Oberregierungsrat abs.jur. Martin Davorin Weingerl

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Martin Davorin Weingerl
Bild: ACTA STUDENTICA

Personalia

Geboren:

18. Februar 1883, Agram

Gestorben:

30. März 1940, KZ Sachsenhausen

Beruf:

Beamter

Verfolgung:

Haft 08.09.1938 - 14.12.1939,
KZ Sachsenhausen 14.12.1939 - 30.03.1940,
Ermordet am 30.03.1940

KZ-Nummer:

5900

Ehrungen:

Ritterkreuz des Verdienstordens der Republik Österreich

Mitgliedschaften

K.Ö.St.V. Tauriskia Villach

Lebenslauf

Martin Davorin Weingerl kommt in Agram [heute: Zagreb in Kroatien] als ehelicher Sohn des Arztes Josef Weingerl und seiner Gattin Barbara, geborene Potočin, zur Welt. Neben ihm gibt es noch seine Schwester Barbara, später verheiratete Beva. Seine Jugend verbringt Davorin Weingerl in Bad Gastein, wo sein Vater Kurarzt ist. Nach der Matura studiert er in weiterer Folge Jus , welches er vermutlich mit dem Absolutorium abschließt und ist bis zum Beginn des Ersten Weltkrieg als Verwaltungsjurist im österreichischen Küstenland beschäftigt. Zunächst in der Reichsunmittelbaren Stadt Triest und anschließend in der Bezirkshauptmannschaft Capodistria [heute: Koper in Kratien].

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird er als Leutnant in das Landwehrinfanterieregiment Nr. 3 'Graz' eingezogen. Im November 1914 wird er schwer verletzt, in den nichtaktiven Dienst versetzt und zum Oberleutnant befördert. Er kehrt noch während des Krieges in seinen Zivilberuf zurück und wird zuletzt 1918 zum Bezirkskommissär der Stadthalterei Triest ernannt.

Nach der Niederlage Österreich-Ungarns, der Zerschlagung der Doppelmonarchie und der Vertreibung des Hauses Habsburg kommt Martin Davorin Weingerl zunächst in den Salzburger Landesdienst, wo ihm 1921 durch den Bundespräsidenten der Berufstitel 'Bezirkshauptmann' verliehen wird. In der ersten Hälfte der 1920er Jahre wechselt er in den Kärntner Landesdienst und findet Verwendung bei der Bezirkshauptmannschaft Hermagor, der Bezirkshauptmannschaft Villach-Land und der Bezirkshauptmannschaft Spittal an der Drau, wo er als stellvertretender Bezirkshauptmann fungiert. Martin Davorin Weingerl wird 1927 Mitglied der neugegründeten Mittelschulverbindung Tauriskia Villach.

Martin Davorin Weingerl tritt ab 1933 entschieden gegen den Nationalsozialismus auf und ist im Juli 1934 aktiv an der Niederschlagung des nationalsozialistischen Putschversuchs, bei dem Bundeskanzler Engelbert Dollfuss ermordet wird, beteiligt. Im Herbst 1934 wird er Leiter der politischen Expositur Feldkirchen, ist in der Vaterländsichen Front und in ihr nahestehenden Organisationen aktiv.

Anfang März 1938 ist Martin Davorin Weingerl stellvertretender Bezirksleiter der Vaterländischen Front und Bezirkskommandant der Fronmiliz. Seine Einheit ist am 11. März 1938 mobilisiert, unter Waffen und bereit Österreich gegen die deutschen Wehrmacht zu verteidigen. In der Nacht der Besetzung Österreichs, nach der Rede von Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg im Radio, wird seine Einheit von Nationalsozialisten entwaffnet.

[Seinen Männern sagte er] sie sollten sich ruhig verhalten, aber zusammenhalten und untereinander in Verbindung bleiben, da die nationalsozialistische Regierung sich ja nicht lange halten werde können und es bald wieder anders kommen müsse.

Ermittlungsakt gegen Martin Davorin Weingerl des Volksgerichtshofes

Bereits am 15. März 1938 wird Martin Davorin Weingerl rückwirkend mit 12. März 1938 aus dem Landesdienst entlassen. Er trifft sich mit seinem ehemaligen Freund und Kameraden Hermann Pöschl um mit diesem eine Widerstandsgruppe mit dem Namen 'Totenkopfjäger' zu gründen. Dazu produziert er Flugzettel, wovon mehrere dieser in die Hände der Gestapo fallen.

Rücksicht gibt es keine mehr, für ein freies Österreich, die Einheitsfront!

Alle Katholiken hinein in die Einheitsfront, noch ist es Zeit, Gott schütze Österreich!

Aus den Flugzetteln von Martin Davorin Weingerl

Martin Davorin Weingerl wird am 8. September 1938 in der Kirche Heiligenkreuz in Villach verhaftet und vor einem Sondergericht wegen 'Vorbereitung zum Hochverrat' verurteilt. Die Klage und das Urteil sind leider nicht erhalten geblieben. Am 14. Dezember 1939 wird er als 'Schutzhäftling' in das KZ Sachsenhausen deportiert und mit dem Namen 'Martin Weingerl' registriert. Er wird dort am 30. März 1940 ermordet und verstirbt offiziell an 'Herzmuskelschwäche und Wassersucht' [Sterbebuch Nr. 1738]. Eine in Wien lebende Tante wird vom Tod benachrichtigt und aufgefordert, für die Begräbniskosten aufzukommen.

Orte

Wohnort:

Sterbeort:

KZ Sachsenhausen (Oranienburg, Deutschland)

Quellen

  • Fritz, Herbert/Krause, Peter (2013): Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. (ÖVfStG, 2013), S. 582/583.

Fitzek, Sebastian: Gott schütze Österreich. In: ACTA STUDENTICA (Wien) Folge 235. Dezember 2025. S. 8-12

Martin Weingerl

Beamter
* 18. Februar 1883
Agram
† 30. März 1940
KZ Sachsenhausen
Haft, KZ Sachsenhausen, Ermordet