Johann Josef (Hans) Wiesinger

Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Entlassung am 15.09.1938
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Johann Josef Wiesinger, genannt 'Hans', kommt in Wien als ehelicher Sohn des Angestellten Rudolf Wiesinger und Olga, geborene Zeiner, zur Welt. Hans Wiesingers Großmutter mütterlicherseits war vom Judentum zum katholischen Glauben konvertiert. Nach der Schulbildung entscheidet er sich Gymnasiallehrer in den Unterrichtsfächern Deutsch und Latein zu werden. Er schließt seine Ausbildung 1934 ab und absolviert ab 1. Juli 1934 sein Probejahr am Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Keimgasse in Mödling in Niederösterreich.
Nach seinem Probejahr erhält er 1935 eine Anstellung als Lehrer am Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Fürstenfeld in der Steiermark. Hans Wiesinger ist Gegner des Nationalsozialismus, was er offenkundig auch in Fürstenfeld kundtut.
Am 12. März 1938 muss Hans Wiesinger erleben, wie das freie und unabhängige Österreich mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht untergeht. Mit der Besetzung Österreichs wird die deutsche Gesetzgebung übernommen und damit auch die ‘Nürnberger Rassengesetze’, nach denen Hans Wiesinger als ‘Mischling II. Grades’ gilt.
Aufgrund seiner Gegnerschaft zum Nationalsozialismus und der jüdischen Abstammung seiner Großmutter wird er unmittelbar nach der Okkupation Österreichs vom Lehrdienst suspendiert und mit 15. September 1938 entlassen. Auch der Versuch einer Wiedereinstellung bleibt erfolglos.
Auf Ihre Eingabe vom 18.1.1939 wird Ihnen mitgeteilt, dass im Gau Steiermark für Sie keine Verwendungsmöglichkeit besteht, da Sie als Mischling II. Grades hier in unserem Gau nicht mehr unterkommen können.
Der Gefertigte - vom Oktober 1937 bis 13. März 1938 als Leiter des Bundesrealgymnasiums Fürstenfeld in Steiermark Dienstvorgesetzter des Herrn Prof. Hans Wiesinger - bestätigt hiermit, dass der Genannte wegen seiner antinationalsozialistischen Einstellung im März 1938 von Dienste suspendiert und im Juli desselben Jahres ohne Bezüge entlassen wurde. Herr Prof. Wiesinger hat sich in der Zeit des gemeinsam mit dem Gefertigten in Fürstenfeld verbrachten Dienstes stets als ein äußerst pflichtbewusster und diensteifriger Kollege gezeigt.
Johann Sonnleitner
[Anm.: Der ehemalige Leiter des Bundesrealgymnasiums Fürstenfeld gibt den Entlassungszeitpunkt mit Juli 1938 an. Tatsächlich war die Entlassung offiziell erst am 15. September 1938.]
Nach seiner Entlassung ist Hans Wiesinger arbeitslos, bis er am 16. Mai 1940 zur Wehrmacht eingezogen wird.
In der Kriegsgefangenschaft erlebt Hans Wiesinger die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik im April bzw. Mai 1945. Er kehrt aus der Kriegsgefangenschaft am 23. August 1945 heim, wird rehabilitiert und kann seinen Dienst als Lehrer für Deutsch und Latein am Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Keimgasse in Mödling im Herbst 1945 wieder antreten.
Hans Wiesinger tritt der neugegründeten Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich bei. 1946 heiratet er Rosalia Förster.
Mit 64 Jahren tritt Hans Wiesinger in den Ruhestand und verstirbt mit 89 Jahren in Mödling.
Orte
Wohnort:
Quellen
Landesarchiv NÖ
Archiv Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Keimgasse
Matricula Online
