Guido Victor Walter Josef Engelbrecht

Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 05.12.1944 - 05.05.1945
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Guido Victor Walter Josef Engelbrecht kommt in Wien als ehelicher Sohn des Bahnbeamten Anton Engelbrecht und Hermine, geborene Hohl, zur Welt. Nach der Schulbildung zieht er arbeitsbedingt nach Innsbruck und arbeitet zwischen 1925 und 1927 in einem Sägewerk in Schwarzenbach in Pielach. Danach zieht er zurück nach Wien, heiratet und findet 1931 Arbeit als Postbeamter. Die Ehe geht später in die Brüche.
Der unpolitische Guido Engelbrecht erlebt am 12. März 1938 wie das freie und unabhängige Österreich mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht untergeht. Wahrscheinlich aus opportunistischen Gründen tritt er der NSDAP bei und wird im März 1938 politischer Leiter der Ortsgruppe 'Untere Weißgerber'.
Am 5. Mai 1940 wird er zur Wehrmacht eingezogen und kehrt aus dem II. Weltkrieg am 18. Dezember 1942 wegen 'Felduntauglichkeit' heim. Heimgekehrt ist er zusätzlich als Hausmeister tätig. Die Kriegserlebnisse dürften Guido Engelbrecht von der Idee des Nationalsozialismus entfernt haben, da er nach seiner Heimkehr der christlichen Widerstandsgruppe Gruppe Freies Österreich/Gruppe Karl Gruber (FÖ) beitritt. Auch sein Halbbruder Josef Selhofer, der später Prokurist im Vorwärtsverlag wird, ist dort aktiv. Zur Tarnung und Informationsbeschaffung bleibt er weiterhin in der Ortsgruppe 'Untere Weißgerber' tätig.
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Herr Engelbrecht hat sich im Einvernehmen mit der Leitung der Kampforganisation in der Ortsgruppe 'Untere Weißgerber' der NSDAP unter der ausdrücklichen Voraussetzung betätigt, dass er diese Betätigung zur Lieferung von Informationen und Beweismaterial für die Kampforganisation 'Freies Österreich' zum Zweck bestimmter Aktionen gegen die Schuldigen des Nazi-Regimes benützte. Er ist dieser Mission im erfreulichen Ausmaß nachgekommen und hat sich dadurch insbesondere um das Gedeihen des damaligen geheimen Kampfblattes 'Freies Österreich', dass seit November 1943 vierzehntägig erschien, große Verdienste erworben.
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Als Mitglied der Widerstandsgruppe Freies Österreich/Gruppe Karl Gruber (FÖ) erhält er Flugschriften, wie die Zeitschrift Freies Östereich-Blätter für Friede, Freiheit und Fortschritt, wirbt zwei neue Mitglieder und zahlt Mitgliedsbeiträge. Später wird er abermals zur Wehrmacht eingezogen.
Im Frühherbst 1944 fliegt die Widerstandsgruppe auf und Guido Engelbrecht wird am 5. Dezember 1944 von der Gestapo bei seinem Truppenteil in Prag verhaftet und in das Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis Wien überstellt. Gegen ihn wird vom Volksgerichtshof wegen 'Vorbereitung zum Hochverrat' ermittelt. Nur die Niederlage des Dritten Reiches bewahrt die Mitglieder vor einem Prozess und der Todesstrafe.
Guido Engelbrecht kommt am 5. Mai 1945 aus der Haft frei und tritt wieder in den Dienst der Post- und Telegraphenverwaltung ein. Er tritt der neugegründeten Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich bei. 1949 heiratet er ein zweites Mal, aber auch diese Ehe geht in Brüche.
Als Postbeamter geht Guido Engelbrecht in den Ruhestand, heiratet 1972 ein weiteres Mal und verstirbt mit 73 Jahren in Wien. Er findet seine letzte Ruhestätte am Friedhof in Wien-Inzersdorf.
Orte
Wohnort:
Quellen
Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)
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