Dr. Theodor Kardinal Innitzer

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Theodor Kardinal Innitzer (ÖCV)
Bild: Diözesanarchiv Wien, Priesterdatenbank

Personalia

Geboren:

25. Dezember 1875, Neugeschrei

Gestorben:

9. Oktober 1955, Wien

Beruf:

Erzbischof von Wien

Verfolgung:

Rosenkranzfest 1938,
Sturm auf das Erzbischöfliche 1938,
Hilfsstelle für nichtarische Katholiken 1938 - 1945

Mitgliedschaften

K.a.V. Austro-Peisonia Wien, K.Ö.St.V. Aargau Wien, K.Ö.H.V. Amelungia Wien, K.a.V. Bajuvaria Wien, K.H.V. Babenberg Wien, K.Ö.H.V. Franco-Bavaria Wien, K.a.V. Norica Wien, K.Ö.H.V. Sängerschaft Waltharia Wien, K.H.V. Welfia Klosterneuburg, K.Ö.H.V. Nordgau Wien, K.Ö.St.V. Vindobona I Wien, K.Ö.L. Maximiliana Wien

Lebenslauf

Theodor Innitzer wird als Sohn eines Kleinlandwirts und Fabrikarbeiters geboren. Von 1890 bis 1898 besucht er das Gymnasium in Kaaden (Kadan) bei Eger (Chéb), tritt anschließend in das Wiener Priesterseminar ein und studiert an der Theologischen Fakultät der Universität Wien (Dr. theol. 1906). Nach der Priesterweihe am 25. Juli 1902 ist er ein Jahr Kaplan in Pressbaum bei Wien. Danach wird er Studienpräfekt sowie 1906 Subregens am Wiener Priesterseminar.

1908 habilitiert sich Theodor Innitzer für Neues Testament an der Wiener Katholisch-Theologischen Fakultät. 1910 wird er Kirchenrektor am Herz-Jesu-Kloster auf der Landstraßer Hauptstraße in Wien, und im Oktober 1913 zum o. Universitätsprofessor. Er war dreimal Dekan und 1928/29 Rektor der Universität.

Während seines Rektoratsjahres verstärken sich die Aktivitäten des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB) erheblich. Innitzer untersagt eine Gedenkveranstaltung auf der Universität aus Anlass des 5. Jahrestages des Hitler-Putsches, an der sogar der SA-Führer Ernst Röhm teilnehmen sollten. Ein halbes Jahr später, am 1. und 8. Juni 1929, kommt es zu mehrfachen Zusammenstößen zwischen dem NSDStB und jüdischen Studenten, woraufhin Innitzer das Tragen des Braunhemds verbietet. Daraufhin entsteht eine Hetze der Nationalsozialisten gegen ihn, wobei er als Handlanger des „jüdischen Terrors“ bezichtigt wird.

Die Studentenverbindung Nordgau Wien nimmt Theodor Innitzer gegen Ende seines Rektorats auf. Neben seiner Lehrtätigkeit ist Theodor Innitzer u. a. an der Organisation des Eucharistischen Weltkongresses 1912 in Wien beteiligt. 1913 wird er Generalsekretär der Leo-Gesellschaft, 1919 übernimmt er die Leitung des Thomas-Kollegs, das ehemalige Höhere Priesterbildungsinstitut St. Augustin (Frintaneum). Darüber hinaus ist er Kurator des österreichischen Pilgerhospizes in Jerusalem.

Im September 1929 wird Theodor Innitzer Bundesminister für soziale Verwaltung ernannt, eine Funktion, die er bis September 1930 ausübt. Auf seine Initiative hin wird in seiner Amtszeit das sog. Kleinrentnergesetz beschlossen. Ebenso bemüht er sich um den Abbau der Arbeitslosigkeit.

Am 19. September 1932 wird Theodor Innitzer von Papst Pius XI. als Nachfolger von Friedrich Gustav Kardinal Piffl zum Fürsterzbischof von Wien und Apostolischen Administrator des Burgenlands ernannt. Die Bischofsweihe erfolgt am 30. Oktober 1932. Zum Kardinal wird er 1933 kreiert.

Theodor Kardinal Innitzer Amtsantritt als Erzbischof von Wien wie auch als Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz fällt in eine innen- wie außenpolitische Umbruchszeit. In Deutschland übernimmt Adolf Hitler die Macht.

Kirchenpolitisch bedeutsam ist auch die Endphase der Verhandlungen zu einem Konkordat und der Abschluss desselben 1933/34. Eine der erstens Höhepunkte seiner Amtszeit ist der Katholikentag im September 1933, der u. a. auch zum Gedenken an die Befreiung Wiens 1683 stattfindet. Er ist als „Allgemeiner Deutscher“, also überregionaler Katholikentag konzipiert, jedoch nehmen wegen der sogenannten „Tausend-Mark-Sperre“ kaum Katholiken aus dem Deutschen Reich teil. Im November 1933 werden die Priester von ihren politischen Ämtern abberufen.

In die Kritik gerät Theodor Kardinal Innitzer durch seinen Besuch bei Hitler am 15. März 1938 im Hotel Imperial und vor allem durch die Erklärung der Bischöfe zum Anschluss am 18. März. Seine politische Arglosigkeit sowie der Druck seitens der nationalsozialistischen Machthaber haben diese Schritte maßgeblich beeinflusst. Die negative Überbewertung dieser Ereignisse ist aber wissenschaftlich nicht zu rechtfertigen. Die Nazis nützen diese Erklärung sowie das Schreiben der Bischöfe („Heil Hitler“) propagandistisch aus, was katholische Kernschichten zutiefst verunsichert.

Theodor Kardinal Innitzer bekommt bereits im Oktober 1938 die Rechnung serviert. Nach einer so nicht geplanten machtvollen Kundgebung der katholischen Jugend im Wiener Stephansdom am 7. Oktober („Rosenkranzfest“) kommt es tags darauf zum Sturm auf das Erzbischöfliche Palais seitens HJ- und SA-Truppen, im Verlaufe dessen sich Theodor Kardinal Innitzer über einen unterirdischen Gang in den Stephansdom in Sicherheit bringen muss, andernfalls wäre er von dem Straßenmob umgebracht worden. Während des Krieges ist vor allem die Errichtung der „Hilfsstelle für nichtarische Katholiken“ eine bemerkenswerte Initiative Innitzers, die vielen Menschen das Leben rettet.

Nach dem Krieg ist Theodor Kardinal Innitzer am Wiederaufbau tätig. In seiner Amtszeit werden u. a. in der Diözese Wien 50 neue Pfarren errichtet. Markante Punkte in dieser Zeit sind 1952 die Wiedereröffnung des renovierten Stephansdomes sowie im selben Jahr ein Österreichischer Katholikentag, bei dem Theodor Kardinal Innitzer als Päpstlicher Legat fungiert. Gegen seinen Widerstand erhält Innitzer 1950 einen Koadjutor.

Quellen

Biolex des ÖCV unter www.oecv.at/biolex; Stand: 17.09.2022.

Theodor Kardinal Innitzer

Erzbischof von Wien
* 25. Dez. 1875
Neugeschrei
† 9. Okt. 1955
Wien
Öffentliche Demütigung