Dr. Geza Erdös

Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 14.06.1941 - 30.06.1941,
Haft 04.11.1942 - 26.06.1944,
Haft 16.10.1944 - 13.02.1945
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Geza Erdös kömmt in Szegedin [Szeged in Ungarn] als ehelicher Sohn des Fabrikanten Ignaz Erdös und Helene, geborene Deutsch, zur Welt. Die jüdische Familie, die 1887 nach Wien zog, betreibt die 'Wiener Königs Bäckerhefe Fabrik Ignaz Erdös u. Bruder'. Geza Erdös hat noch fünf Geschwister, wobei ein Bruder noch im Kindesalter stirbt. Nach der Volksschule besucht Geza Erdös das Gymnasium in 5. Wiener Gemeindebezirk, wo er 1904 maturiert. Im gleichen Jahr inskribiert er Chemie an der Universität Wien und promoviert darin 1909. Das Thema seiner Dissertation ist 'Zur Kenntnis des Galloflavins'.
Geza Erdös arbeitet danach als Chemiker und heiratet die jüdische Gisela Messinger. Die Ehe bleibt kinderlos. 1919 nimmt er die österreichische Staatsbürgerschaft an.
Am 12. März 1938 muss er erleben, wie das freie und unabhängige Österreich mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht untergeht. Mit der Besetzung Österreichs wird die deutsche Gesetzgebung übernommen und damit auch die ‘Nürnberger Rassengesetze’, nach denen Geza Erdös und Gisela Erdös als 'Volljuden’ gelten.
Die nationalsozialistischen deutschen Behörden zwingen Gisela und Geza Erdös einen jüdischen Kriegsinvaliden und seine Ehefrau in ihre Wohnung aufzunehmen. Dadurch werden sie jedoch nicht ihrer Wohnung verwiesen.
Nachdem Geza Erdös' Schwester in Budapest lebt, bereiten Gisela und Geza Erdös ihre Flucht nach Budapest vor. Geza frischt dazu seine Kenntnisse der ungarischen Sprache auf. 1939 versuchen sie ein per Schiff nach Ungarn auszureisen. Der Schiffskapitän verwehrt ihnen jedoch die Einreise nach Ungarn. Auch der Versuch per Auto nach Ungarn zu flüchten wird an der Grenzstation in Kittsee gestoppt und sie werden wieder nach Wien zurückgeschickt.
Am 14. Juni 1941 reist Geza Erdös, diesmal alleine, illegal per Zug nach Budapest, nachdem er über keinen gültigen Reisepass mehr verfügt. Er wird auf ungarischen Gebiet gefasst und in Raab [Györ] wegen illegalem Grenzübertritt verhaftet. Am 30. Juni 1941 wird er aus der Untersuchungshaft der Polizei übergeben, mit dem Auftrag ihn zur Grenze zu bringen und in das besetzte Österreich abzuschieben. An der Grenze versteckt er sich, schafft es wieder auf ungarisches Gebiet zu kommen und sich zu seiner Schwester nach Budapest durchzuschlagen.
Geza Erdös gibt sich als ungarischer Staatsbürger aus und zieht in eine Pension. Seine, in Wien zurückgebliebene Ehefrau Gisela Erdös wird am 19. Oktober 1941 in das Ghetto Litzmannstadt deportiert und dort ermordet.
Im November 1942 zeigt die Hausmeisterin der Schwester von Geza Erdös ihn und seine Schwester bei der Polizei, mit dem Vorwurf, in deren Wohnung würden 'Feindsender' gehört und russische Lieder gesungen werden, an. Er wird am 4. November 1942 verhaftet. Zwar können die Vorwürfe nicht erhärtet werden, aber die Fremdenpolizei wird auf ihn aufmerksam. Da er keine ungarische Staatsbürgerschaft vorweisen kann, wird er weiter im Haft gehalten. Er wird in ein Sammellager in Budapest überstellt und vor dort in das jüdische Spital, da er an einer schweren Bronchitis erkrankt.
Nach seiner Genesung im Februar 1943 wird er zuerst in das Sammellager rücküberstellt und danach in der Lager Csörgö weitergeleitet. Dort muss er zwangsweise Sandalen erzeugen.
Am 26. Juni 1944 wird er aus dem Lager unter der Bedingung, dass seine Schwester für seinen Unterhalt aufkommen muss, in die Obhut seiner Schwester entlassen. Nach dem Sturz des ungarischen Reichsverwesers Miklós Horthy und der Errichtung der Pfeilkreuzler-Diktatur wird er am 16. Oktober 1944 als 'in Anspruch genommener Jude' zur Zwangsarbeit verpflichtet. Geza Erdös muss Panzersperren gegen die heranrückende Rote Armee errichten.
Krankheitsbedingt wird Geza Erdös in ein Spital des Roten Kreuzes in Budapest eingeliefert. Dort wird er von der Roten Armee am13. Februar 1945 befreit.
Nach der Befreiung Österreichs und der Wiedererrichtung der Republik kehrt Geza Erdös zurück nach Wien. Er tritt der neugegründeten Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich bei und arbeitet wieder als Chemiker.
In Wien geht Geza Erdös in Pension und verstirbt kinderlos mit 75 Jahren. Er findet seine letzte Ruhestätte am Friedhof in Wien-Hietzing.
Orte
Wohnort:
Quellen
Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)
Archiv der Universität Wien
www.geni.com
Friedhöfe Wien - Verstorbenensuche
