Anna Hanika

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Anna Hanika
Bild: Gerhard Kastelic, Privat

Personalia

Geboren:

27. Juni 1903, Wien

Gestorben:

15. März 1988, Wien

Beruf:

Angestellte

Verfolgung:

Haft 23.08.1940 - 10.03.1943

Ehrungen:

Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs

Mitgliedschaften

Marianische Kongregation, Österreichische Freiheitsbewegungen, Österreichische Volkspartei, ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich

Lebenslauf

Anna Hanika kommt in Wien als jüngstes Kind des Unternehmers Karl Hanika und Theresia, geborene Stepan, zur Welt. Die gläubige Katholikin hat noch einen Bruder Anton und eine Schwester Johanna, die später in den Orden der Karmelitinnen eintritt. Ihr Vater stirbt, als sie sechs Jahre alt ist. Nach der Volks- und Bürgerschule kommt sie allein für die Versorgung ihrer Mutter auf. 1923 tritt sie der Christlich-sozialen Gewerkschaft bei und arbeitet dort als Kontoristin [Anm.: kaufmännische Angestellte]. 1934 tritt sie der Vaterländischen Front bei.

Am 12. März 1938 muss die gläubige Katholikin und patriotische Österreicherin erleben, wie mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht das freie und unabhängige Österreich untergeht. Nach der Besetzung Österreichs werden die Gewerkschaften sofort aufgelöst und Anna Hanika entlassen. Danach findet sie Arbeit bei einer deutschen Kugellagerfirma.

Über ihren guten Freund, Rudolf Wallner, Vizeinspektor der Wiener Elektrizitätswerke, kommt sie Ende 1939 in Kontakt mit der Österreichischen Freiheitsbewegung um Karl Lederer und tritt dieser bei. Zu ihren Aufgaben zählen die Werbung von neuen Mitstreitern und das Kassieren von Mitgliedsbeiträgen. Sie überzeugt Frauen aus ihrem Bekanntenkreis für die Mitarbeit, so etwa Margarete Skroch und Stefanie Wotraubek, die mit ihr im Kirchenchor singen. [Anm.: In manchen Quellen wird Rudolf Wallner als Anna Hanikas Verlobter dargestellt, er war lt. Aussage ihres Ziehsohnes Gerhard Kastelic jedoch nur ein guter Freund.]

1940 gelingt es, Verbindung mit der Österreichischen Freiheitsbewegung um den Augustiner-Chorherrn Roman Karl Scholz und die Großösterreichische Freiheitsbewegung um Jakob Kastelic aufzunehmen. Ab Juli 1940 werden gut 300 Personen dieser Widerstandsgruppen vom Burgschauspieler Otto Hartmann verraten (Otto Hartmann wird in der Folge 1947 zu lebenslanger Haft verurteilt und 1957 begnadigt) und Anna Hanika wird am 23. August 1940 verhaftet. Sie verbringt ihre Untersuchungshaft in Wien und dem Zuchthaus Stein bei Krems an der Donau. Am 10. März 1943 wird sie aus gesundheitlichen Gründen, wegen einer Herzerkrankung, auf freien Fuß gesetzt und in einem Verfahren vor dem Volksgerichtshof am 2. und 3. März 1944 wegen 'Vorbereitung zum Hochverrat' zu zwei Jahren Haft, unter Anrechnung der Untersuchungshaft, verurteilt.

Gegen ihre Mitangeklagten Karl Lederer, Alfred Miegl und Rudolf Wallner wird die Todesstrafe ausgesprochen. Mit Rudolf Wallner und Jakob Kastelic steht sie bis zu deren Hinrichtung in Kontakt. Auch ermöglicht sie es Jakob Kastelic, bei Gefängnisbesuchen seinen jüngeren Sohn Gerhard Kastelic zu sehen.

Nach der Ermordung des Widerstandskämpfers Jakob Kastelic am 2. August 1944 übernimmt sie für dessen zum Vollwaisen gewordenen jüngeren Sohn Gerhard Kastelic die Mutterrolle, ab 1945 auch für den älteren Sohn Norbert Kastelic. Nach dem Tod der Schwester des Vaters – sie war Vormund der beiden Söhne des hingerichteten Jakob Kastelic – übernimmt sie auch die Vormundschaft der Brüder, führt beide zum Doktorat und ist bis zu deren Hochzeiten ihre Familie.

In Wien erlebt Anna Hanika die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik im April bzw. Mai 1945 tritt sie der neugegründeten Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich bei. Anna Hanika engagiert sich für die Identifikation und Bestattung ihrer hingerichteten Mitkämpfer, 1947 tritt sie als Zeugin im Prozess gegen den Verräter Otto Hartmann auf. Gesundheitsbedingt bleibt sie in Pension.

Anna Hanika ist auch karitativ tätig und unterstützt die Missionsarbeit in Afrika durch Medikamentensammlungen. Als sich ihr jahrzehntelanges Herzleiden verschlimmert, übersiedelt sie 1987 ins Altersheim der Barmherzigen Schwestern in Gumpendorf, Sie verstirbt mit 84 Jahren in Wien und findet ihre letzte Ruhestätte im Familiegrab der Familie Kastelic, am Friedhof Wien-Penzing, welches 2025 von der Stadt Wien ehrenhalber gewidmet wird.

Orte

Wohnort:

Quellen

Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)

Gerhard Kastelic, Privat

Wikipedia unter de.wikipedia.org/wiki/Anna_Hanika

Matricula Online

Anna Hanika

Angestellte
* 27. Juni 1903
Wien
† 15. März 1988
Wien
Haft