Univ.-Doz. Dr. Karl Gruber

Karl Gruber
Bild: ÖCV

Personalia

Geboren:

3. Mai 1909, Innsbruck

Gestorben:

1. Februar 1995, Innsbruck

Beruf:

Bundesminister und Landeshauptmann

Verfolgung:

Entlassung 1938, Widerstandskämpfer (unentdeckt)

Mitgliedschaften

K.Ö.St.V. Austria Wien, K.Ö.St.V. Vindobona II Wien, Mair-Grünewald-Gruppe

Lebenslauf

In seiner Jugend durchläuft Karl Gruber die klassische Laufbahn bei den Sozialdemokraten von den „Roten Falken“ über die „Sozialistische Arbeiterjugend“ (SAJ) bis hin zur Partei. Als Werkstudent absolviert er die Bundeslehranstalt für Hochbau und Elektrotechnik in Innsbruck mit dem Abschluss in Elektrotechnik. Anschließend tritt er dort in den Dienst der Post- und Telegraphendirektion. Daneben widmet er sich dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Innsbruck, das er 1935 in Wien fortsetzt und abschließt.

1934 konvertiert er zum Katholizismus, verlässt die Sozialdemokraten und tritt zur VF über. Diesen Wechsel vom sozialdemokratischen zum christlichsozial-vaterländischen Lager vollzieht er „aus politischer Überzeugung und gezwungen durch spezifische Zeitumstände“. 1935 tritt er der Studentenverbindung Austria Wien bei. Nach seiner Promotion 1936 zum Doktor der Rechtswissenschaften arbeitet er als Mitglied der christlichen Gewerkschaften im Post- und Telegraphendienst in Wien. Nebenher ist er noch als wissenschaftliche Hilfskraft beim großdeutschen Nationalökonomen Hans Mayer (1879–1955) tätig.

Der Anschluss verhindert 1938 seine Habilitation und seine weitere wissenschaftliche Laufbahn. Wegen seiner Tätigkeit in der christlichen Gewerkschaft wird er aus dem Postdienst entlassen. Er geht daraufhin als Elektroingenieur nach Berlin zunächst zu AEG und dann zu Telefunken. Weil er hier in kriegswirtschaftlich wichtigen Betrieben – zuletzt als Hochfrequenzfachmann bei der Entwicklung des Radars – arbeitet, wird er u. k. („unabkömmlich“) gestellt. Er findet in dieser Zeit Kontakt zu anderen Gegnern des Nationalsozialismus, so auch zur Gruppe um Carl Gördeler (1884–1945). Hier leitet er eine Gruppe von ca. 80 Personen, die antifaschistische Front (AGFA) genannt wird, in enger Kooperation zum Kreisauer Kreis und zur Österreichischen Widerstandsgruppe O5. Ihm gelingt der Kontakt mit Vertretern des englischen Rundfunks, wodurch es ihm möglich wird, die Österreichsendungen der BBC in Zusammenarbeit mit der Störbefehlsstelle (Leiter Carl Hirnschrott) störfreier zu gestalten. Er unterhält zudem bis 1941 Kontakte zur amerikanischen Botschaft in Berlin. Ab Herbst 1944 kann er mit dem amerikanischen Geheimdienst OSS (Office of Strategie Services) in Verbindung treten. Der Leiter des amerikanischen Abwehrzentrums in Zürich Allan Dulles bestellt Karl Gruber unter dem Decknamen „Dr. Brandt“ zum Operationsleiter der Widerstandsgruppen in Innsbruck.

Im Zuge der Dezentralisierung der Rüstungsbetriebe gelingt es Karl Gruber, sich „abzusetzen“. Er gelangt dann über Rudelstadt und Straubing nach Tirol. Weil die Russen schon Baden eingenommen haben, schlägt er sich am 12. April 1945 nach Innsbruck durch und übernimmt hier dann die Leitung der vereinigten Tiroler Widerstandsgruppen. Am 18. April trifft dann auch die Gruppe Post, die eigenmächtig Thüringen verlassen hat, in Innsbruck ein. Einen Tag später erreicht Carl Hirnschrott Innsbruck und kommt im Sanatorium der Kreuzschwestern mit Karl Gruber zusammen.

Der Gruppe Reichspost gelingt es nun die Fernmeldeanlagen unbeschädigt zu erhalten und einen Abhördienst aufzubauen. Am 3. Mai 1945 erteilt Karl Gruber den Befehl, alle strategisch wichtigen Einrichtungen der Stadt durch Widerständler zu besetzen, was nach einigen Schwierigkeiten bei der Entwaffnung der vereinzelt noch starken NS-Kräften auch gelingt. Er kann dann um 14.45 Uhr die Entmachtung der Nazis ohne Blutvergießen und die unbeschädigte Inbesitznahme der technischen Einrichtungen melden. Um 22 Uhr trifft der amerikanische Fernmeldeoffizier ein. Somit ist für Innsbruck der Krieg zu Ende.

Nach dem Krieg wird Karl Gruber von der US-Militärregierung bis zum 20. Oktober 1945 zum Landeshauptmann von Tirol eingesetzt. Unter Bundeskanzler Leopold Figl ist er österreichischer Außenminister bis 1953. Er hat den Staatsvertrag von 1955 textlich weitgehend vorbereitet. Er gehört somit zu den prägenden Gestalten der Nachkriegszeit. Danach tritt er in den diplomatischen Dienst und wird u. a. Botschafter in den USA.

Orte

Wohnort:

Quellen

  • Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien), S. 107/108.

Karl Gruber

Bundesminister und Landeshauptmann
* 3. Mai 1909
Innsbruck
† 1. Feb. 1995
Innsbruck
Entlassung, Widerstandskämpfer (unentdeckt)