Johann Schroffner

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Johann Schroffner (Mikrut 2000-1)

Personalia

Geboren:

10. Mai 1891, Thalgau

Gestorben:

28. März 1940, KZ Buchenwald

Beruf:

Priester

Verfolgung:

Haft 03.08.1939 - 10.08.1939,
KZ Dachau 10.08.1939 - 28.09.1939,
KZ Buchenwald 28.09.1939 - 28.03.1940,
Ermordet am 28.03.1940

Lebenslauf

Johann Schroffner kommt in Thalgau als zweites von 14 Kindern der Kleinbauern Simon Schroffner und Magdalena, geborene Grabner, zur Welt. Nach der Volksschule wechselt er ans Erzbischöfliche Kollegium Borromäum nach Salzburg, wo er im Juli 1912 maturiert. Im darauffolgenden Herbst tritt er in das Priesterseminar in Salzburg ein und wird 1915 zum Priester geweiht. Gemeinsam mit ihm wird Felix Gredler geweiht, der später ebenfalls im Konzentrationslager von den Nationalsozialisten ermordet wird.

Nach seiner Priesterweihe ist er kurz in der Pfarre Thalgau aktiv, danach ist er zwischen 1916 und 1931 Kooperator (Kaplan) in den Pfarren Großarl, Strobl, Eugendorf, Hopfgarten-Markt, Maria Alm, St. Johann in Tirol, Kirchbichl, Taxenbach und Kuchl. 1931 wird Johann Schroffner schließlich Pfarrer von St. Martin. Nach Unstimmigkeiten, betreffend die Verpachtung des pfarreigenen landwirtschaftlichen Betriebes und mit seiner Schwägerin, wird er 1936 Pfarrer in Oberndorf in Tirol. Dort ist die Katholische Aktion sehr aktiv, mit der er intensiv zusammenarbeitet genauso wie mit der Vaterländischen Front, deren Mitglied er ist.

Johann Schroffner wird als undiplomatisch charakterisiert, der aus seiner Ablehnung gegenüber dem Nationalsozialismus keinen Hehl macht. Als Pfarrer von Oberndorf erlebt er den Einmarsch der deutschen Wehrmacht am 12. März 1938 und den damit verbundenen Untergang des freien und unabhängigen Österreichs. An der Gegnerschaft zum Nationalsozialismus hat sich auch nach der Okkupation Österreichs nichts geändert. Als er am 16. Juli 1939 im Gasthaus Bahnhof in Oberndorf auf eine Gruppe von KDF-Gästen [Kraft-durch-Freude] trifft, meint er gegenüber diesen, dass Südtirol nunmehr verkauft worden sei. Da dies der Gestapo gemeldet wird, beginnt diese gegen ihn zu ermitteln. Dabei werden auch andere Aussagen von ihm bekannt.

Johann Schroffner in jüngeren Jahren
Johann Schroffner in jüngeren Jahren

Man sollte lieber die Parteibonzen in die Kanonen stecken und dem Göring in den Hintern schießen.

Johann Schroffner gegenüber anderen Personen

Johann Schroffner wird am 3. August 1939 von der Gestapo verhaftet. In den Verhören gibt er die ihm zur Last gelegten vorwürfe zu. Am 10. August 1939 wird er in das KZ Dachau verschleppt.

Nach seiner Ankunft im KZ Dachau wird er dem Block 15, der Strafkompanie zugeteilt. Andreas Rieser, ebenso Priester, der bereits ein Jahr zuvor in das Konzentrationslager verschleppt wurde, erinnert sich für die Wörgler Sonntagspost am 24. März 1946 an Johann Schroffner.

Lebhaft kann ich mich noch erinnern, als ich Pfarrer Schroffner in Dachau begrüßte. Bereits ein Jahr war ich schon in diesem weltberüchtigten Lager. Aber nicht nur im Lager, sondern im Lager wieder im Schrecklichsten, was man sich vorstellen kann: in der Strafkompanie!

Schon im Laufe des Vormittags ging das Gerücht: Ein Pfarrer sei wieder eingeliefert worden! Wir rückten gerade zu Mittagszeit des 18. August 1939 vom schweren Arbeitskommando in Lager ein. Als wie durch das große, eiserne Lagerdoppeltor marschierten, stand am Appellplatz ein Mann. Nur Hose, Weste und Schuhe hatte er an. Ganz blaß und vom stundenlangen Stehen matt stand er dort. Mir was dieses Gesicht so bekannt… Ich wußte nicht, wer das sein soll…. Band gings mir durch die Stuben: Ein Tiroler Pfarrer! Soweit noch nach dem kargen, schnell verzehrten Essen Zeit war, eilte ich, den neuen Mitbruder und Leidgenossen zu begrüßen. Ich sehe ihn noch so lebendig vor mir: zitternd und schweißtriefend, todesmatt! Ein kurzes, freudiges Lächeln durchzuckte sein blasses Gesicht. Es war ihm ein Trost, mich als Diözesanmitbruder in dieser ‘Hölle am Waldesrand’ zu treffen. Einige aufmunternde Worte konnte ich ihm noch zusprechen, dann hieß es wieder im Tempo an die Arbeit.

[…]

Eines Morgens wurde er wieder gerufen. Als wir mittags auf unseren Strafblock kamen, erfuhr ich, dass Schroffner im Bunker sei. An der Südfront des Lagers, aber auch innerhalb des Stacheldrahtes, befand sich der sogenannte Bunker. Kommandaturarrest! Im ganzen 140 kleine Zellen. Dieses Bunkerleben war etwas ganz Gruseliges. Manche Häftlinge hatten dort nichts Besonderes zu leiden, aber gehört haben sie viel… Schüsse, schreckliches Jammern und Schreien… Im Bunkerhof wurden auch die ‘25 Stockhiebe’ verabreicht und das ‘Baumhängen’ vollzogen. Wir hörten des Abends beim Zählappell oft die markerschütternden Schreie, das Jammern und Stöhnen der ‘am Pfahl’ Hängenden…

Andras Rieser in der Sonntagpost vom 24.03.1946

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, wird das KZ Dachau für SS-Truppen geräumt und Johann Schroffner in das KZ Buchenwald weitergeleitet. Auch dort kommt er wieder in den Bunker. Er leidet schwer und magert sehr ab. Als er noch zusätzlich im Bunker, aufgrund der Situation, stark erkrankt, wird er immer schwächer. Oberst Ludwig von Bechinie-Lazan, der ehemalige Sicherheitsdirektor von Salzburg, der die NS-Gräuel ebenfalls nicht überleben wird, berichtet, wie Johann Schroffner gelitten hat, und seinen nahen Tod kommen gesehen hat. Er hatte ihn noch gebeten, alle Bekannten zu grüßen.

Jakob Boulanger, ein Kommunist, der 1960 seine Erinnerungen an die Haft publizierte, berichtet darin wie Johann Schroffner im Bunker von den Nationalsozialisten ermordet wurde.

[…] Er ahnte nicht, was ihm in Buchenwald bevorstand. Der Hauptscharführer Sommer ließ ihn stundenlang im Bunkerflur hin und her hüpfen, von Ochsenziemerschlägen angetrieben, bis er vor Erschöpfung umfiel. Dann spritze ihm Sommer Benzin in die Blutbahn. Er starb einen qualvollen Tod. Von den sechzehn Häftlingen, die mit mir im Wagnon fuhren, hat Sommer zwölf umgebracht.

Jakob Boulanger in seinen Erinnerungen 1960

Weder Andreas Rieser, noch Jakob Boulanger konnten sich später erklären, weshalb Johann Schroffner eine derart strenge Behandlung erfuhr. Auch in der gegenwärtigen Forschung bleibt dies unbekannt. Vermutlich liegt der Grund in den Verhaftungsgründen selbst: Johann Schroffner, ein kleiner Pfarrexpositus aus Oberndorf in Tirol, polterte offensichtlich gegen ein inhumanes und kirchenfeindliches Regime, das ihm politisch zuwider war. Im Konzentrationslager stieß er auf den blanken, sadistischen Anti-Klerikalismus.

Quellen

  • Mikrut, Jan (2000): Blutzeugen des Glaubens. Martyrologium des 20. Jahrhunderts. Band 3 (Wien), S. 267–280.

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Johann Schroffner

Priester
* 10. Mai 1891
Thalgau
† 28. März 1940
KZ Buchenwald
Haft, KZ Buchenwald, KZ Dachau, Ermordet