Dr. Friedrich Funder

Friedrich Funder

Personalia

Geboren:

1. November 1872, Graz

Gestorben:

19. Mai 1959, Wien

Beruf:

Chefredakteur und Staatsrat

Verfolgung:

Haft St. Veith 13.03.1938 - 24.05.1938,
KZ Dachau 24.05.1938 - 27.09.1939,
KZ Flossenbürg 27.09.1939 - 11.11.1939,
Haft August 1944

KZ-Nummer:

14217

Mitgliedschaften

K.a.V. Norica Wien, A.V. Austria Innsbruck, K.Ö.St.V. Austria Wien, K.Ö.St.V. Nibelungia Wien, K.Ö.St.V. Rudolfina Wien, K.Ö.H.V. Carolina Graz

Lebenslauf

Friedrich Funders Eltern ziehen 1879 nach Dresden. Hier besucht Friedrich bis 1887 das Gymnasium. Nach Rückkehr nach Graz kann er 1892 die Matura am Bischöflichen Gymnasium ablegen. Anschließend beginnt er an der Theologischen Fakultät der Universität Graz das Theologiestudium mit dem Wunsch, Priester zu werden. Ab 1894 wechselt er sein Studium auf Jus in Wien und wird 1898 zum Doktor der Rechte promoviert.

In Graz tritt er 1893 der Studentenverbindung Carolina bei und in Wien der Studentenverbindung Norica. Hier ist er wesentlich am Kampf um die Gleichberechtigung des CV an der Hochschule beteiligt.

Schon während des Studiums tritt er in die Redaktion der Reichspost, der führenden katholischen Tageszeitung und Organ der Christlichsozialen Partei [CSP], ein. Ab 1896 arbeitet er als Redakteur, 1902 wird er zum Chefredakteur bestellt und 1904 zum Herausgeber der Reichspost ernannt, was er bis 1938 bleibt.

In der Zwischenkriegszeit ist Friedrich Funder im katholischen Verbandswesen engagiert, so 1929 als Präsident des Wiener Katholikentages sowie als Präsident der Internationalen Vereinigung katholischer Journalisten. 1933/34 tritt er für den Ständestaat ein und wird ab 1934 bis 1938 zum Staatsrat berufen.

Nach der Okkupation Österreichs durch das Dritte Reich legt Friedrich Funder am 12. März 1938 seine Ämter im katholischen Herold-Verlag, der die Reichspost herausgebracht hat, nieder und fährt nach Kärnten zu Verwandten. In St. Veit wird er am nächsten Tag verhaftet und am 18. April 1938 nach Wien ins Gefangenenhaus Elisabethpromenade überstellt, wo er bis zum 24. Mai 1938 festgehalten wird. Von dort wird er mit dem 2. Transport am 24. Mai 1938 ins KZ Dachau gebracht. Hier veranstaltet er zusammen mit den Mitgliedern seiner Studentenverbindung Carolina Josef Aigner, Alfred Maleta und Walter Nestor am 18. August 1938 in der Kantine des KZ unbemerkt vom Wachpersonal und den anderen Häftlingen zum 50. Gründungstag der Carolina einen „Festkommers“, bei dem sie statt Bier Ersatzkaffee nehmen.

Unzählige Verhöre der Gestapo befassen sich mit den Kontakten Friedrich Funders zu katholischen Zeitungsagenturen im Ausland, insbesondere nachdem die Neuen Zürcher Nachrichten und der Sender Straßburg die Meldung gebracht haben, dass er in Dachau gestorben sei. Im Herbst 1939 wird der fast 70-jährige Funder ins KZ Flossenbürg überstellt, wo er im Steinbruch eingesetzt wird und schwer arbeiten muss. Er wird am 11. November 1939 aufgrund eines Gnadenerlasses des „Führers“ entlassen, nach der Enthaftung in Baden bei Wien gebracht, darf die Stadt nicht ohne Bewilligung verlassen und bekommt zusätzlich Schreibverbot Schließlich wird er vom erzbischöflichen Ordinariat in Wien beauftragt, am Wechsel und in der Buckligen Welt religiöse Wegdenkmäler und Kapellen topographisch aufzunehmen. Es kommt noch mehrmals zu Hausdurchsuchungen in seinem Badener Haus, so etwa als die Gestapo ihn in eine Spionageaffäre verwickelt glaubt.

Am 15. September 1941 erscheint in Friedrich Funders Wohnung ein gewisser Erich Müller, der sich als Beauftragter hoher militärischer Stellen in München legitimiert und ihn für Friedensvermittlungen beim Heiligen Stuhl in Rom gewinnen will. Eine geplante Reise nach Rom, die auf Beziehungen zu Generälen und zum Auswärtigen Amt in Berlin in die Kreise um Stauffenberg zurückzuführen ist, wird durch die Ereignisse des 20. Juli 1944 verhindert. Friedrich Funder wird daraufhin im August 1944 erneut verhaftet, aber bald wieder entlassen.

Da die „Reichspost“ nach 1945 nicht wiedererrichtet wird, kommt es am 1. Dezember 1945 im Herold Verlag zur Gründung der kulturpolitischen Wochenzeitung „Die Furche“. Es ist Friedrich Funder als Chefredakteur noch einmal vergönnt, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen und als 73-jähriger ein Werk zu schaffen, das jedem Jüngeren zur Ehre gereicht hätte. Und noch 1959, fast 90-jährig, schreibt er um Hilfe für eine CV-Geschichte gebeten: “ … will ich gerne Dir Assistentendienste leisten. Natürlich weiß ich, um wieviel es bei dieser Aufgabe geht. Meine Liebe zum CV wird mir dabei mit Gottes Hilfe beistehen.“

Orte

Verfolgung:

KZ Dachau (Deutschland), KZ Flossenbürg (Deutschland)

Wohnort:

Quellen

Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 81/82.

Photo: Biolex des ÖCV unter www.oecv.at/biolex; Stand: 18.10.2022.

Friedrich Funder

Chefredakteur und Staatsrat
* 1. Nov. 1872
Graz
† 19. Mai 1959
Wien
Haft, KZ Dachau, KZ Flossenbürg