Elisabeth (Camilla) Estermann OFS

Schwester Elisabeth Estermann
Sr. Elisabeth Estermann (Mikrut 2000)

Personalia

Ordensname:

Elisabeth, OFS

Geboren:

21. Jänner 1881, Linz

Gestorben:

21. November 1944, Wien

Beruf:

Näherin

Verfolgung:

Haft 25.09.1944 - 21.11.1944,
Ermordet am 21.11.1944

Lebenslauf

Camilla Estermann wird in Linz als eheliche Tochter des Ehepaars Franz und Rosa Estermann geboren. Ihre Eltern führen eine Fleischhauerei. Nach dem Besuch der Volksschule absolviert sie eine Ausbildung als Näherin. Am 11. November 1907 tritt sie in das Redemptoristinnen-Kloster St. Anna in Ried im Innkreis ein und erhält den Ordensnamen M. Martina. Dies ist der leibliche Name ihrer Schwester, die dem Orden der Karmeliterinnen in Linz beigetreten ist. Sr. M. Martina hat ihre Erste Profess am 11. November 1909. Sie fügt sich jedoch nur schwer in die Ordensgemeinschaft ein und eine Visitation des Klosters im Jahre 1916 fördert Probleme, die sie mit einer anderen Schwester hat, zu Tage. Sie wird in der Folge als “Störenfried” bezeichnet. Daher tritt Sr. M. Martina am 21. Oktober 1916 aus dem Orden aus. Sie arbeitet als Näherin und tritt 1924 kurz den Dominikanerinnen bei, verläßt diese jedoch noch im Noviziat und zieht zu ihrer älteren, damals bereits verwitweten Schwester nach Linz. Sie übernimmt jedoch Hilfsdienste bei den Karmeliterinnen in Linz, wo ihre andere Schwester Mitglied ist.

1933 tritt Camilla Estermann der Vaterländischen Front bei. Im März 1938 erlebt sie in Linz den Untergang Österreichs, als die deutsche Wehrmacht in Österreich einmarschiert. Sie findet Anstellung in einer Bekleidungsfirma, wo auftrags der NSDAP auch französische Kriegsgefangene arbeiten müssen. Oftmals klagt sie ihrem Beichtvater mitansehen zu müssen, wie Mütter mit ihren Kindern geschlagen würden und den Launen der Aufseher hilflos ausgeliefert seien. Bereits zehnjährige Mädchen und Burschen würden sexuell mißbraucht, entmenschlicht und so zum “Freiwild” sadistischer Gelüste. Gemeinsam mit ihrem Bekannten Franz Heger verbreitet sie Abschriften von Prophezeiungen der hl. Ottilie und Visionen der Gräfin Cilante. In der Vision der Gräfin Cilantevon 1923 ist die Rede “von einem Land mit verbogenem Kreuz, das Zeichen des Satans ...”

Es ist die Epoche gekommen, wo aus ihrer Mitte der schreckliche Krieger hervorgeht, der der Welt den Krieg erklärt ... Der Eroberer wird von den Ufern der Donau ausgehen. Der Krieg, den er unternehmen wird, wird der schrecklichste sein ...

Prophezeiung der hl. Ottilie (660-720 n.Chr.)

Dies bleibt nicht unbemerkt und die Gestapo fängt an zu ermitteln. Am 4. November 1943 übersendet der leitende Staatsanwalt beim Sondergericht in Linz an der Oberreichsanwalt beim Volksgerichtshof in Berlin einen Strafakt gegen Camilla Estermann und Franz Heger wegen Verdachts eines Verbrechens nach § 5 Abs. 1. Z 1 KSStVO: “Die genannten Personen werden beschuldigt, im Sommer 1943 in Linz unter klerikal stark gebundenen Kreisen angebliche Prophezeiungen und Visionen als Hetzschriften weiterverbreitet zu haben, die sich gegen den Führer und das Zeitgeschehen richten und im höchsten Maße geeignet sind, die Widerstandskraft des deutschen Volkes zu ersetzen.” Sie werden aber nicht in Untersuchungshaft genommen und es gibt keine unmittelbaren Konsequenzen im Jahre 1943.

1944 tritt Camilla Estermann in Linz in den Dritten Orden des hl. Franziskus (Ordo Franciscanus Saecularis) OFS ein und erhält den Ordensnamen Elisabeth. Am 20. Juni 1944 legt dort ihre Ordensprofess ab. Sr. Elisabeth bietet den Zwangsarbeitern in der Bekleidungsfirma, in der sie arbeitet Hilfsdienst an. So besorgt sie ihnen Kleidung, Seife, Medikamente, Zigaretten oder Lebensmittel zu.

Wegen dem, am 4. November 1943 eingebrachten Strafakt wird sie am Abend des 25. September 1944 von der Gestapo verhaftet und in die Strafanstalt Urfahr gebracht. Von dort wird sie am 21. November 1944 nach Wien in das Landesgericht überführt, wo ihr am 25. November 1944 der Prozess vor dem Volksgerichtshof gemacht wird.

Der Volksgerichtshof spricht aufgrund der Hauptverhandlung vom 25. September 1944 gegen Franz Heger und Camilla Estermann das Todesurteil wegen Wehrkraftzersetzung durch Verbreitung von als Prophezeiungen getarnte Schmähschriften im Jahre 1941 und 1943 aus.

Aus dem Urteil des Volksgerichtshofs gegen Camilla Estermann

Sie wird in dem Prozess zum Tode verurteilt. Am 21. November 1944 wird das Urteil um 18:15 Uhr im Wiener Landesgericht I vollstreckt und Sr. Elisabeth durch das Fallbeil ermordet. Ihre Leiche wird in einem anonymen Massengrab (Gruppe 40) am Wiener Zentralfriedhof verscharrt.

Orte

Sterbeort:

Wohnort:

Quellen

  • Mikrut, Jan (2000): Blutzeugen des Glaubens. Martyrologium des 20. Jahrhunderts. Band 2 (Wien), S. 109–120.

Elisabeth Estermann OFS

Näherin
* 21. Jän. 1881
Linz
† 21. Nov. 1944
Wien
Haft, Ermordet