Pia Theresia Gaertner (geb. Freiin von Ritschel)

Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 09.08.1940 - 05.02.1943
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Pia Theresia Freiin von Ritschel kommt in Göding in Mähren [heute: Hodonín in Tschechien] als eheliche Tochter des Bauunternehmers Gotthard Freiherr von Ritschel und seiner Gattin Theresia, geborene Gräfin Kaunitz, zur Welt. Ihre Eltern ziehen früh nach Wien, da sie nach der Volksschule das katholische Mädchengymnasium Sacre Coeur im Rennweg in Wien besucht. Nach der Matura möchte sie zuerst Lehrerin und später Malerin werden, arbeitet jedoch danach als Angestellte im gewerblichen Handel.
In Wien erlebt Pia Freiin von Ritschel die Niederlage Österreich-Ungarns, die Zerschlagung der Doppelmonarchie und die Vertreibung der Habsburger. 1923 heiratet sie den aus Teschen in Schlesien [heute: Tesin in Polen] stammenden Friedrich Gaertner, der zu dieser Zeit ein enger Mitarbeiter Bundeskanzlers Ignaz Seipels ist und maßgeblichen Anteil an der Währungsstabilisierung und der Einführung der Schillingwährung hat. Pia Gaertner hört auf zu arbeiten und wird Hausfrau. 1924 wird Friedrich Gaertner Direktor der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft, verstirbt aber bereits 1931.
Die überzeugte Österreicherin und gläubige Katholikin muss erleben, wie am 12. März 1938 das freie und unabhängige Österreich mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht untergeht. Über ihre Freundin Dorothea Karasek kommt Pia Gaertner in Kontakt mit der Großösterreichischen Freiheitsbewegung um Jakob Kastelic. Sie tritt der Widerstandsgruppe bereitwillig bei. Da sie über eine große Wohnung am Rennweg 5 im 3. Wiener Gemeindebezirk verfügt, stellt sie diese dem 'Exekutivkommitee' der Großösterreichischen Freiheitsbewegung als Versammlungsort zur Verfügung und bewirtet die Mitglieder der Widerstandsgruppe großzügig.
1940 gelingt es, Verbindung mit der "Österreichischen Freiheitsbewegung" um Karl Lederer und zur Gruppe um den Augustiner-Chorherrn Roman Karl Scholz aufzunehmen.
Ab Juli 1940 werden gut 300 Personen dieser Widerstandsgruppen vom Burgschauspieler Otto Hartmann verraten (Otto Hartmann wird in der Folge 1947 zu lebenslanger Haft verurteilt und 1957 begnadigt) und Pia Gaertner am 9. August 1940 verhaftet. Sie wird am 5. Februar 1943 aus der Untersuchungshaft entlassen. In einem Verfahren vor dem Volksgerichtshof am 20. Juli 1944 wird sie zu zwei Jahren und drei Monaten Haft, unter Anrechnung der Untersuchungshaft wegen 'Vorbereitung zum Hochverrat' verurteilt. Die habe den Hochverrat der Mitglieder der Großösterreichischen Freiheitsbewegung organisatorisch vorbereitet.
In Wien erlebt Pia Gaertner die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik im April bzw. Mai 1945. Sie tritt der neugegründeten Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich bei, bleibt aber im Haushalt tätig.
Pia Gaertner verstirbt in Wien mit 102 Jahren und findet ihre letzte Ruhestätte am Friedhof in Wien-Döbling.
Orte
Wohnort:
Quellen
Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)
Matricula Online
Friedhöfe Wien - Verstorbenensuche
