Josef Babel
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 19.08.1944 - 11.04.1945,
Todesurteil (danach begnadigt) 30.11.1944
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Josef Babel kommt in Hotzenplotz in Süd-Schlesien [heute: Osoblaha in Tschechien] als ehelicher Sohn von Rudolf Babel und Johanna, geborene Uvira, zur Welt. Nach der deutschsprachigen Schulbildung in Hotzenplotz, die er 1926 mit 16 Jahren abschließt, erlernt er das Handwerk des Restaurators und ist dort als Selbständiger tätig.
Im Februar 1938 übersiedelt der tschechische Staatsbürger nach Wien und arbeitet dort ebenfalls als Restaurateur. Kurze Zeit später, am 12. März 1938 muss der Gegner des Nationalsozialismus erleben, wie das freie und unabhängige Österreich mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht untergeht. Am 1. Oktober des gleichen Jahren marschiert die deutsche Wehrmacht in den deutschsprachigen Teil Tschechiens, in der nationalsozialistischen Diktion 'Sudetenland' genannt, ein.
Nach Ausbruch des II. Weltkrieges wird Josef Babel zur Wehrmacht eingezogen. Dort wird er als Sanitäter ausgebildet und in der Albrechtskaserne im 2. Wiener Gemeindebezirk und in der Breitenseerkaserne im 14. Wiener Gemeindebezirk eingesetzt. Der Gegner des Nationalsozialismus schließt sich dort schnell mit gleichgesinnten zusammen und versucht Soldaten durch Krankschreibungen zumindest kurzfristig, wenn nicht überhaupt, von der Front bzw. der Wehrmacht fernzuhalten. Diese Art des Widerstandes ist unter dem Begriff Wehrmachtslazarette subsummiert.
Nachdem die Gestapo auf die Widerstandszelle in der Albrechtskaserne aufmerksam geworden ist, schleusen die den Spitzel Bernhard Rheim ein. Dieser gibt vor ein Gegner des Nationalsozialismus zu sein und erschleicht sich so das Vertrauen von Josef Babel, der inzwischen zum Unteroffizier aufgestiegen ist.
Josef Babel schreibt Bernhard Rheim frontuntauglich. Am 19. August 1944 beordert ihn sein Vorgesetzter in das Krankenrevier in die Rossauerkaserne, wo er sofort verhaftet wird. Nach Folterungen, in denen Josef Babel keinen Namen von Mitkämpfern bekannt gibt, wird er in einem Prozess vor dem Militärgericht am 30. November 1944 wegen 'Zersetzung der Wehrkraft' zum Tode verurteilt. In der Todeszelle wird er am 13. Februar 1945 begnadigt und seine Haftstrafe zu 15 Jahren Zuchthaus umgewandelt. Josef Babel wird der Gestapo zum 'Arbeitseinsatz' überwiesen, mit dem Ziel ihn in das KZ Mauthausen zu deportieren.
[…]
Am 13. Februar 1945 erhielt ich die Begnadigung durch den Hautpmann Walter des W.U.G., der mich ohnmächtig geworden, in seinen Armen auffing. Dh die Strafvollzugsaussetzung auf 15 Jahre Zuchthaus mit der sofortigen Abgabe an die Gestapo Wien, sprich Mauthausen.
[…]
Aufgrund der heranrückenden Roten Armee und der beginnenden Schlacht um Wien finden keine weiteren Deportationen in das Konzentrationslager statt. Die Schlacht um Wien dauert schließlich von 16. März 1945 bis 15. April 1945. Josef Babel wird am 11. April 1945 von der Roten Armee befreit.
[…]
Am 10. April 45 nachmittags wurde die "Promenade" von der "Roten Armee" eingenommen und waren wir einer Überzeugung, dass wir nun in russische Gefangenschaft kommen würden. Und siehe, am 11.4.45 gegen Mittag verhiess uns ein russischer Oberst, nachdem eine Liste der vorhandenen Gefangenen kontrolliert wurde, darunter ich wiederum der Schwerstverurteilteste war - mit 15 Jahren - dass wir in Freiheit gingen!
Diese Stunde ist unvergesslich in meinem jammervollen Drama!
Gegen 13 Uhr wurden wir in 3 lockeren Zügen, deren zweiten ich sozusagen anführen durfte, ohne jede Papiere auf irgendwelchen Umwegen in der Liechtensteinstraße auf freien Fuss gesetzt.
[…]
Ich wurde kaum von meinem Bruder erkannt, so ausgemergelt klapperte ich daher und den nächsten Tag gewogen, hatte ich genaue 54 kg. Mein Gewicht betrug nach fast 20 tätiger Untersuchungshaft ohne Kleider 89 kg.
[…]
Nach der Befreiung Österreichs und der Wiedererrichtung der Republik lässt sich Josef Babel in Ober St. Veit in Wien-Hietzing nieder. Er tritt der neugegründeten Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich bei und arbeitet wieder als selbständiger Restaurateur.
Als Restaurateur geht Josef Babel in Pension und verstirbt mit 77 Jahren. Er findet seine letzte Ruhestätte am Friedhof in Wien-Ober St. Veit.
Orte
Wohnort:
Quellen
Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)
Archiv der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich
