Oberst Franz Grüll
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Entlassung 31.01.1939
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Franz Grüll kommt in Atzelsdorf in Niederösterreich als ehelicher Sohn des gleichnamigen Hausbesitzers Franz Grüll und seiner Gattin Franziska, geborene Weinberger, zur Welt. Nach der Schulbildung tritt er am 7. Oktober 1901 in den Dienst der k.u.k. Armee und wechselt direkt von dort am 2. September 1904 in den Dienst der Wiener Sicherheitswache. 1912 heiratet er Maria Leopold und wird in weiterer Folge Vater einer Tochter.
Als Wiener Polizist wird er nicht in den Ersten Weltkrieg eingezogen und erlebt in Wien die Niederlage Österreich-Ungarns, die Zerschlagung der Doppelmonarchie und die Vertreibung des Hauses Habsburg. Er bleibt bei der Wiener Polizei und steigt langsam als Polizeioffizier auf. In den 1930ern tritt der gläubige Katholik und Gegner des Nationalsozialismus der Vaterländischen Front bei. Als Polizeioffizier geht er energisch gegen nationalsozialistische Kundgebungen, wie beispielsweise jenen vor den Gräbern der Hingerichteten Putschisten des nationalsozialistischen Putschversuches vom 25. Juli 1934, bei denen Bundeskanzler Engelbert Dollfuss ermordet wurde, vor. 1935 wird er zum Oberst der Wiener Polizei und Leiter der Abteilung Waffenwesen befördert.
Am 12. März 1938 muss der gläubige Katholik und patriotische Österreicher erleben, wie mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht das freie und unabhängige Österreich untergeht. Bereits am 16. März 1938 wird er vom Dienst suspendiert und mit 31. Jänner 1939 durch Zwangspensionierung entlassen.
Ihre Weiterverwendung im aktiven Polizeidienst ist mit Rücksicht auf die Schwere Ihrer politischen Belastung nicht möglich. […]
Nach seiner Entlassung ist es ihm nicht, aufgrund seiner 'politischen Unzuverlässigkeit' neue Arbeit zu finden. Seine Familie muss daher mit äußerst geringen finanziellen Mitteln auskommen.
Gesuchsteller konnte in der angegebenen Zeit keiner Beschäftigung nachgehen, da alle Firmen die Aufnahme auf Grund seines ehemaligen Dienstverhältnisses zur Polizei ablehnten. Selbst die angestrebte Stelle eines Fabrikportiers blieb ihm versagt. Er lebe in dieser Zeit nur von seinen Pensionsbezügen in der Höhe von RM 172,--
In Wien erlebt Franz Grüll die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik im April bzw. Mai 1945. Bereits am 28. April 1945 meldet er sich wieder zum Dienst und wird wieder Leiter der Abteilung Waffenwesen. Er tritt der neugegründeten Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich bei. Im gleichen Jahr heiratet er, nachdem seine Ehefrau Maria verstorben ist, Magdalena Knechtl. Altersbedingt geht er schon am 31. Dezember 1945 in den Ruhestand.
Franz Grüll verstirbt mit 77 Jahren in Wien und findet seine letzte Ruhestätte am Friedhof in Wien-Hietzing.
Orte
Wohnort:
Quellen
Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)
Österreichisches Staatsarchiv (ÖStA)
Schembor, Friedrich Wilhelm: Die Wiener Sicherheitswache im Jahr 1938. Ihre nationalsozialistische Gleichschaltung und die Verurteilung der Mitverantwortlichen. Teil 2. In: SIAK-Journal − Zeitschrift für Polizeiwissenschaft und polizeiliche Praxis (2/2019),
95-107.
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