DDDr. Karl Wilhelm Viktor Rössel-Majdan

Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 22.10.1940 - 10.03.1945,
U-Boot 10.03.1945 - 09.04.1945,
Widerstandskämpfer (unentdeckt) 09.04.1945 - 13.04.1945
Ehrungen:
Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs
Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien
Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Karl Wilhelm Viktor Rössel-Majdan kommt in Wien als ehelicher Sohn des Opernsängers, Musikpädagogen und engagierten Anthroposophen Professor Karl Rössel(-Majdan) und seiner Gattin Margarete, geb. Soldan, zur Welt. Seine ersten Kindheitsjahre sind durch Unterernährung und heftige Fiebererkrankungen geprägt. Der Vater dient als Major in der k.u.k. Armee; für seine besonderen Verdienste in den Kämpfen um Majdan, wo er den Durchbruch an der Ostfront verhindert, wird er mit dem Maria-Theresien-Orden ausgezeichnet und darf seitdem die Bezeichnung -Majdan seinem Namen anfügen. 1919 wird Karl Rössel-Majdans jüngerer Bruder Viktor Rössel-Majdan geboren.
Karl Rössel-Majdan besucht nach der Volksschule das Akademische Gymnasium in Wien und das Stiftsgymnasium St. Paul in Kärnten. Nach der 1935 bestandenen Matura inskribiert er Jus an der Universität Wien. Er ist überzeugter Österreicher und strikter Gegner des Nationalsozialismus.
Am 12. März 1938 muss Karl Rössel-Majdan erleben, wie mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht das freie und unabhängige Österreich untergeht. Unmittelbar nach der Besetzung Österreichs beginnt er an der Universität Wien eine illegale österreichische Studentengruppe aufzubauen.
Ich begann sofort mit der Arbeit an der Universität: Studenten suchen, von denen ich annehmen konnte - man musste bereits äußerst vorsichtig vorgehen -, dass sie Gegner sind, ganz gleich welcher Couleur. Sehr befreundet war ich dann mit dem Juden [Walter] Hecht - sein Vater war Rechtsanwalt, ihm selber ist es dann gelungen, nach England zu emigrieren - und habe mit ihm vereinbart, dass wir miteinander in Geheimverbindung bleiben, sodass ich nach England berichten kann an die österreichischen Emigranten dort bzw. umgekehrt Nachrichten von dort erhalte, wie die Sache weitergeht. Durch ungarische Bekannte war mir klar, dass von Budapest aus noch gewisse Verbindungen zum Ausland möglich waren, denn Budapest hatte eine freiere Stellung bei Hitler. Ich fuhr daher dann mehrfach mit dem Schiff oder auch mit dem Zug nach Budapest und habe durch Vertraute im Kynologen-, also Hundezüchterverband mit England korrespondiert, und zwar mit synthetischer Tinte einfach auf Karten, Postkarten, Briefen, Paketen, das Einpackpapier war imprägniert, und man hat das dort dann aufgelöst und konnte die Nachrichten lesen.
Gemeinsam mit Jacob Kastelic und anderen ist er fast zeitgleich Mitbegründer der Großösterreichischen Freiheitsbewegung. Die erste entscheidende Zusammenkunft findet im November 1938 im Café Wunderer an der Hietzinger Brücke statt. 'Georg Michael' ist Karl Rössel-Majdans geheimer Deckname in der Widerstandsbewegung.
Wir trafen uns dann in Wien im Café "Wunderer" in Hietzing und haben dort vom Aufbau einer gemeinsamen Widerstandsbewegung gesprochen, einigten uns auf den Namen "Freiheitsbewegung" bzw. "Österreichische Freiheitsbewegung", später "Großösterreichische Freiheitsbewegung", weil man gedacht hat, der Aufstand soll Ungarn und die Tschechoslowakei und alles erfassen, wenn 's einmal soweit ist. Auf der Linie des Überparteilichen haben wir uns geeinigt. Meine Funktion war dabei Jugendberatung und staatsrechtliche Vorbereitung, d. h. neue Ideen auch in der Reform der Demokratie, damit nicht dasselbe wie vorher passiert und wieder irgendein Hitler daherkommt.
1939 wird Karl Rössel-Majdan zum Doktor der Rechte promoviert und im Anschluss zur Wehrmacht eingezogen und nach einer Verwundung in ein Lazarett eingeliefert, wo er laufend Informationen über Truppenbewegungen für die Widerstandsbewegung sammelt. 1940 gelingt es, Verbindung mit der "Österreichischen Freiheitsbewegung" um Karl Lederer und zur Gruppe um den Augustiner-Chorherrn Roman Karl Scholz aufzunehmen.
Ab Juli 1940 werden gut 300 Personen dieser Widerstandsgruppen vom Burgschauspieler Otto Hartmann verraten (Otto Hartmann wird in der Folge 1947 zu lebenslanger Haft verurteilt und 1957 begnadigt) und Karl Rössel-Majdan am 22. Oktober 1940 verhaftet. Er wird zur Gestapo ins Hotel Metropol, ins Militär-Gefangenenhaus Hartmuthgasse, ins Landesgericht Wien und in das Zuchthaus Stadelheim gebracht. Am 29. Juni 1944 wird er wegen 'Vorbereitung zum Hochverrat' zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt. Danach kommt er ins Gefangenenlager Lobau. Dort gelingt ihm am 10. März 1938 die Flucht. Bis 9. April 1945 schafft er es als U-Boot bei Rudolf Zetsche in der Koppstraße 58 im 16. Wiener Gemeindebezirk unterzutauchen. Lebensmittel erhält er von seinem Vater, die von dessen Schülerin Hilde Figl stammen. Als die Schlacht um Wien beginnt, verläßt er sein Versteck und tritt er am 9. April 1945 der Kampftruppe um Karl Szokoll bei.
Als Widerstandskämpfer erlebt Karl Rössel-Majdan die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik im April bzw. Mai 1945. Noch im Jahre 1945 heiratet er die spätere Opernsängerin Hilde Figl und wird in weiterer Folge Vater einer Tochter.
Er setzt sich gemeinsam mit Julius Breitenstein und seinem Vater für die Neubegründung der Anthroposophischen Gesellschaft in Österreich ein, die sich 1938 nach der Besetzung Österreich selbst aufgelöst hatte, um dem drohenden Verbot zu entgehen. Ab 1946 arbeitet Karl Rössel-Majdan beim Rundfunk, dem späteren ORF, der damals noch der Kontrolle der Besatzungsmächte untersteht. Beim Rundfunk wirkt Karl Rössel-Majdan zunächst als wissenschaftlicher Referent und in der Personalabteilung, später als Leiter der Abteilung für Rundfunkforschung und Hauptabteilungsleiter des Auslandsdienstes der Kurzwelle. Als Rundfunkforscher entwickelt er eine neue Form der Hörerstatistik, die auf den Ideen der Sozialen Dreigliederung Rudolf Steiners aufbaut. Studienreisen führen ihn später nach Israel und 1953 in die Vereinigten Staaten von Amerika, wo er insbesondere das Leben der Indianer studiert.
1948 bereist Karl Rössel-Majdan gemeinsam mit seiner Gattin mit dem Motorrad die Schweiz, wo er Marie Steiner, noch kurz vor ihrem Tod besucht. 1949 promoviert er zum Doktor der Philosophie und 1952 zum Doktor der Staatswissenschaften. Ab 1961 ist er auch in der Erwachsenenbildung tätig. Er hält Vorträge zur Kulturgeschichte und entwickelt die von Rudolf Steiner begründete Sprachgestaltung in eigenständiger Form weiter. Er gilt als engagierter Gewerkschafter und ist von 1970 bis 1986 Vorsitzender der Gewerkschaft Kunst, Medien, freie Berufe im Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB), daneben Generalsekretär der Arbeitsgemeinschaft für Kunst und Wissenschaft in Österreich, Vizepräsident der Österreichischen Künstlerunion. Auf Anregung seiner Tochter Elisabeth gründete Karl Rössel-Majdan 1972 das Comenius-Institut, wo seitdem seelenpflegebedürftige Menschen nach waldorfpädagogischer Methode betreut werden.
1967 begründet Karl Rössel-Majdan das Kuratorium für künstlerische und heilende Pädagogik, das er bis zu seinem Tod aktiv als Präsident leitet. Danach übernimmt seine Tochter Elisabeth Rössel-Majdan die Leitung des Kuratoriums. Das Kuratorium ist der gemeinsame Rechtsträger einer Reihe privater waldorfpädagogischer Bildungseinrichtungen als Basis für ein freies Geistesleben. Durch die Initiative Karl Rössel-Majdans entstehen so:
- Comenius-Institut (1972)
- Comeniusheim (1980)
- Friedrich Eymann Waldorfschule (1982)
- Goetheanistisches Konservatorium und Waldorfpädagogische Akademie (1989)
- Oberstufenrealgymnasium Rudolf Steiner (1992)
Karl Rössel-Majdan verstirbt mit 83 Jahren in Wien und findet seine letzte Ruhestätte am Wiener Zentralfriedhof.
Orte
Wohnort:
Quellen
Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)
AntroWIKI unter www.anthrowiki.at/Karl_Rössel-Majdan
Wikipedia unter www.de.wikipedia.org/wiki/Karl_Rössel-Majdan
