Oberamtsrat Wilhelm Franz Zimmerbauer

Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 13.03.1938 - 16.06.1938,
KZ Dachau 16.06.1938 - 13.09.1938,
Entlassung 1938
KZ-Nummer:
Ehrungen:
Silbernes Ehrenzeichen für die Verdienste um die Republik Österreich
Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs
Silbernes Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich
Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienst um das gemeinnützige Wohnungswesen
Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienst um das gemeinnützige Wohnungswesen
Ehrenzeichen für Verdienste um die Oberösterreichische Jugend
Wirtschaftsmedaille der Stadt Linz
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Wilhelm Franz Zimmerbauer kommt in Linz als ehelicher Sohn des Stadtbahnbeamten Johann Zimmerbauer und Klara, geborene Kefer, zur Welt. Nach der Volksschule besucht er das Bundesrealgymnasium in Linz-Fadingerstraße, wo er 1933 maturiert. Am 7. Jänner 1936 beginnt er als Beamter beim Magistrat in Linz zu arbeiten.
Der gläubige Katholik und überzeugte Österreicher tritt in den 1930er Jahren einer Jugendorganisation der Vaterländischen Front bei und steigt dort zum Bezirksobmann von Linz und Landesobmann-Stellvertreter von Oberösterreich auf. Der Gegner des Nationalsozialismus betätigt sich aktiv gegen die deutschen Okkupationspläne. Noch am Abend vor dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht versucht er sich verzweifelt gegen die drohende Gefahr zu stemmen.
Am 11. März 1938 bin ich [in Linz] mit ca. 3000 Jugendlichen, vom Hauptplatz kommend, Richtung Mozartkreuzung an der Spitze marschiert als Jugendführer, und dort kam es zu schweren Auseinandersetzungen mit den Nationalsozialisten, wobei ich vor allem mit dem späteren zum Oberbürgermeister ernannten [Sepp] Wolkerstorfer zusammengestoßen bin.
Die Anstrengungen Wilhelm Zimmerbauers, die drohende Besetzung Österreichs zu verhindern, sind vergebens. Er muss erleben, wie das freie und unabhängige Österreich mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht am 12. März 1938, untergeht. Am 13. März 1938 wird er von der Gestapo an seinem Arbeitsplatz im Linzer Rathaus verhaftet und in das Polizeigefängnis am Linzer Pfarrplatz gebracht. Dort ist er den Demütigungen der neuen Machthaber ausgesetzt. Aus seinem Dienstverhältnis wird er sofort entlassen.
Und hier habe ich die erste Zeit moralisch und seelisch sehr viel erleiden und ertragen müssen, denn wenn wir im Hof spazieren mussten, haben die lieben Kollegen, die früher sich als gute Kollegen ausgegeben haben, von oben auf uns heruntergespuckt.
Nachdem er in ein neues Gefängnis im ehemaligen Europa-Hotel in Linz überführt wird, wird Wilhelm Zimmerbauer am 16. Juni 1938 in das KZ Dachau deportiert. Dort wird er am 13. September 1938 aus der Haft entlassen und tritt mit weiteren ehemaligen Häftlingen die Heimreise nach Linz an.
Bemerkenswert war, in München, als wir auf den Zug warten mussten, sind wir in das Bahnhofsrestaurant 2. Klasse gegangen und haben uns dort ein gutes Essen bestellt, und wie wir zahlen wollten, hat es geheißen: "Ist schon bezahlt worden." Also auf alle Fälle waren da Menschen dort, die erkannten, dass wir aus dem KZ kommen, und für uns die Kosten für das Essen ausgegeben haben.
Zurück in Linz arbeitet Wilhelm Zimmerbauer als Buchhalter, heiratet und wird Vater einer Tochter. Im Juni 1939 wird er in die Wehrmacht eingezogen. Als Soldat erlebt er die Befreiung Österreichs im Mai 1945.
Wilhelm Zimmerbauer wird nach dem Krieg beruflich rehabilitiert und arbeitet wieder als Beamter im Linzer Magistrat, wo er bis zum Leiter des Liegenschaftsamtes aufsteigt. Er engagiert sich ehrenamtlich bei den Pfadfinderinnen und Pfadfindern Österreichs (PPÖ), bei der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich, bei den Vereinigten Linzer Wohnungsgenossenschaften (VLW) und bei der Wohnungsgenossenschaft Wohnungsfürsorge [heute: Wohnungsgenossenschaft Lebensräume]. Zwischen 1955 und 1996 ist er Obmann der Wohnungsgenossenschaft Wohnungsfürsorge und zwischen 1956 und 1993 Obmann der Vereinigten Linzer Wohnungsgenossenschaften. 1966 heiratet er ein zweites Mal und wird Vater zweier Söhne. 1977 geht Wilhelm Zimmerbauer als Beamter in den Ruhestand. Zwischen 1996 und 1999 ist er schließlich Landesobmann in Oberösterreich der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich.
Wilhelm Zimmerbauer verstirbt mit 84 Jahren und findet seine letzte Ruhestätte am Friedhof in Linz-St. Barbara.
Quellen
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (1992): Erzählte Geschichte. Berichte von Männern und Frauen in Widerstand wie Verfolgung. Band 2: Katholiken, Konservative, Legitimsten (Wien). S. 173-175
Marcus Zimmerbauer Privat
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