Ministerialrat Mag. Kurt Schleifer

Personalia

Geboren:

30. Jänner 1921, Maierhöfen

Gestorben:

28. Dezember 1989, Klosterneuburg

Beruf:

Beamter

Verfolgung:

Haft 05.08.1940 - 30.08.1943,
Desertion 1944

Mitgliedschaften

K.H.V. Welfia Klosterneuburg, K.Ö.St.V. Austria Wien, K.Ö.M.V. Arminia Klosterneuburg, K.Ö.St.V. Nibelungia Melk, K.Ö.St.V. Waldmark Horn, Österreichische Freiheitsbewegungen

Lebenslauf

Kurt Schleifer besucht zunächst das Stiftsgymnasium in Melk, wechselt dann an das Bundesgymnasium nach Horn. 1937 tritt er der Mittelschulverbindung Waldmark Horn und dem Studentenfreikorps des Österreichischen Jungvolks bei. Er erlebt als Zögling im Bundeskonvikt in Horn die ersten Tage der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten im März 1938.

Nach dem Anschluss muss er auf Befehl der Kreisleitung Horn der NSDAP mit dem Studentenfreikorps unter der Führung von Prof. Walter Stecher die zuvor in Horn an Wände und auf der Straße gepinselten Parolen wie „Ja zu Österreich“ oder „Rot-weiß-rot bis in den Tod“ mit Kübel und Besen wegwaschen. Mit dieser Aktion wird das Österreichische Jungvolk Horn aufgelöst.

Auf einer Wanderung über die Höhe nach Rosenburg singen die Waldmärker – beim Dollfuß-Denkmal angekommen – das Andreas-Hofer-Lied: „Erhebt nun Eure Hände zum Schwure hoch und hehr, wir führen es zu Ende und rasten nimmermehr …“. Dann kehren sie in ein Gasthaus ein. Hierüber berichtet Schleffer:

„Es dauert nicht lange, da kamen ein Gendarm und zwei SA-Leute mit ihren weißen Hemden und der Hakenkreuzbinde herein; sie grüßten uns mit ‚Heil Hitler!‘, wir dankten spontan, indem wir zum Wirt riefen ‚Drei Liter!‘. Hierauf nahm der Gendarm unsere Personalien auf. Als er Stecher als Mittelschullehrer notierte, erinnerte er sich wahrscheinlich, dass sein Sohn Schüler Stechers war und verabschiedete sich. Nur die zwei Recken blieben zurück und begannen ihren Diskurs wieder mit ‚Heil Hitler!‘, wir antworteten mit ‚Er spricht gerade!‘ (es muss also der 12. März 1938 gewesen sein, als Hitler in Linz sprach). Darauf brachte er seinen Lebenslauf ‚… ich wurde geboren …‘, wir frotzelten: ‚… als Nazi!‘; dass er in die Volksschule ging, glaubten wir ohne weiteres, noch dazu, als wir ihm bescheinigten, dass er als Nazi selbige absolvierte, wie auch seine nachfolgende Lehre. Einem seiner Spießgesellen ging dann unsere Pflanzerei schon auf die Nerven, weshalb er wieder ‚Heil Hitler!‘ brüllte. Wir erinnerten ihn daran, dass dieser immer noch spreche und dass wir unsere drei Liter auch noch nicht hätten. Darauf gingen beide mit nochmalig gebrülltem Hitlergruß und der Bemerkung, dass man mit uns nicht reden könne.“

Zum Schuljahrbeginn WS 1938/39 wechselt Kurt Schleifer nach Klosterneuburg, um sowohl von glühenden HJlern, wie auch von Nazi-Mitgliedern des Lehrerkollegiums keine weiteren Scherereien zu bekommen, und wird Verkehrsaktiver bei Arminia Klosterneuburg. Hier gründet er zusammen mit weiteren Arminen das „Freikorpsfähnlein St. Leopold“. Bald darauf schließt er sich der Widerstandsgruppe „Österreichische Freiheitsbewegung“ um den Klosterneuburger Chorherren Roman Karl Scholz an. Er wird 1940 zur Wehrmacht eingezogen und nach dem Auffliegen der Gruppe durch die Denunzierung des Burgschauspielers Otto Hartmann am 5. August 1940 verhaftet. Er verbleibt zunächst im Polizeigefängnis Elisabethpromenade, wird dann ins Landesgericht II am Hernalser Gürtel in Wien verlegt und zuletzt ins Zuchthaus [Willich-]Anrath bei Krefeld überstellt. Nach der Enthaftung am 30. August 1943 kehrt er wieder zur Wehrmacht zurück. Als er von einer neuerlichen Verhaftung erfährt, desertiert er 1944 an der Westfront zu den Amerikanern und wird in Abwesenheit durch den Volksgerichtshof zum Tode verurteilt, kommt aber rechtzeitig in amerikanische Gefangenschaft.

Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft studiert Kurt Schleifer in Wien Jus. Er und weitere Zeugen sagen beim Hartmann Prozess im November 1947 u. a. aus, Hartmann habe sie zu Sabotageakten aufgefordert. „Er wies sie dabei an, bei Widerstand sofort zu schießen, und zwar so, dass ‚kein Zeuge mehr übrigbleibe‘.“

Kurt Schleifer beendet sein Studium mit der Promotion zum Dr. iur. und tritt als Beamter in den Dienst des Handelsministeriums.

Orte

Wohnort:

Hofrotte 8 (Hofrotte)

Quellen

Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 301/302.

Kurt Schleifer

Beamter
* 30. Jän. 1921
Maierhöfen
† 28. Dez. 1989
Klosterneuburg
Desertiert, Haft