Karl Farkas als erster Kabarettist der Geschichte vom österreichischen Bundespräsidenten in Anerkennung seiner Verdienste um das österreichische Kabarett mit dem Berufstitel "Professor" ausgezeichnet. Privat leistet er sich nach dem Krieg ein Sommerhaus in Edlach an der Rax. Ein besonders enges Verhältnis hat er zu seinem Kollegen Maxi Böhm und dessen Familie; besonders mochte er Böhms früh verstorbene Tochter Christa, die ihn „Onkel Karl“ nennt.
Ab 1. Jänner 1969 gibt es die ‘Bilanz des Monats’, mithin die Farkas-Waldbrunn-Doppelconferencen, bereits in Farbe. Der ORF hat mit dem Neujahrskonzert 1969 Farbfernsehen eingeführt. 1970 treten Karl Farkas und Ernst Waldbrunn als Puppen auf. Produziert werden diese vom österreichischen Puppenkünstler Arminio Rothstein.
Karl Farkas steht bis einen Tag vor seinem Tod auf der Bühne seines Kabaretts. 1971 verstirbt er an einer Magenkrebserkrankung und findet seine letzte Ruhestätte am Wiener Zentralfriedhof.
Orte
Wohnort:
Ehrung:
Quellen
Wikipedia unter de.wikipedia.org/wiki/Karl_Farkas
Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)
www.karinkiradi.at/2023/04/30/karl-farkas-1893-1971/