Oberst a.D. Wilhelm Freiherr von Reichlin-Meldegg

Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 19.03.1938 - 17.06.1938,
KZ Dachau 17.06.1938 - 20.09.1938
Ehrungen:
Ritterkreuz des Österreichisch-Kaiserlichen Leopold-Ordens mit KD und Schwertern
Orden der Eisernen Krone II. Klasse KD und Schwertern
Militärverdienstkreuz III. Klasse mit KD und Schwertern
Militärverdienstmedaille am roten Bande
Kriegsmedailie
Königlich-spanischer Militärverdienstorden I. Klasse
Königlich-preußischer Militärverdienstorden III. Klasse
Eisernes Kreuz II. Klasse (I. Weltkrieg)
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Wilhelm Freiherr von Reichlin-Meldegg kommt in Wien als ehelicher Sohn des Feldmarschallleutnants Karl Friedrich Freiherr von Reichlin-Meldegg und Maria Rosa Susanna Angela Augusta, geborene Reitz, in Wien zur Welt. Er ist der jüngere Bruder von Oberst a.D. Friedrich Freiherr von Reichlin-Meldegg. Nach der Volksschule und zwei Klassen Unterstufe des Gymnasiums in Znaim [heute: Znojmo in Tschechien] wechselt er an die Militärunterrealschule in Eisenstadt und im Anschluss an die Militäroberrealschule in Mährisch-Weißkirchen, wo er 1891 maturiert. Danach geht er auf die Technische Militärakademie in Wien und musterst dort 1894 zum Leutnant aus. Im gleichen Jahr tritt er in das Artillerieregiment Nr. 12 ein. Wilhelm Freiherr von Reichlin-Meldegg heiratet am 10. November 1897 Valerie Freiin Probszt von Ohstorff. Er hat mit ihr zwei Söhne, Erich und Herbert.
Im Jahre 1900 wechselt er in das Artillerieregiment Nr. 2. 1908 wird Wilhelm Freiherr von Reichlin-Meldegg zum Oberleutnant und 1911 zum Hauptmann befördert. Als Hauptmann wird er nach Ausbruch des I. Weltkrieges an der russischen Front eingesetzt und 1916 zum Major befördert. Später wird er an der italienischen Front eingesetzt und rüstet als Oberstleutnant 1918 ab.
Nach der Niederlage Österreich-Ungarns, der Zerschlagung der Doppelmonarchie und der Vertreibung des Hauses Habsburgs aus Österreich, weigert sich der überzeugte Legitimist seinen Eid auf die neue Republik zu schwören, weshalb er nicht in das neue Bundesheer übernommen und als Oberst in den Ruhestand versetzt wird.
In den 1920ern und 1930ern engagiert sich Wilhelm Freiherr von Reichlin-Meldegg im Reichsbund der Österreicher und im Eisernen Ring (Dachorganisation legitimistischer Organisationen). Er avanciert 1932 zum Obmann des Eisernen Ringes und zum Wiener Landesobmann des Reichsbundes der Österreicher. Zusätzlich wird er Obmann des Verbandes der Offiziere der Reitenden Artillerie, dessen Patronanz (Ehrenprotektorat) Otto von Habsburg übernimmt. In diesen Funktionen bekämpft der gläubige Katholik und überzeugte Österreicher den aufkommenden Nationalsozialismus und setzt sich vehement für die Eigenständigkeit Österreichs ein.

Lieber Oberst Freiherr von Reichlin-Meldegg!
Der Bitte der Offiziere der Reitenden Artillerie in Wien stattgebend, übernehme ich das Ehrenprotektorat über deren Verband.
Ich danke damit Soldaten, die Gottvertrauen, Kaisertreue, Vaterlandsliebe, technisches Wissen und Können, sowie wagemutigen Reitergeist zu einer hervorragenden Waffe der kaiserlichen Armee gemacht hat.
Sie liess es nicht bei stolzen Erinnerungen bewenden, die sich an die Kavalleriebatterie Van der Gröben knüpften, sondern bewies auch in der "letzten Reiterschlacht der Weltgeschichte", was Aufopferungsfähigkeit vermag. Die Erfahrungen des Weltkrieges zwangen die Kavallerie vom Pferde zu steigen, und damit die Reitenden Batterien, in der großen Artillerie unterzutauchen. An deren Ruhm nahmen sie nun Anteil. Mit den anderen Batterien erschütterten sie den Gegner, bahnten sie dem braven Fussvolk den Weg in die Reihen des Feindes und deckten seinen Rückzug, wenn das Schlachtglück die kaiserlichen Fahnen verliess. Dann sank gar oft der letzte Kanonier neben dem letzten feuernden Geschütz zu boden.
Ehre dem Andenken dieser Braven!
Den Überlebenden sage ich aber bewegten Dank für das Beispiel von Treue und Opfermut, das sie in schwerer, aber immer noch lebenswerter Zeit geboten haben. Es sei der Gegenwart und Zukunft ein Wegweiser, auf dass die Tugenden der alten Reitenden Artillerie die junge Armee und kommende Generationen erfüllen.
Vermitteln Sie, lieber Oberst Freiherr von Reichlin-Meldegg, allen Ihren Kameraden meinen Gruss und nehmen Sie das mitfolgende Bild für Ihren Verband entgegen.
Aus der Fremde, am 3. Mai 1936
Otto
Am 12. März 1938 muss er erleben, wie das freie und unabhängige Österreich mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht untergeht. Am 19. März 1938 wird Wilhelm Freiherr von Reichlin-Meldegg von der Gestapo verhaftet und am 17. Juni 1938 in das KZ Dachau deportiert. Im Konzentrationslager wird er schwer mißhandelt. Am 20. September 1938 wird er aus der Haft entlassen, muss sich danach jedoch wöchentlich bei der Polizei melden. Er bleibt im Ruhestand.
In Wien erlebt Wilhelm Freiherr von Reichlin-Meldegg die Befreiung Österreichs von der deutschen nationalsozialistischen Besetzung und die Wiedererrichtung der Republik. Körperlich geschwächt und aufgrund seines starken Tabakkonsums schwer Lungenkrank verstirbt er mit 72 Jahren und findet seine letzte Ruhestätte am Friedhof in Wien-Dornbach.

Quellen
Österreichisches Staatsarchiv (ÖStA)
Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)
Georg Frhr. von Reichlin-Meldegg, Privat
Andreas Frhr. von Reichlin-Meldegg, Privat
Friedhöfe Wien - Verstorbenensuche
