Hans Spitzer

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Hans Spitzer
Bild: Diözesanarchiv Wien. Priesterdatenbank

Personalia

Geboren:

9. Juni 1901, Hautzendorf

Gestorben:

14. Jänner 1945, Wien

Beruf:

Priester

Verfolgung:

versteckte Juden im Krieg und bewahrte sie vor Deportation und Ermordung

Mitgliedschaften

K.Ö.St.V. Kürnberg Wien, K.Ö.St.V. Herulia Wolkersdorf

Lebenslauf

Hans Spitzer absolviert das Gymnasium und Knabenseminar in Hollabrunn und beginnt nach der Matura das Theologiestudium in Wien. Am 11. August 1920 ist er der Gründer der Mittelschulverbindung Herulia Wolkersdorf. Zu Beginn des Wintersemesters 1920/21 wird er Mitglied der Studentenverbindung Kürnberg Wien. 1924 wird er zum Priester geweiht und wirkt anschließend zunächst als Kooperator in Groß-Engersdorf, Unteraspang und Ernstbrunn, ab März 1929 dann als Kaplan in Wien-Lainz. Hier steht er dem immer kränker werdenden Pfarrer Anton Schrefel (1882–1945) zur Seite und muss dann auch allmählich die Leitung der Pfarrgeschäfte übernehmen. Ab September 1930 erteilt Hans Spitzer auch Religionsunterricht an der Hauptschule Steinlechnergasse. Zwischenzeitig hilft er seinen Eltern in Hautzendorf in der Landwirtschaft aus.

Hier erlebt Hans Spitzer nach der Okkupation Österreichs durch das Dritte Reich das Schicksal der Vertreibung der jüdischen Familie Edelhofer, mit der er persönlich bekannt ist. Die einsetzende massive Judenverfolgung lässt ihn nicht untätig bleiben. Seine offene Ablehnung des Nationalsozialismus wird ihm von der NS-Ortsgruppe in Hautzendorf mit der Beurteilung vom 23. Dezember 1941 im Gauakt bescheinigt.

Spitzer Hans war seinerzeit Obmann des katholischen Jugendbundes, welcher in der Systemzeit [Zeit des Ständestaates] streng vaterländisch eingestellt war. Spitzer, welcher schon in der Systemzeit nichts für den Nationalsozialismus übrighatte, hat diese seine Einstellung auch derzeit nicht wesentlich verändert.

Aus dem Gauakt 252186

Der Bürgermeister droht offen, Hans Spitzer wegen seiner Judenfreundlichkeit „einen Kopf kürzer zu machen“. Darauf soll Hans Spitzer geantwortet haben, indem er ihm ein Weingartenmesser hingehalten hat: „Ja, fang gleich an damit!“

Mit Beginn der Massendeportationen in die Vernichtungslager im Osten 1941 versteckt und versorgt Hans Spitzer mit Unterstützung seiner Verwandtschaft zu Hause sowie eingeweihter Lainzer Gewerbetreibender, einiger Pfarrangehöriger und seiner Bundesbrüder jüdische Mitbürger im Pfarrhof von Lainz „in einem hinter einem Kasten verborgenen Zimmer“ nach Aussagen seiner Tante und Haushälterin Theresia Gotthard († 1970). Sicher kommt noch ein weiteres Versteck hinzu und die Zahl der Geretteten ist mit „rund zwanzig“, so Frau Gotthard, als zu gering anzusehen. Neben verschiedenen eingeweihten Pfarrangehörigen, die u. a. gefälschte Ausreisedokumente, aber auch genügend Lebensmittel besorgen, ist vor allem sein wichtigster Mithelfer bei diesen Aktionen sein Bundesbruder Dr. med. Friedrich Schweitzer, der nach dem Anschluss seine Stelle als Arzt am Lainzer Krankenhaus verloren hat. Obwohl Hans Spitzers judenfreundliche Haltung bekannt ist und er von der Gestapo überwacht wird, kann ihm Belastendes nicht nachgewiesen werden, was zu seiner Verurteilung befuhrt hätte. So bleiben auch die von ihm versteckten Juden vor der Enttarnung und Deportation ins KZ bewahrt. Die meisten Rettungsaktionen dürften wohl zwischen 1942 und 1944 stattgefunden haben. Weil hier über Stillschweigen herrscht und aus Sicherheitsgründen keine Aufzeichnungen gemacht worden sind, fehlen verlässliche Daten.

Doch zeigt das Beispiel Spitzers und der Frauen und Männer, die mit ihm geholfen haben, dass es mehr ‚Gerechte‘ gab, als bekannt geworden oder überhaupt noch historisch ermittelbar sind.

Der Historiker Peter Krause über Hans Spitzer

Am 14. Jänner 1945 setzt ein plötzlicher Herzanfall seinem rastlosen und hilfsbereiten Wirken ein jähes Ende. Dem Requiem in der Lainzer Pfarrkirche wohnt auch Theodor Kardinal Innitzer bei. Dass Hans Spitzer beherztes Handeln nicht ganz in Vergessenheit geraten ist, beweist die Gedenktafel, die am alten Lainzer Pfarrhof in Wien-Hietzing im Mai 2008 enthüllt worden ist.

Alter Pfarrhof – In diesem Haus versteckte Kaplan Hans Spitzer (1901–1945), unterstützt von Pfarrangehörigen, jüdische Bürgerinnen und Bürger zur Zeit ihrer Verfolgung durch das nationalsozialistische Regime und rettete so ihre Leben.

Aufschrift auf der Gedenktafel

Orte

Wirkungsstätte:

Ehrung:

Gedenktafel (Wien)

Quellen

  • Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien), S. 328/329.

Hans Spitzer

Priester
* 9. Juni 1901
Hautzendorf
† 14. Jän. 1945
Wien
Widerstandskämpfer (unentdeckt)