Feldmarschallleutnant Alfred Johann Theophil Jansa von Tannenau

Photo von Alfred Jansa von Tannenau
Alfred Jansa von Tannenau (Wikipedia)

Personalia

Geboren:

16. Juli 1884, Stanislau

Gestorben:

20. Dezember 1963, Wien

Beruf:

Soldat

Verfolgung:

Ortsverbot 30.09.1938

Ehrungen:

Bayerischer Militärverdienstorden 3. Klasse mit der Kriegsdekoration und Schwertern

Ehrenzeichen 2. Klasse vom Roten Kreuz

Bronzene Militär-Verdienstmedaille am roten Bande

Bronzene Militär-Verdienstmedaille am Bande des Militärverdienstkreuzes

Silberne Militär-Verdienstmedaille am Bande des Militärverdienstkreuzes

Militärverdienstkreuz III. Klasse mit der Kriegsdekoration

Orden der Eisernen Krone III. Klasse mit der Kriegsdekoration und Schwertern

Großes silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich

Ottomanischer eiserner Halbmond

Eisernes Kreuz 1. Klasse

Lebenslauf

Alfred Jansa von Tannenau tritt nach Absolvierung der Kadettenschule in das k.u.k. Infanterieregiment Nr. 72 'Freiherr von David'in Preßburg [heute: Bratislava in der Slowakei] ein und besucht von 1908 bis 1911 die Kriegsschule. Am 1. November 1912 wird er als Hauptmann in den Generalstab des Heeres übernommen und dem Stab des Armeeinspektors und Landeschefs von Bosnien und Herzegowina, Feldzeugmeister Oskar Potiorek, in Sarajevo zugeteilt. Dort erlebt er den Thronfolgermord und den Kriegsbeginn 1914.

Während des I. Weltkrieges ist Alfred Jansa von Tannenau als Generalstabsoffizier auf nahezu allen Kriegsschauplätzen tätig. Nicht unwichtig ist seine dreimalige Zuteilung zu deutschen Stäben. Von September 1915 bis Februar 1916 ist er auf dem Balkan dem Stab des Generalfeldmarschalls August von Mackensen zugeteilt, dessen Vertrauen er sich erwerben kann. Ebenso lernt er dort dessen Stabschef General von Seeckt kennen, der nach 1918 den Aufbau der deutschen Reichswehr leitet. Später ist er auch beim Stab des deutschen Generals Otto von Below in Mazedonien tätig. Einen Großteil des Jahres 1917 verbringt er bei österreichisch-ungarischen Verbänden an der russischen Front. 1918 ist er schließlich dem deutschen Armeeoberkommando 14 des Generals Konrad Krafft von Dellmensingen an der italienischen Front als Verbindungsoffizier zugeteilt.

Nach dem Untergang der österreichich-ungarischen Doppelmonarchie in das Bundesheer der Ersten Republik übernommen, wird Alfred Jansa von Tannenau als Oberst Stabschef der 3. Brigade in St. Pölten. Am 28. Juni 1930 zum Generalmajor befördert, übernimmt er das Kommando der Brigade, die er bis 1932 führt. Anfang 1933 wird er als Delegierter Österreichs zur Genfer Abrüstungskonferenz entsandt. Anschließend wird er zum Militärattaché im Deutschen Reich bestellt, wobei er auch in der Schweiz notifiziert ist. Dank seiner ausgezeichneten Verbindungen aus der Zeit des Ersten Weltkrieges erhält er nicht nur eingehende Kenntnis von der nach 1935 einsetzenden Aufrüstung der Wehrmacht, sondern kann sich auch über das nationalsozialistische Regime ein zutreffendes Bild machen. Die von Hitlerdeutschland ausgehende Gefahr wird ihm dabei voll bewusst. 1935 wird er vom österreichischen Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg aus Berlin abberufen und ab dem 1. Juni mit der Leitung der Sektion III des Bundesministeriums für Landesverteidigung betraut. Damit ist er de facto Chef des Generalstabes, wenn ihm der Titel auch offiziell erst mit der Einführung der Bundesdienstpflicht am 1. April 1936 verliehen wird.

Als seine Hauptaufgabe sieht Alfred Jansa von Tannenau den raschen Aufbau des Heeres an, um es vor allem gegenüber dem Deutschen Reich abwehrfähig zu machen. Nach seinen Schätzungen ist ab 1939 mit einem Angriff Adolf Hitlers zu rechnen. Für seine weitreichenden Pläne liegen allerdings nicht genügend Budgetmittel vor. Ein Konzept für die Abwehr ('Jansa-Plan') wird ausgearbeitet, wobei er vor allem auch versucht, die Unterstützung Italiens zu gewinnen. Auch ein Befestigungssystem wird geplant, das jedoch bis 1938 nicht mehr zur Ausführung kommt. Operativ sieht Alfred Jansa von Tannenau die Abwehr der deutschen Angreifer an der Traunlinie vor, wobei es ihm darauf ankommt, unter Vermeidung eines Entscheidungskampfes Zeit zu gewinnen, bis andere Staaten – dabei ist vor allem an Italien gedacht – eingreifen können.

Seine klare Ablehnung des Dritten Reiches und des Nationalsozialismus sowie seine energischen Abwehrforderungen sind der deutschen Führung wohlbekannt. Es ist daher nicht überraschend, dass unter den Forderungen Adolf Hitlers im Berchtesgadener Abkommen mit Bundeskanzler Kurz von Schuschnigg am 12. Februar 1938 auch die Abberufung des Feldmarschallleutnants Jansa von seinem Posten ist. Dies und seine Ersetzung durch Generalmajor Franz Böhme sind als Punkt 8 der Abmachungen festgehalten. Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg gibt nach, um Adolf Hitler durch die Beibehaltung eines Vertreters eines „harten Kurses“ gegen Deutschland nicht noch mehr zu reizen, wobei er sich damit tröstet, dass Alfred Jansa von Tannenau ohnedies die Altersgrenze erreicht habe. Der General wird aber von dieser Entscheidung nicht offiziell in Kenntnis gesetzt. Er erfährt sie aus Medien und von privater Seite und reicht sofort seinen Rücktritt ein.

Am 16. Februar 1938 macht Alfred Jansa von Tannenau seinen Abschiedsbesuch bei Oberbefehlshaber Bundespräsident Wilhelm Miklas, der ihm mit Bedauern sagt, Kurt von Schuschnigg wünsche keinen militärischen Widerstand gegen NS-Deutschland. Am 17. Februar wird ihm sein Ruhestandsdekret überreicht. Mit Alfred Jansa von Tannenau Ausscheiden ist eine Säule des österreichischen Widerstandes gegen Hitlers Pläne zusammengebrochen.

Der überzeugte Österreicher und Gegner des Nationalsozialismus muss erleben, wie die deutsche Wehrmacht am 12. März 1938 kampflos in Österreich einmarschiert. Alfred Jansa von Tannenau werden am 28. September 1938 von der Gestapo Wien zwei Verfügungen Reinhard Heydrichs vorgelegt: die Ausweisung 'aus allen Ländern Österreichs' und der Zwangsaufenthalt in Erfurt ab dem 30. September. Die beiden Verfügungen hat er unter Androhung der Einweisung ins Konzentrationslager geheim zu halten. Als seine Offizierspension 1939 um ein Drittel gekürzt wird, weil er vor 1938 gegen den Nationalsozialismus aufgetreten sei, bessert er seine Pension als Versicherungsvertreter für den Gerling-Konzern auf, um das Studium seiner aus Wien nachgeholten Töchter finanzieren zu können. 1943 wird ihm Reisen als Vertreter verboten. Nun arbeitet er für einen Autoteilevertrieb.

In Erfurt erlebt Alfred Jansa von Tannenau die Befreiung Österreichs von den nationalsozialistisch-deutschen Besatzern. Bald nach der Kapitulation des Dritten Reiches besuchen ihn österreichische Häftlinge des nahe Erfurt gelegenen KZ Buchenwald und danken für seine moralische Unterstützung. Er selbst bleibt vorerst auch nach dem Übergang der Besatzung von der US Army auf die Rote Armee in Erfurt, um seine Wohnungseinrichtung nach Österreich zu retten, muss dies aber bald aufgeben und übersiedelt im Frühjahr 1946 nach Graz und von dort Anfang 1947 nach Wien.

Am 15. Jänner 1947 ist Alfred Jansa von Tannenau zu Gesprächen über das künftige österreichische Bundesheer mit Bundeskanzler Leopold Figl, Außenminister Karl Gruber und Staatssekretär Ferdinand Graf eingeladen. Diese ÖVP-Politiker erwarten damals den baldigen Abschluss des Staatsvertrages mit den vier Besatzungsmächten und wollen Alfred Jansa von Tannenau an die Spitze des neuen Heeres berufen. Jansa ist bis zu seinem 70. Geburtstag im Jahr 1954 für die Wiener Niederlassung des Autoteilevertriebs tätig, für den er bereits in Erfurt gearbeitet hat.

Die Aufstellung des österreichischen Bundesheeres der II. Republik erlebt Alfred Jansa von Tannenau als Pensionist. Er verstirbt mit 79 Jahren und findet seine letzte Ruhestätte am Friedhof in Wien-Hietzing.

Orte

Wohnort:

Ehrung:

Jansa-Kaserne (Großmittel)

Quellen

Wikipedia unter de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Jansa

Friedhöfe Wien - Verstorbenensuche

Alfred Jansa von Tannenau

Soldat
* 16. Juli 1884
Stanislau
† 20. Dezember 1963
Wien
Ortsverbot