Julius Kretschmer
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 19.10.1938 - 19.12.1943,
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Julius Kretschmer, genannt „Ussy“, wird in Wien geboren und besucht dort die Volksschule und das Gymnasium. Nach seiner Matura inskribiert er Germanistik und Romanistik an der Universität Wien. In dieser Zeit tritt er der Studentenverbindung Ottonen bei. Der entschiedene Gegner des Nationalsozialismus und überzeigte Österreicher tritt 1933 der Vaterländischen Front bei. 1935/1936 legt er die Ergänzungs-Reifeprüfung für die Leherbildungsanstalt ab und wird Volksschullehrer.
Julius Kretschmer ist am Abend der Okkupation Österreichs bei der Vorstandssitzung der Ottonen im Hinterzimmer des Café Votiv anwesend, als diese beschließen, sich formal aufzulösen und in den Widerstand zu gehen. Er ist in der Organisation von Karl Burian als Landesleiter von Wien, mit Josef Wotypka als Stellvertreter vorgesehen. In der Folge engagiert er sich in der Organisation und versucht Strukturen aufzubauen und neue Mitglieder zu gewinnen.
Julius Kretschmer wird am 19.10.1938 von der Gestapo verhaftet. Er wird wegen Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt und in der Hauptverhandlung des Volksgerichtshofes vom 7. Dezember 1943 bis 9. Dezember 1943 zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Er wird unter Anrechnung seiner Untersuchungshaft im Dezember 1943 aus der Haft entlassen.
Er entkommt dem Einrücken in eine Strafkompanie durch Vortäuschen eines Magenleidens und organisiert mit Hilfe von Angestellten der Buchdruckerei Friedrich Schwab das Drucken von Flugblättern mit dem Inhalt „Österreich erwache!“. Sie gehen jeden Tag eine Stude früher in ihre Druckerei und stellen dort bei einer Vertrauensstelle Hunderte solcher Flugzettel her, die Julius Kretschmer in der Dunkelheit verteilt.
Julius Kretschmer wird 14 Tage vor Kriegsende neuerlich verhaftet. Er wurde gewarnt, wird aber bei seiner Flucht in der Straßenbahn erwischt und Standgericht in Czartoryski-Schlössel, dem Sitz der SS, gebracht. Er soll standrechtlich hingerichtet werden. Durch einen plötzlichen Bombenangriff und die dadurch entstehende Verwirrung, schafft es Julius Kretschmer der Hinrichtung zu entgehen.
Nach dem Krieg wird Julius Kretschmer rehabilitiert und arbeitet wieder als Lehrer. Von 1960 bis 1971 ist er Bundesobmann der Österreichischen Widerstandsbewegung. Er verstirbt 1997 im 90. Lebensjahr.
Orte
Wohnort:
Quellen
Prosl, Christian (2008): Tödliche Romantik. Das legitimistische akademische Corps "Ottonen" (Wien), Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)