Oberleutnant AR RegR Ing. Jaromir Anton Burghart (geb. Brzorád)

Photo von Jaromir Burghart
Jaromir Burghart (ÖStA)

Personalia

Geboren:

6. September 1896, Waidhofen an der Ybbs

Gestorben:

29. September 1975, Wien

Beruf:

Soldat und Beamter

Verfolgung:

Haft 14.03.1938 - 02.04.1938,
Haft 16.06.1938 - 22.06.1938,
Entlassung 01.03.1939,
U-Boot 01.03.1939 - 31.01.1941,
Haft 09.04.1945 - 06.05.1945

Ehrungen:

Karl Truppenkreuz

Silberne Tapferkeitsmedaille I. Klasse

Silberne Tapferkeitsmedaille II. Klasse

Ritterkreuz des österreichischen Verdienstordens

Mitgliedschaften

ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich

Lebenslauf

Jaromir Anton Brzorád kommt in Waidhofen an der Ybbs als ehelicher Sohn des Ingenieurs Josef Brzorád und Catharina, geborene Weihrauch, zur Welt. Nach der Volksschule besucht er das dortige Gymnasium in Waidhofen an der Ybbs, wo er 1914 maturiert.

Danach geht er auf die Pionierkadettenschule in Hainburg, versieht im Anschluss seinen Dienst beim Infanterieregiment 59 'Erzherzog Rainer' und kommt an die russische und die italienische Front. Am 5. September 1918 gerät er in italienische Kriegsgefangenschaft, aus der er am 11. November 1919 als Oberleutnant heimkehrt.

1920 inskribiert Jaromir Brzorád an der Montanistischen Hochschule in Leoben [heute: Montanuniversität Leoben]. 1921 nennt sich Jaromir Brzorád in Jaromir Burghart um. 1925 verlässt er die Hochschule mit dem Titel Ingenieur, geht nach Waidhofen an der Ybbs und fängt 1926 bei einem Baumeister an zu arbeiten.

1932 wechselt Jaromir Burghart in das Bundesministerium für soziale Angelegenheiten und engagiert sich gleichzeitig in der Landesleitung des niederösterreichischen Heimatschutzes. Von 1934 bis 1936 ist er Stabschef beim Staatssekretär für öffentliche Sicherheit. 1936 wird er schließlich Adjutant des Vizekanzlers Österreichs, Feldmarschallleutnants Ludwig Hülgerth.

Die österreichische Bundesregierung unter Kanzler Kurt von Schuschnigg unternimmt alles, um sich der herannahenden nationalsozialistischen Gefahr entgegenzustellen. Jaromir Burghart geht in seinem Wirkungsbereich entschieden gegen Nationalsozialisten vor. Am 12. März 1938 muss er jedoch erleben, wie das freie und unabhängige Österreich mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht untergeht.

Zwei Tage nach der Besetzung Österreichs, am 14. März 1938, wird Jaromir Burghart von der Gestapo in Wien verhaftet und am 2. April 1938 wieder entlassen. Aufgrund des Todes seiner Mutter reist er nach Waidhofen an der Ybbs, wird nach ihrem Begräbnis am 16. Juni 1938 abermals verhaftet, in der Haft schwer misshandelt und am 22. Juni 1938 wieder entlassen.

Er war ein offener Gegner des Nationalsozialismus in Österreich und Denunziant übelster Sorte.

Gestapo-Bericht über Jaromir Burghart vom 8. April 1940

Mit 1. September 1938 wird Jaromir Burghart, der von der deutschen Wehrmacht übernommen wird, der Luftwaffe zugeteilt. Mit 1. März 1939 wird er, auf Gesuch der Gestapo als 'wehrunwürdig' eingestuft und aus der Wehrmacht entlassen. Nachdem er gewarnt wird, dass mit seiner Entlassung aus der Wehrmacht ein weiterer Haftbefehl der Gestapo gegen ihn erlassen wurde, taucht er auf dem Gut seines Freundes, Hubertus Graf Bissingen in Braubach am Rhein, unter. Er lebt als U-Boot bis 31. Jänner 1941 auf dem Gut.

Am 1. Februar 1941, als der Haftbefehl nicht mehr aufrecht ist, kommt Jaromir Burghart aus seiner Deckung und wird als Ingenieur in der Frankfurter Firma Lurgi Chemie dienstverpflichtet. Am 9. April 1945 wird er abermals von der Gestapo als Gegner des Nationalsozialismus verhaftet. Bei einem Fliegerangriff schafft er es am 6. Mai 1945, unmittelbar vor der Kapitulation des Dritten Reiches, zu entkommen und zu den herannahenden amerikanischen Truppen zu fliehen. Dort hilft er in Thüringen dem CIC [Anm.: Counter Intelligence Corps], bis das Bundesland an die russische Armee übergeben wird. Das CIC bringt ihn am 6. Juni 1945 in die britische Zone, wo er kurz dem SIS [Anm.: Secret Intelligence Service] hilft.

Im Dezember 1945 kehrt Jaromir Burghart dann über Linz nach Wien, in seine Heimat, zurück. Er wird sofort rehabilitiert, arbeitet ab 1. März 1946 zuerst im Bundeskanzleramt, bevor er als Kanzleidirektor in die Akademie der bildenden Künste wechselt. Er tritt der neugegründeten Österreichischen Volkspartei (ÖVP) bei und engagiert sich in der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich. 1949 wechselt er schließlich in die Österreichischen Galerie Wien. 1952 heiratet er die Pharmazeutin Hermine Urvary, geborene Baumann.

Als Beamter geht Jaromir Burghart in den Ruhestand. Er verstirbt kurz nach seinem 79. Geburtstag in Wien.

Orte

Wohnort:

Quellen

Österreichisches Staatsarchiv (ÖStA)

Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)

Matricula Online

Jaromir Burghart

Soldat und Beamter
* 6. September 1896
Waidhofen an der Ybbs
† 29. September 1975
Wien
U-Boot, Entlassung, Haft