Dr. Friedrich (Fritz) Löhner-Beda (geb. Bedrich Löwy)

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Friedrich Löhner-Beda (ÖNB)

Personalia

Geboren:

24. Juni 1883, Wildenschwert

Gestorben:

4. Dezember 1942, KZ Auschwitz

Beruf:

Librettist, Schlagertexter, Schriftsteller

Verfolgung:

Haft 13.03.1938 – 02.04.1938,
KZ Dachau 02.04.1938 – 23.09.1938,
KZ Buchenwald 23.09.1938 – 17.10.1942,
KZ Auschwitz 17.10.1942 – 04.12.1942,
Ermordet am 04.12.1942

KZ-Nummer:

13927

Mitgliedschaften

A.V. Kadimah Wien, Z.M.V. Giskala Wien

Lebenslauf

Friedrich Löhner, genannt Fritz, wird als Bedřich Löwy am 24. Juni 1883 im böhmischen Wildenschwert geboren. Im Jahr 1888 zieht die Familie Löwy nach Wien und ändert 1896 ihren Namen in „Löhner“. Nach dem Besucht nach der Volksschule und des Gymnasiums Kundmanngeasse, im 3. Wiener Gemeindebezirk, inskribiert Fritz Löhner Jus an der Universität Wien. In dieser Zeit tritt er der Studentenverbindung Kadimah Wien bei. Er promoviert 1908 und arbeitet kurz als Rechtsanwaltskonzipient.

Der leidenschaftliche Fußballer wird 1909 Gründungsmitglied und erster Präsident des Sportvereins Hakoah. Er wird diese Funktion bis 1919 innehaben, danach ist er Ehrenmitglied.

1910 wird er freier Schriftsteller. Seine Leidenschaft gilt der „leichten Dichtkunst“. Er schreibt zahlreiche Satiren, Sketche, Gedichte und Schlagertexte sowie zahlreiche Beiträge für Zeitungen wie die Wiener Sonn- und Montags-Zeitung. Dabei veröffentlicht er meist unter dem Pseudonym „Beda“, der Kurzform von „Bedřich“, der tschechischen Form von „Friedrich“. In dieser Zeit nimmt der den Künstlernahmen Löhrer-Beda an. 1913 begegnet er Franz Lehár. 1916 schreibt er für Franz Lehár das Operettenlibretto ‚Der Sterngucker‘. 1918 wird Fritz Löhrer-Beda im Alter von 34 Jahren zum Ersten Weltkrieg eingezogen. Er erreicht zwar den Offiziersrang, bleibt aber nach seinen Kriegserlebnissen zeitlebens Antimilitarist. Im gleichen Jahr heiratet er Anna Akselradi und hat mit ihr in der Folge einen Sohn. Die Ehe wird jedoch bereits 1925 geschieden.

In den 1920er-Jahren wird Fritz Löhrer-Beda zu einem der meistgefragten Librettisten und Schlagertexter Wiens. Auf Vermittlung seiner damaligen Freundin Friedl Weiss verhilft er 1922 Hans Moser zu seinem Durchbruch als Schauspieler in Wien, indem er für ihn auf seine Bitte hin den Solo-Einakter Ich bin der Hausmeister vom Siebenerhaus schreibt. In Zusammenarbeit mit Fred Raymond und Ernst Neubach entsteht das Lied Ich hab‘ mein Herz in Heidelberg verloren, das auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg mit den ehemaligen amerikanischen Soldaten um die Welt wandern sollte. In dieser Zeit wird er Ehrenmitglied der Zionistischen Mittelschulverbindung Giskala Wien.

1925 heiratet er Helene Jellinek und hat mit ihr in der Folge die beiden Töchter Liselotte und Evamaria.

Ab 1927 arbeitet er auch für das „Jüdisch-Politische Cabaret“ Oscar Tellers.

Zusammen mit Ludwig Herzer als Co-Autor, Franz Lehár als Komponisten und Richard Tauber als Sänger schafft er die Operetten Friederike (1928), Das Land des Lächelns (1929), Schön ist die Welt (1930) und, mit Paul Knepler als Co-Autor, Giuditta. Mit seinem Freund Alfred Grünwald als Co-Autor und Paul Abraham als Komponisten entstehen Viktoria und ihr Husar (1930), Die Blume von Hawaii (1931), Ball im Savoy (1932) und Märchen im Grand Hotel (1934).

1934 wird Fritz Löhrer-Beda Vizepräsident der österreichische Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger. Im gleichen Jahr gerät er in den besonderen Fokus des deutschen nationalsozialistischen ‚Reichsdramaturgen‘ Rainer Schlössler und des deutschen nationalsozialistischen Reichspropagandaministers Joseph Goebbels.

Am 12. März 1938 erlebt Fritz Löhrer-Beda den Untgergang des freien und unabhängigen Österreichs mit dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht. Am 13. März 1938, nach anderen Quellen am 14. März 1938, wird verhaftet und mit dem sogenannten Prominententransport, am 2. April 1938 in das KZ Dachau deportiert. Von dort wird er am 23. September 1938 in das KZ Buchenwald verschleppt, wo er Ende 1938 mit dem Komponisten Hermann Leopoldi das Buchenwaldlied schreibt (Text: Fritz Löhrer-Beda; Melodie: Hermann Leopoldi).

Wenn der Tag erwacht, eh’ die Sonne lacht,die Kolonnen ziehn zu des Tages Mühnhinein in den grauenden Morgen.Und der Wald ist schwarz und der Himmel rot,und wir tragen im Brotsack ein Stückchen Brotund im Herzen, im Herzen die Sorgen.O Buchenwald, ich kann dich nicht vergessen,

weil du mein Schicksal bist.Wer dich verließ, der kann es erst ermessen,wie wundervoll die Freiheit ist!O Buchenwald, wir jammern nicht und klagen,und was auch unser Schicksal sei,||: wir wollen trotzdem ja zum Leben sagen,denn einmal kommt der Tag: dann sind wir frei! :||Und das Blut ist heiß und das Mädel fern,

und der Wind singt leis, und ich hab’ sie so gern,wenn treu sie, ja, treu sie nur bliebe!Und die Steine sind hart, aber fest unser Tritt,und wir tragen die Picken und Spaten mitund im Herzen, im Herzen die Liebe.O Buchenwald, ich kann dich nicht vergessen …Und die Nacht ist kurz, und der Tag ist so lang,

doch ein Lied erklingt, das die Heimat sang:wir lassen den Mut uns nicht rauben.Halte Schritt, Kamerad, und verlier nicht den Mut,denn wir tragen den Willen zum Leben im Blutund im Herzen, im Herzen den Glauben.O Buchenwald, ich kann dich nicht vergessen …

Buchenwaldlied

Am 17. Oktober 1942 wird Fritz Löhrer-Beda in das KZ Auschwitz transportiert. Während der Zeit, in der er im Buna-Werk der IG Farben AG als Zwangsarbeiter arbeitet, schreibt er das Buna-Lied. Am 4. Dezember 1942 wird er in der Fabrik erschlagen, nachdem eine Gruppe inspizierender I.G.-Farben-Direktoren – es handelt sich um Walter Dürrfeld, Otto Ambros, Fritz Ter Meer, Carl Krauch und Heinrich Bütefisch – die Arbeitsleistung des erkrankten 59-Jährigen bemängeln.

Einer der Direktoren wies auf Dr. Löhner-Beda und sagte zu seinem SS-Begleiter: ‚Diese Judensau könnte auch rascher arbeiten.‘ Darauf bemerkte ein anderer I.G.-Direktor: ‚Wenn die nicht mehr arbeiten können, sollen sie in der Gaskammer verrecken.‘ Nachdem die Inspektion vorbei war, wurde Dr. Löhner-Beda aus dem Arbeitskommando geholt, geschlagen und mit Füßen getreten, daß er als Sterbender zu seinem Lagerfreund zurückkam und sein Leben in der I.G.-Fabrik Auschwitz beendete.

Raul Hilberg in seinem Buch Die Vernichtung der europäischen Juden im Jahre 1947

Seine Ehefrau Helene und die beiden Töchter Liselotte (14 Jahre) und Evamaria (13 Jahre) werden am 31. August 1942 nach Minsk deportiert und am 5. September 1942 im Vernichtungslager Maly Trostinez in Gaswagen ermordet.

Orte

Wohnort:

Verfolgung:

KZ Dachau (Deutschland), KZ Buchenwald (Weimar, Deutschland)

Sterbeort:

KZ Auschwitz (Polen)

Ehrung:

Stolperstein (Wien), Löhnergasse (Wien)

Quellen

Gatscher-Riedl, Gregor Privatarchiv

Wikipedia unter de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Löhner-Beda

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)

Friedrich Löhner-Beda

Librettist, Schlagertexter, Schriftsteller
* 24. Juni 1883
Wildenschwert
† 4. Dez. 1942
KZ Auschwitz
Haft, KZ Auschwitz, KZ Buchenwald, KZ Dachau, Ermordet