Sektionschef Dr. Egon Hilbert

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Egon Hilbert (DÖW)

Personalia

Geboren:

19. Mai 1899, Wien

Gestorben:

18. Jänner 1968, Wien

Beruf:

Beamter

Verfolgung:

Haft 18.03.1938 - 02.04.1938,
KZ Dachau 02.04.1938 - 27.09.1939,
KZ Flossenbürg 27.09.1939 - 02.03.1940,
Entlassung 14.10.1938,
KZ Dachau 02.03.1940 - 29.04.1945

Ehrungen:

Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich

Anton-Bruckner-Ring

Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold

Ehrenring der Wiener Staatsoper

Großes Verdienstkreuz des Deutschen Ordens

Offizier der Académie française

Kommandeurkreuz des griechischen Ordens Georg I.

Kommandeur des italienischen Verdienstordens

Mitgliedschaften

ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich

Lebenslauf

Egon Hilbert wird in Wien geboren. Nach Absolvierung der Volksschule besucht er das humanistische Gymnasium in 13. Wiener Gemeindebezirk. Noch vor seiner Matura wird er 1917 eingezogen und nimmt am Ersten Weltkrieg teil. Unmittelbar nach Kriegsende maturiert er und inskribert 1919 Jus an der Universität Wien. 1924 promoviert er, macht seine Gerichts- und Rechtsanwaltspraxis und tritt in den Polizeidienst als Jurist ein.

Daneben absolviert Egon Hilbert das Studium der Musikwissenschaft. 1929 wechselt er in das Pressebüro der Polizeidirektion. 1934 wird er in den Bundeskanzleramts-Bundespressedienst versetzt und 1935 wird er Presseattaché der österreichischen Botschaft in Prag, wo er vor allem mit kulturpolitischen Aufgaben betraut ist. Er arbeitet eng mit Walter Adam und Hans Sidonius von Becker zusammen.

Der Gegner des Nationalsozialismus wird nach Okkupation Österreichs durch das Dritte Reich am 12. März 1938 telephonisch unter falschem Vorwand nach Wien gelockt und dort am 18. März 1938 von der Gestapo verhaftet. Mit dem sogenannten Prominententransport kommt Egon Hilbert am 2. April 1938 im KZ Dachau an. Am 14. Oktober 1938 wird er aus dem öffentlichen Dienst entlassen.

Er gefährdet nach dem Ergebnis der staatspolizeilichen Feststellungen durch sein Verhalten den Bestand und die Sicherheit des Volkes und Staates, indem er in seiner Eigenschaft als Presseattaché in Prag die Auslandspresse im Sinne der Unabhängigkeit Österreichs stark beeinflusste und nunmehr erwarten läßt, bei Freilassung sein staatsfeindliches Verhalten fortzusetzen.

Aus dem Schutzhaftbefehl von Reinhard Heydrich

Da das KZ Dachau durch den Beginn des Zweiten Weltkrieges kurzfristig für die SS geräumt wird, kommt er am 27. September 1939 in das KZ Flossenbürg und von dort am 2. März 1940 zurück in das KZ Dachau. Im Konzentrationslager bleibt er bis zur Befreiung am 29. April 1945. Die Zeiten in Haft und in den Konzentrationslagern haben seine Gesundheit stark beeinträchtigt.

Nach der Befreiung durch die Amerikaner wird Egon Hilbert rehabilitiert, provisorischer Direktor des Salzburger Landestheaters und ist als solcher für die Reorganisation der Salzburger Festspiele zuständig. Im November 1945 wird er als Leiter an die Bundestheaterverwaltung nach Wien berufen. Zwischen 1945 und 1953 ist er Leiter der Österreichischen Bundestheaterverwaltung und baut auch diese neu und zu Weltruhm auf. In dieser Zeit wird er auf die Position eines Sektionschefs befördert.

Von 1954 bis 1959 ist Egon Hilbert Leiter des neugegründeten Österreichischen Kulturinstituts in Rom, von 1959 bis 1963 Intendant der Wiener Festwochen und ab 9. Juni 1963, als Nachfolger von Walter Erich Schäfer, gemeinsam mit Herbert von Karajan (mit dem er am 16. Juni 1963 das erste entscheidende Arbeitsgespräch führte) Direktor der Wiener Staatsoper. Nach der Karajankrise 1963 und dessen Dimissio, wird er mit 1. September 1964 zum alleinigen Direktor.

Am 18. Januar 1968 wird nach monatelang gegen Egon Hilbert geführten Intrigen von Bundestheaterverwaltung und Staatsoper dessen De-facto-Rücktritt bekannt gegeben. Egon Hilbert, dessen Gesundheit nicht zuletzt durch die Haft angegriffen ist, hat im Tauziehen um seine Abberufung bzw. Nachfolge ein Übereinkommen unterzeichnet, demzufolge er bis Ablauf seines Vertrages im Jahre 1970 ab 1. Februar 1968 beurlaubt werden soll. Als er am Abend desselben Tages vor seinem Haus in Wien-Penzing den Dienstwagen besteigen möchte, der ihn in die Staatsoper bringen soll, bricht er mit einem Herzschlag zusammen. Sein Vizedirektor (und späterer Nachfolger), Heinrich Reif-Gintl, setzt in der Pause von Don Giovanni das Publikum vom Ableben Egon Hilberts in Kenntnis und hält eine Trauerminute. Er war zwei Mal verheiratet und Vater eines Kindes.

Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Hietzinger Friedhof in Wien.

Orte

Verfolgung:

KZ Dachau (Deutschland), KZ Flossenbürg (Deutschland)

Wohnort:

Quellen

Österreichisches Staatsarchiv (ÖStA)

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)

ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich (KPV)

Wikipedia unter de.wikipedia.org/wiki/Egon_Hilbert

Egon Hilbert

Beamter
* 19. Mai 1899
Wien
† 18. Jän. 1968
Wien
Entlassung, Haft, KZ Dachau, KZ Flossenbürg