Dkfm. Gerhard Fischer von Ledenice

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Gerhard Fischer von Ledenice
Bild: DÖW

Personalia

Geboren:

5. März 1919, Wien

Gestorben:

5. Juli 1944, Wien

Beruf:

Student

Verfolgung:

Haft 22.10.1940 - 05.07.1944,
Ermordet am 05.07.1944

Mitgliedschaften

Österreichische Freiheitsbewegungen

Lebenslauf

Gerhard Fischer von Ledenice kommt in Wien als ehelicher Sohn des Obristen des Generalstabs Moritz Fischer von Ledenice und Maximiliane, geborene Freiin Heine von Geldern, zur Welt. Nach der Volksschule besucht er das Theresianum im 4. Wiener Gemeindebezirk und danach das Elisabethgymnasium [heute: Rainergymnasium], wo er 1937 maturiert. Danach inskribiert er an der Hochschule für Welthandel in Wien.

Mit 19 Jahren muss der gläubige Katholik und überzeugte Österreicher, Gerhard Fischer von Ledenice erleben, wie das freie und unabhängige Österreich mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht untergeht. Dies nicht hinnehmend wollend, schließt er sich mit seinem Freund und ehemaligen Klassenkamerad aus dem Theresianum, Georg Heintschel von Heinegg, der Österreichischen Freiheitsbewegung um den Augustiner-Chorherrn Roman Karl Scholz an.

Er wirbt eine Reihe neuer Mitglieder für den Kreis und hält Schulungen für dessen Unterstützer. Auch stellt er anti-nationalsozialistische Flugschriften, unter anderem mit Angabe der Sendezeiten und den Wellenlängen der ausländischen Sender her, die er verbreitet. Er steigt in das Exekutivkomitee der Österreichischen Freiheitsbewegung auf.

1940 gelingt es Roman Karl Scholz mit der Österreichischen Freiheitsbewegung um Karl Lederer und der Großösterreichischen Freiheitsbewegung um Jakob Kastelic aufzunehmen.

Ab Juli 1940 werden gut 300 Personen dieser Widerstandsgruppen vom Burgschauspieler Otto Hartmann verraten (Otto Hartmann wird in der Folge 1947 zu lebenslanger Haft verurteilt und 1957 begnadigt) und Gerhard Fischer von Ledenice am 22. Oktober 1940 verhaftet. Während er in Untersuchungshaft ist schließt er sein Studium am 22. November 1940 ab. In einem Verfahren vor dem Volksgerichtshof wird er am 2. Dezember 1943 wegen ‚Vorbereitung zum Hochverrat‘ zum Tode verurteilt.

Die Angeklagten waren von 1938 und 1939 bis 1940 Mitglieder einer geheimen Organisation, die unter der Bezeichnung ‚Österreichische Freiheitsbewegung‘ den Sturz der nationalsozialistischen Staatsführung und die Losreissung der Donau- u. Alpengebiete vom Reich vorbereitete. Der Angeklagte Fischer-Ledenice hat dabei zugleich Verbindung mit Vertretern der Feindmächte erstrebt.

Aus dem Urteil des Volksgerichtshofs vom 2. Dezember 1943

Aus der Todeszelle schreibt er seiner Familie nach dem Urteil seiner Familie noch Briefe, um diese vor seiner bevorstehenden Exekution aufzumuntern.

Lieber Vater, liebe Brüder!

Für Euch war das Urteil, das über mich gefällt wurde, vielleicht härter als für mich selber; ihr wart ja nicht darauf vorbereitet. Es mag sonderbar klingen, sogar etwas oberflächlich, wenn ich sage, nehmt es nicht so schwer. Schau Vater es hat alles seinen Sinn in dieser Welt, für uns ist er oft nicht erkennbar. Und wenn man an den glaubt, der allen Dingen dieser Welt ihren Sinn gibt, dann ist man auch auf alles vorbereitet, mag es auch noch so schwer sein. Ich bin vorbereitet und ich hoffe, dass Ihr es auch seid.

[…]

Und so sollen diese paar Zeilen auch nur ein stummer Blick sein wie der Gruß, den Du mir das eine Mal durch die offene Türe gesandt hast und mit dem Du viel mehr als mit dem längsten Brief gesagt hast.

[…]

Und die Zeit vertreibe ich mir […] mit Latein und Lesen […] nämlich das ganze Neue Testament in Latein. Ist zwar nicht klassisches, aber immerhin manches davon doch recht schwer. [...] kann ich [...] ruhig behaupten, dass ich in meiner ganzen Schulzeit nicht so viel Latein gelesen hab‘ wie hier.

Aus den Briefen an seine Familie aus der Todeszelle

Gerhard Fischer von Ledenice wird am 5. Juli 1944 durch Enthauptung von den Nationalsozialisten im Wiener Landesgericht ermordet. Danach wird seine Leiche anonym am Wiener Zentralfriedhof auf der Gruppe 40 verscharrt.

Nach dem Krieg wird die Gruppe 40 zu einer Gedenkstätte für alle dort ruhenden Opfer des Nationalsozialismus.

Orte

Wohnort:

Sterbeort:

Ehrung:

Gedenktafel (Wien)

Quellen

Erzdiözese Wien unter www.erzdioezese-wien.at/unit/offenekirche/hoffnungspilgern/hoffnungszeugen/gerhardfischerledenice

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)

Zur Erinnerung unter gerhard-fischer-ledenice.zurerinnerung.at

Wien.Geschichte.Wiki unter www.geschichtewiki.wien.gv.at/Gerhard_Fischer-Ledenice

Archiv der Wirtschaftsuniversität Wien

Gerhard Fischer von Ledenice

Student
* 5. März 1919
Wien
† 5. Juli 1944
Wien
Haft, Ermordet