Ministerialrat Dr. Johann Ludwig Hugo Granichstaedten-Cerva
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Entlassung 31.01.1939
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Johann Ludwig Hugo Granichstaedten-Cerva kommt in Wien als ehelicher Sohn des Richters Otto Granichstaedten-Cerva und seiner Gattin Julia, geborene Forst, zur Welt. Nach der Volksschule besucht er das kuk Franz Josefs Gymnasium [heute: Gymnasium und Realgymnasium Stubenbastei], wo er 1913 maturiert. Im gleichen Jahr inskribiert er Jus an der Universität Wien. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wird er am 15. März 1915 in das kuk Telegraphen-Regiment eingezogen. Er kehrt 1919 aus der Kriegsgefangenschaft heim, wird zum Doktor der Rechte promoviert und beginnt am 21. März 1919 sein Rechtspraktikum, welches er am 5. Juni 1919 beendet, da er einen Tag später im Bundeskanzleramt zu arbeiten beginnt. Im Dezember des gleichen Jahres heiratet er Gabriele von Kreutzbruck-Lilienfels. Die Ehe bleibt jedoch kinderlos. Er engagiert sich in der Katholischen Akademiker Gemeinschaft.
Der gläubige Katholik und patriotische Österreicher tritt nach dem Aufruf zur Gründung der Vaterländischen Front des österreichischen Heimatdienstes vom 19. Mai 1933, dieser bereits am 1. Juni 1933 bei und ist sohin eines ihrer ersten Mitglieder. In weiterer Folge wird er Landesfachleiter der Vaterländischen Front im Bundeskanzleramt und entschiedener Gegner des Nationalsozialismus.
Am 10. Juni 1934 bringt Johann Granichstaedten-Cerva einen nationalsozialistischen Eisenbahnbeamten, der sich kritisch über die Regierung äußert, zur Anzeige und erwirkt seine Entlassung. Während seines Urlaubes in Lienz im Juli 1934 versuchen Nationalsozialisten einen Putsch, bei dem Bundeskanzler Engelbert Dollfuss ermordet wird. Als er davon erfährt, meldet er sich sofort freiwillig bei der Bezirkshauptmannschaft, um sich aktiv an der Niederschlagung des Putschversuches zu beteiligen.
Am 12. März 1938 erlebt Johann Granichstaedten-Cerva wie mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht, das freie und unabhängige Österreich untergeht. Mit 31. Jänner 1939 wird er als Beamter aufgrund seiner Gegnerschaft zum Nationalsozialismus entlassen.
Johann Granichstaedten-Cerva engagiert sich ehrenamtlich im Pfarrkirchenrat der Pfarre St. Karl und legt im Herbst 1939 die Prüfung zum Immobilienmakler und Hausverwalter ab. Nach bestandener Prüfung ersucht er um eine Konzession als stellvertretender Hausverwalter, wird aber als politisch Unzuverlässig abgewiesen. Selbst eine Beschwerde vor den Verwaltungsgerichtshof wird abschlägig beurteilt, wobei Gauleiter Baldur von Schirach persönlich Stellung nimmt.
Nach den Feststellungen der Polizeibehörde bestehen hinsichtlich des Stellvertreters in staatsbürgerlicher Beziehung Bedenken.
Von einer kleinen Pension fristen Gabriele und Johann Granichstaedten-Cerva ihr Leben in Wien. Im April bzw. Mai 1945 erleben sie die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik. Er tritt der neugegründeten Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich bei.
Johann Granichstaedten-Cerva wird am 1. November 1945 rehabilitiert und arbeitet bis 1946 im Bundesministerium für Inneres, wird danach in das Bundesministerium für Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung versetzt und mit 1948 in das Bundesministerium für Finanzen, wo er in der Vermögenssicherung tätig ist.
Mit 30. Juni 1954 tritt Johann Granichstaedten-Cerva in den Ruhestand. Er verstirbt mit 75 Jahren in Wien und findet seine letzte Ruhestätte am Wiener Zentralfriedhof.
Orte
Wohnort:
Quellen
Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)
Österreichisches Staatsarchiv (ÖStA)
Archiv der Universität Wien
Matricula Online
Friedhöfe Wien - Verstorbenensuche
