Oberstleutnant Georg Bartl

Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Entlassung 15.03.1938,
Haft 28.05.1938 - 02.09.1938,
KZ Dachau 02.09.1938 - 28.09.1939,
KZ Mauthausen 28.09.1939 - 15.07.1940
KZ-Nummer:
Ehrungen:
silberne Verdienstmedaille
Militärverdienstkreuz III. Klasse
Karl Truppenkreuz
Eisernes Kreuz II. Klasse
Österreichisches Militärverdienstkreuz
Lebenslauf
Georg Bartl kommt in Schwaz in Tirol als ehelicher Sohn des gleichnamigen k.u.k. Generalmajors Georg Bartl und Fanny, geborene Erlicher, zur Welt. Nach der Volksschule besucht er die Militärunterrealschule in St. Pölten und im Anschluss die Militäroberrealschule in Mährlisch-Weißenkirchen [heute: Hranice na Moravě in Tschechien], wo er 1907 maturiert. Danach geht er im gleichen Jahr an die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt, wo er am 1. September 1910 zum Leutnant ausmustert.
Er wird dem Kaiserschützenregiment Nr. 2 ‘Bozen’ zugeteilt, am 1. August 1914 zum Oberleutnant befördert und mit Beginn des I. Weltkriegs an die italienische Front geworfen. Am 15. Mai 1916 avanciert er ‘außerhalb der Rangtour’ zum Hauptmann. Nach dem Generalstabskurs 1917 ist er von Juni bis Dezember 1917 beim 45. Schützen Divisionskommando in Wolhynien und Gallizien, bevor er Generalstabsoffizier beim V. Korpskommando an der italienischen Front wird. Am 1. Juli 1918 heiratet er Edith von Schullern, der gemeinsame Sohn kommt 1919 zur Welt.
Am 4. November 1918, einen Tag nach der Kapitulation Österreich-Ungarns geht er in italienische Kriegsgefangenschaft, von der er Ende August 1919 heimkehrt.
Da eine Übernahme in das neue Österreichische Bundesheer noch nicht möglich ist, ist Georg Bartl von Jänner 1920 bis Oktober 1920 Verbindungsoffizier bei der interalliierten Militärkontrollkommission Innsbruck und danach im Personalreferat der Heeresverwaltungsstelle Innsbruck. Am 1. August 1923 wird er in das Bundesheer übernommen und mit 19. Jänner 1928 zum Major befördert.
In Tirol erlebt Georg Bartl den nationalsozialistischen Putschversuch im Juli 1934, bei dem Bundeskanzler Engelbert Dollfuss ermordet wird. Am 1. August 1934 wird er nach Wien zum Bundesministerium für Landesverteidigung versetzt und als Personaladjutant des Bundeskanzlers und Bundesministers für Landesverteidigung Kurt von Schuschnigg bestellt.

Als überzeugter Österreicher und Mitglied der Vaterländischen Front stemmt sich Georg Bartl vehement gegen die Versuche Hitler-Deutschlands, die Hand nach Österreich auszustrecken. Er geht entschieden gegen Nationalsozialisten im Bundesheer vor und publiziert, unter dem Pseudonym ‘Austriacus’ in diversen Zeitschriften der Vaterländischen Front.
[…]
In der Anzeige der ehemaligen Landesleitung Österreichs der NSDAP wurde Bartl beschuldigt, in gehässiger Weise gegen Nationalsozialisten vorgegangen zu sein. Er habe auf die Massregelung nationalsozialistisch gesinnter Soldaten persönlich eingewirkt und Befehl gegeben, diese Soldaten gefesselt abzuführen. Dabei soll er sich geäußert haben, “diese Schweinehunde sind, wenn sie sich rühren, über den Haufen zu schießen.”
Die Ermittlungen haben zur Feststellung geführt, dass Bartl ein rücksichtsloser Verfolger jener war, die sich im ehemaligen Österreich zur NSDAP bekannt haben, wobei er auf den ehemaligen Staatssekretär Zehner und sonstige militärische Einheitsführer bei der Verfolgung nationalsozialistischer Wehrmachtsangehöriger entschiedenen Druck ausgeübt hat.
Der Genannte war auch Verfasser zahlreicher Schriften der “Vaterländischen Front”, die sich gegen den Nationalsozialismus richten.
Am 25. Juni 1935 wird Georg Bartl zum Oberstleutnant, abermals ‘außerhalb der Rangtour’, befördert. Am 12. März 1938 muss er erleben, wie das freie und unabhängige Österreich mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht untergeht. Zu dieser Zeit befindet er sich in der Wohnung des Bundeskanzlers Kurt von Schuschnigg. Bereits am Morgen des 12. März 1938 wird er gemeinsam mit Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg, dessen Ehefrau Vera von Schuschnigg, des Bundeskanzlers Vater Feldmarschalleutnant Arthur von Schuschnigg und zwei Hausangestellten in der Wohnung festgesetzt und von der Außenwelt abgeschnitten.
Als Georg Bartl die Wohnung verlassen darf, verweigert er den soldatischen Eid auf Adolf Hitler, worauf er am 15. März 1938 durch Zwangspensionierung entlassen wird. Am 28. Mai 1938 wird er von der Gestapo verhaftet und am 2. September 1938 in das KZ Dachau deportiert. Als mit dem Überfall auf Polen 1939 das KZ Dachau für die SS geräumt werden muss, wird Georg Bartl am 28. September 1939 in das KZ Mauthausen überstellt. Dort wird er am 15. Juli 1940 entlassen.

Die Ehe mit Edith von Schullern geht 1940 in Brüche, 1942 heiratet er Edda Bissakis, geborene von Thoss. Sie kaufen sich ein Haus in Kierling bei Klosterneuburg in Niederösterreich und lassen sich dort nieder. Georg Bartl arbeitet in dieser Zeit als Gärtner um finanziell über die Runden zu kommen.
In ihrem Hause harren Georg und Edda Bartl der Befreiung, als am 8. April 1945 die Russen zur Schlacht auf Wien ansetzen und durch Kierling ziehen. Aus Angst vor den Russen flüchten ein Spenglergehilfe mit seiner Frau, seiner zwölf- und zwanzigjährigen Tochter sowie die Tochter des Generalmajors Adalbert Szente in das Haus der Bartl's, da sie sich bei einem ehemaligen KZ-Insassen sicher fühlen. Unweit des Hauses etabliert sich eine russische Batterie. Die russischen Soldaten dringen am Nachmittag des 9. April 1945 in das Haus ein und vergewaltigen alle Frauen. Dieses traumatische Ereignis führt zu einem kollektiven Suizid aller im Hause versammelten Personen noch am gleichen Tag.
Georg und Edda Bartl finden ihre letzte Ruhestätte am Friedhof in Kierling.
Quellen
Österreichisches Staatsarchiv (ÖStA)
Verein Museum Kierling (2013): Bedeutende Offiziere Kierlings. Obst Leopold Schmid. Obstlt Georg Bartl. Hptm. Prof. Edmund Rothansl (Kierling), S.84-94.
Archiv KZ Gedenkstätte Mauthausen Memorial
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