Hofrat Dr. Adolf Vinzenz Josef Proksch

Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 13.03.1938 - 02.04.1938,
KZ Dachau 02.04.1938 - 14.01.1939
KZ-Nummer:
Ehrungen:
Ehrenkreuz 2. Klasse des Roten Kreuzes
Goldenes Verdienstkreuz am Bande der Tapferkeitsmedaille
Ritterkreuz 1. Klasse für Verdienste um die Republik Österreich
Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse mit Schwertern
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Adolf Proksch kommt in Olmütz in Mähren [heute: Olomouc in Tschechien], als Sohn des gleichnamigen Berufsoffiziers Adolf Proksch zur Welt. Nach dem Besuch des Theresianischen Gymnasiums und der I. Handelsakademie in Wien, wo er maturiert, promoviert er im Jahr 1910 an der juridischen Fakultät der Universität Wien. Zunächst bei der Firma Rosario Currò Triest als Kaufmann tätig, arbeitet Adolf Proksch ab 1914 als Angestellter bei den Siemens-Schuckert-Werken in Wien. Mit Kriegsbeginn leistet er seinen Kriegsdienst an der 'Heimatfront': Er meldet sich als Einjährig-Freiwilliger zum Kriegsdienst und wird dem k.u.k. Feldhaubitz-Regiment 'Freiherr von Krobatin' Nr. 8 zugeteilt. Nach mehreren Zuteilungen folgt mit 13. April 1918 Adolf Prokschs Ernennung zum Kriegswirtschaftskommissar und seine Zuordnung zur Abteilung 10/KW des Kriegsministeriums. Adolf Proksch heiratet während des Krieges, am 27. Juli 1916, Sabine Hagenauer. Gemeinsam hat das Ehepaar vier Kinder: Johannes (1918–2018), Christoph (1920–1941), Adolf (1921–2017) und Elisabeth (1928–2018), von denen Christoph 1941 in Tscherkassy in der Ukraine fällt.
Nachdem sich Adolf Proksch eine Zeitlang hauptsächlich seiner 1918 erworbenen Landwirtschaft in Aggsbach Markt, Niederösterreich, gewidmet hat, kehrt er zu den Siemens-Schuckert-Werken nach Wien zurück und übernimmt 1923 die kaufmännische Leitung der Jugoslawischen Siemens AG in Zagreb. 1928 wechselt er als Generaldirektor in den Firmenvorstand zurück nach Wien; diese Funktion übt er bis 1933 aus. Darüber hinaus betreibt er mit seiner Frau bis 1932/33 ein Weingut in Haselbrunn bei Leibnitz in der Steiermark und bis 1941 (anderen Quellen zufolge bis 1943) weiterhin seine Landwirtschaft in Aggsbach Markt.
Adolf Proksch tritt in den 1920ern der Christlichsozialen Partei (CSP) bei. Der gläubige Katholik und überzeugte patriotische Österreicher tritt sofort nach bekanntwerden der Gründung der Vaterländischen Front, dieser bei. Für die Vaterländische Front ist Adolf Proksch ab 24. Jänner 1934 zunächst als Referent, ab Anfang 1935 als Leiter der Unterabteilung Finanzen und Budget tätig. Unter Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg, der 1936 die Führung der Vaterländischen Front übernimmt, erhält er mit 15. Mai 1936 die Leitung der Intendanz, nach einer neuerlichen Umstrukturierung die Leitung der Dienstgruppe IV und gleichzeitig des für Finanzgebarung zuständigen Referats überantwortet.
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Als Sohn eines altösterreichischen Offiziers wurde ich von Haus aus zum österreichischen Patrioten erzogen. Die Familiengrundsätze festigten sich während meiner Gymnasialzeit an der Theresianischen Akademie in Wien in Wien. Mein ganzes Leben, besonders seit dem Aufkommen Hitlers, trat ich immer für mein österreichisches Vaterland und gegen die großdeutsche Politik ein.
Seit 1933 stand ich in vorderster Front gegen den Nationalsozialismus. Ich setzte mich jederzeit in Wort und Tat rückhaltslos für das unabhängige, demokratische und seiner geschichtlichen Aufgabe bewußte Österreich ein, folgte als einer der Ersten dem Aufruf Dollfuss', als die VF noch lange keine öffentlich-rechtliche Körperschaft war und stand dann im ständigen offenen Kampf mit dem Nationalsozialismus bis zum Zusammenbruch des 3. Reiches. Ich war z.B. mit einer Hand voll Gesinnungsgenossen am Tage des Attentats auf Dollfuss zur Stellung einer Nazihorde beim Volkstheater aufgefahren. Ich bin auch als Funktionär der VF in den Jahren 1934 - 1938 immer wieder in der Öffentlichkeit propagandistisch - in Zeitungen und Broschüren -, vor allem aber wirtschaftlich rückhaltslos für Österreichs Freiheit und Unabhängigkeit gegen die Ideen und Ziele des Nationalsozialismus eingetreten. Zahlreiche Propagandaaktionen, Aufmärsche u.dgl.m. wurden durch meine Tätigkeit ermöglicht. Dies hat Kanzler Schuschnigg zu Weihnacht 1936 durch persönliche Überreichung des Ritterkreuzes 1. Klasse des österreichischen Verdienstordens anerkannt.
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Am 12. März 1938 muss Adolf Proksch erleben, wie das freie und unabhängige Österreich mit dem Einmarsch und der Besetzung seines Heimatlandes durch die deutsche Wehrmacht untergeht. Bereits am 13. März 1938 wird er von der Gestapo verhaftet und mit dem sogenannten 'Prominententransport' am 2. April 1938 in das KZ Dachau deportiert. Von dort wird er am 14. Jänner 1939 entlassen.
Nach seiner Entlassung aus dem Konzentrationslager ist es sehr schwer für Adolf Proksch eine Anstellung in der Privatwirtschaft zu finden. Schließlich wird er Anstellung im Vertrieb für Büromaschinen. Um seine Familie finanziell erhalten zu können, muss er sukzessive alle Liegenschaften unter Wert verkaufen.
Adolf Proksch wird spätestens im Herbst 1939 zum Wehrdienst als Verwaltungsbeamter in Stockerau eingezogen und erhält den Rang des Oberzahlmeisters d.R. (der Reserve; äquivalent zu einem Oberleutnant der Wehrmacht). Nach mehrfacher Überprüfung wird Adolf Proksch im Sommer 1940 als für das Personalwesen und interne Abläufe zuständiger Referent der Wehrkreisverwaltung XVII (Wien, Oberdonau und Niederdonau) Generalintendant der Wehrmacht Bruno Becker zugeteilt und steht fortan im Rang eines Oberzahlmeisters z.V. (zur Verfügung), wogegen jedoch die Wiener NSDAP-Ortsgruppe Buchenfeld Beschwerde einlegt, da Adolf Proksch für eine solche Verwendung 'in einer Vertrauensstellung' aufgrund 'seines Vorlebens absolut keine Eignung besitzt'.
Nach der Auflösung seiner Dienststelle Ende 1943 wird Adolf Proksch im Februar 1944 der Reichsdomänenverwaltung in der Reichsstatthalterei Niederdonau (Abt. IVb) zugeordnet, wo er auch nach seiner endgültigen Entlassung aus dem Wehrdienst als Vertragsangestellter bis zum Kriegsende im Einsatz bleibt.
Nach der Befreiung Österreichs und der Wiedererrichtung der Republik wird Adolf Proksch vom 28. August bis 6. Dezember 1945 aufgrund einer Verwechslung mit dem ehemaligen Landesleiter der NSDAP und Reichstreuhänder der österreichischen Nationalsozialisten Alfred Proksch (1891–1981) für einige Wochen im Salzburger US Anhaltelager Golling inhaftiert.
Adolf Proksch tritt der neugegründeten Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich bei. Bis 31. Mai 1946 findet er eine Anstellung als Vertragsbediensteter, erneut bei der nunmehrigen Domänenverwaltung der Niederösterreichischen Landesregierung. Im Juni 1946 bekommt er schließlich eine Anstellung im Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau, welche bis zu seiner Pensionierung im Jänner 1953 besteht.
Adolf Proksch verstirbt mit 80 Jahren in Wien und findet seine letzte Ruhestätte am Friedhof in Wien-Hietzing.
Quellen
Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)
Österreichisches Staatsarchiv (ÖStA)
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)
Provenienzforschung unter provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Proksch_Adolf_2022-03-30.pdf
Friedhöfe Wien - Verstorbenensuche
