Johann Nepomuk Schwingshackl SJ

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Johann Nepomuk Schwingshackl
Bild: Mikrut 2000

Personalia

Geboren:

4. Mai 1887, Welsberg im Pustertal

Gestorben:

27. Februar 1945, München-Stadelheim

Beruf:

Priester

Verfolgung:

Sicherungsgeld 1943,
Haft 18.02.1944 - 27.02.1945,
Ermordet am 27.02.1945

Lebenslauf

Johann Nepomuk Schwingshackl wird als eines von zwölf Kindern des Bauernehepaars Peter und Theresia Barbara Schwingshackl am Plonhof in Welsberg im Pustertal in Südtirol geboren. Obwohl die Familie sehr religiös ist, lehnt der Vater zuerst den Wunsch des jungen Johann Nepomuk Priester zu werden, ab. So verdingt er sich als Knecht, zuerst auf dem familieneigenen Bauernhof, später auf einem fremden Bauernhof. Es treten jedoch von den zwölf Kindern acht in den geistlichen Stand, als Priester, Missionsbrüder oder Ordensschwestern.

Im Jahre 1910 wird der Wunsch Priester zu werden in ihm wieder stärker. Der Priester Josef Mitterrutzner erteilt ihm daraufhin mit Privatunterricht, und schafft Johann Nepomuk Schwingshackl die Aufnahmeprüfung in die 6. Klasse des Staatsgymnasiums Brixen. Die Ablegung der Matura verhindert jedoch der Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Er wird bereits 1914 eingezogen und kommt in russische Kriegsgefangenschaft, wo er sich jedoch für seine Matura auch mit Unterstützung von ebensfalls in Kriegsgefangenschaft befindlichen Lehrern, weiter vorbereitet. Er kommt 1918 aus der Kriegsgefangenschaft, wird aufgrund der in Russland privat gemachten Studien sofort zur Matura zugelassen und besteht diese noch im gleichen Jahr.

Ohne vorheriger Kontaktaufnahme mit dem Orden der Gesellschaft Jesu, Jesuiten (SJ), tritt er diesem am 10. Jänner 1919 in St. Andrä im Lavanttal bei. Ab Oktober 1920 studiert er zwei Jahre Philosophie in Innsbruck, dann ein Jahr lang Theologie in Krakau, muss aber 1923 aus gesundheitlichen Gründen nach Innsbruck zurückkehren. 1924 empfängt der die Priesterweihe und schließt sein Theologiestudium 1926 ab. In diesem Jahr erkrankt er an Tuberkulose und ist rekonvaleszent.

Johann Nepomuk Schwingshackl arbeitet danach am Canisianum in Innsbruck und dann im Ordenshaus St. Andrä im Lavanttal. 1933 geht er wieder nach Innsbruck zurück und arbeitet als Volksmissionar. Ab 1936 ist er in der Jesuitenresidenz im Ersten Wiener Gemeindebezirk stationiert.

Dort erlebt er auch den Untergang des freien Österreichs durch den Einmarsch der deutschen Wehrmacht im März 1938. Sofort entwirft er einen Plan, wie sich die Jesuiten gegen die nationalsozialistische 'Volksabstimmung' vom 10. April stellen könnten, seine Oberen unterstützen ihn hierbei jedoch nicht. Ab Mai 1938 ist Johann Nepomuk Schwingshackl Konventpriester im Canisius-Haus im 10. Wiener Gemeindebezirk und Kirchenrektor von St. Martin am Alsergrund. In dieser Zeit setzt er sich intensiv mit dem Nationalsozialismus auseinander und kritisiert diesen offen in seinen Predigten. Um einer Haft zu entgehen, wird Johann Nepomuk Schwingshackl schließlich im Oktober 1941 in die Jesuitenresidenz nach Steyr versetzt und im März 1942 Seelsorger im Kurhaus St. Raphael. Ab Jänner 1943 unterstützt er schließlich die Pfarre Schönau in der Pastorale.

Herr, gib mir Seelen, und sonst tue mit mir, was du willst!

Lebensmotto von Johann Nepomuk Schwingshackl

Johann Nepomuk Schwingshackls anti-nationalszialistischen Predigten erregen weiterhin Anstoß bei Nationalsozialisten, welche ihn ständig bespitzeln.

Zu bemerken ist noch, dass ich mit der Gestapo schon ein paarmal zu tun hatte, weil der Eindruck der Predigten zu stark war ohne dass mir das Geringste nachgewiesen werden konnte.

Johann Nepomuk Schwingshackl in einem Brief vom 26. Jänner 1943

In einer Predigt bezeichnet Johann Nepomuk Schwingshackl den Krieg als eine Heimsuchung Gottes, welche über die Menschen wegen ihres Abfalls von Gott hereingebrochen sei und verweist darauf, dass die Rettung aus dieser Prüfung nur durch eine Rückkehr zu Gott möglich sei. Aufgrund dieser Predigt wird er am 15. Dezember 1943 von der Gestapo verhört. Ihm wird ein Redeverbot und ein Sicherungsgeld von 5000 RM auferlegt, sowie die Jugendseelsorge entzogen.

Am 14. Februar 1944 ersucht der Kirchenrektor von St. Raphael den Provinzial der Jesuiten schriftlich, er möge Johann Nepomuk Schwingshackl ermahnen, keine gefährlichen Predigten mehr zu halten. Dieses Ersuchen kommt leider zu spät, da Johann Nepomuk Schwingshackl schon am 18. Februar 1944 um 13:00 Uhr von “Inspektor Josef Grömer von der Gestapo Linz" festgenommen wird.

Zuerst kommt Johann Nepomuk Schwingshackl in das Polizeigefängnis in Linz und wird 30. Mai 1944 in die Landeshaftanstalt Linz überstellt und schließlich am 3. November 1944 nach Salzburg, wo ihm der Prozess wegen Wehrkraftzersetzung vor dem Volksgerichtshof gemacht werden sollte. Darüber hinaus fand die Gestapo einen 27. Seiten langen Brief an seinen Mitbruder Engelbert Maas, in welchem er dem Nationalsozialismus ein vernichtendes Urteil ausstellt.

Wir alle erkennen, dass es besonders in Deutschland um Sein oder Nichtsein der katholischen Kirche geht. Wir erkennen, dass wenn die Gegner des Glaubens im Kriege siegen, das katholische Leben so radikal ausgerottet wird, wie es in der 2000-jährigen Geschichte nur etwa unter Decisus geschah, und mit so infernalen Mitteln, wie sie nur etwa im Bolschewismus zutage treten.

Wir sehen auch ein, dass vom Priesterstand in erster Linie die Verantwortung gefordert wird, ob wir in dieser so großen Zeit, wie sie über Europa noch nie gekommen war, alles und das Allerletzte getan haben, um dieses Unheil abzuwehren. Das bisher Gesagte sehen wir wohl alle ein und geben es zu, wenn auch teilweise im Stillen gegen alle Tatsachen gehofft wird, dass es vielleicht doch nicht so arg sein wird. Eine Hoffnung, die sehr schädlich ist.

Aus dem Brief von Johann Nepomuk Schwingshackl

Die Hauptverhandlung findet am 16. Dezember 1944 statt und der Präsident des Volksgerichtshof Roland Freisler hat sich persönlich angekündigt. Bei der Verhandlung, muss der Anklagepunkt wegen Wehrkraftzersetzung fallengelassen werden, da der einzige Zeuge nicht erscheint. Die in dem Brief an Mitbruder Engelbert Maas getätigten Aussagen rechen dem berüchtigten Vorsitzenden jedoch um Johann Nepomuk Schwingshackl als “staatszersetzenden Defaitisten” zum Tod zu verurteilen. Auch ein Gnadengesucht wird abgelehnt.

Am 15. Februar 1945 wird Johann Nepomuk Schwingshackl nach München-Stadlheim zur Hinrichtung gebracht. Zuerst kommt er in eine Dreierzelle, wo er seinen Mitgefangenen religiös zur Seite steht, worauf er in eine Einzelzelle verlegt wird. Am 25. Februar 1945 verschlimmert sich sein Gesundheitszustand, zumal neben seiner Tuberkulose auch eine Darmblutung hinzugekommen war. In der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1945 stirb er gegen Mitternacht nach dem erhalt der Krankensalbung.

Sein Leichnam wird zuerst anonym auf dem Münchner Stadtfriedhof am Perlacher Forst verscharrt. 1946 wird der Leichnam exhumiert und auf dem Klosterfriedhof des Berchmans-Kollegs in Pullach bei München bestattet. 1985 finden seine sterblichen Überreste ihre letzte Ruhe in der Krypta der Innsbrucker Jesuitenkirche (Universitätskirche).

Quellen

  • Mikrut, Jan (2000): Blutzeugen des Glaubens. Martyrologium des 20. Jahrhunderts. Band 2 (Wien), S. 221–245.

Johann Schwingshackl SJ

Priester
* 4. Mai 1887
Welsberg im Pustertal
† 27. Februar 1945
München-Stadelheim
Sicherungsgeld, Haft, Ermordet