Dr. Heinrich Josef Eduard Frühwald

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Heinrich Frühwald
Bild: WStLA

Personalia

Geboren:

16. September 1889, Wien

Gestorben:

18. August 1970, Wien

Beruf:

Arzt

Verfolgung:

Haft 17.04.1938 - 23.05.1938,
Einweisung 22.12.1938 - 10.01.1939

Mitgliedschaften

Österreichische Volkspartei, ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich

Lebenslauf

Heinrich Josef Eduard Frühwald kommt in Wien als ehelicher Sohn des Arztes und Universitätsdozenten Ferdinand Frühwald und Emilie, geborene Brézina, zur Welt. Nach der Volksschule besucht er ein Gymnasium und inskribert nach der Matura Medizin an der Universität Wien. Er wird in den I. Weltkrieg eingezogen, heiratet aber 1916 Olga Padowetz. Durch Granatbeschuss wird Heirich Frühwald verschüttet und kehrt aufgrund eines Schädelbasisbruchs als 35-prozentiger Kriegsinvalide heim.

Nach seiner Promotion zum Doktor der Medizin spezialisiert er sich und wird Facharzt für Hals, Nasen und Ohren. 1922 läßt er sich als Facharzt in Wiener Neustadt nieder, wobei sich die Praxis in der Grünangergasse 2 befindet. Die Arztpraxis läuft derart gut, dass sich Heinrich Frühwald eine luxuriöse Wohnung samt Köchin und Stubenmädchen leisten kann.

Heinrich Frühwald ist überzeugter österreichischer Patriot und tritt 1933 der Vaterländischen Front bei. Im gleichen Jahr läßt er sich von Olga Padowetz scheiden und heiratet Klara Maria Wrba. Nachdem sich auch in der niederösterreichischen Ärzteschaft, im 'Wirtschaftsverband der Ärzte', vermehrt illegale Nationalsozialisten engagieren, schließen sich die Ärzte Siegfried Justiz aus Baden und Heinrich Frühwald aus Wiener Neustadt zusammen und beginnen aktiv gegen Nationalsozialisten in ihren Reihen vorzugehen. So bewirken sie u.a. die Ablösung des Geschäftsleiters des 'Wirtschaftsverbandes der Ärzte', August Albin Hermann aus Langenzersdorf, der eine Kartei über nationalsozialistisch eingestellte Ärzte führt und das Ziel verfolgt, nach einer Machtübernahme, diesen Kassenverträge zukommen zu lassen. Sie schaffen es, eine ganze nationalsozialistische Zelle innerhalb der niederösterreichischen Ärzteschaft zu entmachten.

[…]

In diesem Zusammenhang wenden sich die Eingaben in besonders heftiger Weise gegen den Geschäftsleiter der "Widän", Medizinalrat Doktor August Albin Hermann aus Langenzersdorf. Als ehemaliger Schönerianer habe er bis zuletzt aus seiner nationalsozialistischen Gesinnung kein Hehl gemacht.

Es wird gegen ihn der Vorwurf erhoben, dass er seit Jahren eine Kartothek über ihm gesinnungsverwandte Ärzte führe, die im Bedarfsfalle als Kassenärzte eingestellt werden können, um so die Ernennung von Gemeindeärzten durch die Landesregierung praktisch unmöglich zu machen.

[…]

Sonn- und Montagszeitung vom 13. August 1934

Am 12. März 1938 muss Heinrich Frühwald erleben, wie das freie und unabhängige Österreich mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht untergeht. Am 17. April 1938 wird er aufgrund seiner Gegnerschaft zum Nationalsozialismus von der Gestapo verhaftet und bleibt im Polizeigefängnis in Wiener Neustadt bis 23. Mai 1938 in Haft. Ihm werden seine Kassenverträge gekündigt, die Nationalsozialisten in Wiener Neustadt boykottieren ihn und begehen Rufmord. Am 22. Dezember 1938 wird er unter dem Vorwand einer Geisteskrankheit in die Nervenheilanstalt 'Baumgartner Höhe' eingewiesen. Nachdem keine Krankheit festgestellt wird, wird er dort am 10. Jänner 1939 wieder entlassen. Seine Praxis liegt jedoch danieder.

Aufgrund seiner Invalidität aus dem I. Weltkrieg wird Heinrich Frühwald nicht eingezogen. Finanziell nunmehr in bescheidenen Verhältnissen lebend, fristen seine Ehefrau und er ihr Leben in Wiener Neustadt, wo sie im April bzw. Mai 1945 die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik erleben.

Nachdem seine Arztpraxis in Wiener Neustadt von den Nationalsozialisten ruiniert wurde, ziehen Heinrich Frühwald und seine Frau nach Wien und eröffnen dort eine neue Praxis. Er tritt der neugegründeten Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich bei.

Als Arzt geht Heinrich Frühwald in Pension und verstirbt mit 80 Jahren in Wien. Er findet seine letzte Ruhestätte am Friedhof in Wien-Döbling.

Orte

Wohnort:

Babenbergerring 11 (Wiener Neustadt)

Quellen

Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)

Anno der ÖNB: Sonn- und Montagszeitung vom 13. August 1934

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Heinrich Frühwald

Arzt
* 16. September 1889
Wien
† 18. August 1970
Wien
Haft