Elisabeth Ester

Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 11.09.1944 - 15.04.1945
Mitgliedschaften
Lebenslauf
Elisabeth Ester kommt in Eisenstadt im Burgenland als uneheliche Tochter von Barbara Ester zur Welt. Die Mutter heiratet später und nimmt den Namen Krupiekoc an. Nach fünf Jahren Volksschule fängt sie als Hilfsarbeiterin an zu arbeiten.
Nach der Niederlage Österreichs-Ungarns, der Zerschlagung der Doppelmonarchie und der Vertreibung der Habsburger, bleibt sie Monarchistin und Anhängerin von Otto von Habsburg-Lothringen.
1937 muss Elisabeth Ester gesundheitsbedingt aufhören zu arbeiten und wird Pfründnerin [heute: Frühpensionistin].
Am 12. März 1938 muss Elisabeth Ester erleben, wie das freie und unabhängige Österreich mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht untergeht. Ab Herbst 1939 kommt sie in Kontakt mit Leopold Mahr und dessen Gruppe Leopold Mahr. Die legitimistische Widerstandsgruppe verbreitet die ‚Handschriftten Kaiser Ottos‘ und sammelt Kleiderspenden für in Not geratene Legitimisten und deren Kinder. Als Mitgliedsausweise werden Sterbebildchen des Seligen Kaiser Karl verwendet. Die Gruppe wächst auf etwa 80 Mitglieder heran, bis die Gestapo im Frühjahr 19040 auf die Gruppe aufmerksam wird und beginnt die Leiter zu verhaften. Im Rahmen dessen wird auch Elisabeth Ester ermittelt. Sie hatte nachweislich Geld für die Gruppe gespendet.
Elisabeth Ester bleibt auf freiem Fuß und wird bei einem Prozess am 7. Juni 1944 wegen des 'Verbrechens nach dem Gesetz gegen die Neubildung von Parteien' zu 8 Monaten Gefängnis verurteilt. Sie tritt ihre Haft am 11. September 1944 an und bleibt bis zur Befreiung am 15. April 1945 in der Strafanstalt Stein bei Krems eingesperrt.
Im April bzw. Mai 1945 erlebt sie die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik. Als die in Armut lebende Mindestpensionistin anfangs nicht als Opfer den Nationalsozialismus anerkannt wird, wendet sie sich in ihrer Verzweiflung hilfesuchend an Bundeskanzler Leopold Figl, der ebenfalls Opfer des nationalsozialistischen Regimes ist. Bundeskanzler Leopold Figl setzt sich daraufhin unverzüglich für Elisabeth Ester ein.
An den Herrn Dr. Ing. Leopold Figl
Bundeskanzler der Stadt Wien
I. Bez., Ballhausplatz Nr. 2 in Wien
Bittstellerin
Ich, Frau Ester Elisabeth, Pfündnerin, 61 Jahr alt. Wurde in 25/7 1944 Opfer des Naziterrors. Ich hatte von 11/9 1944 eine Gefängnisstrafe bis 15/4 1945. Ich hatte für die Freiheit Österreich ein Opfer gebracht. Ich mußte hungern und frieren im Gefängnis. Mein Leiden hat sich jetzt unter der langen Haft verschlechtert. Ich war immer unbescholten. Ich mußte in meinem Leben sehr viele Schicksalsrückschläge durchmachen.
Und jetzt kümmert sich niemand um mich. Ich bin alleinstehend und kürzlich mit der Lebensweise geht es mir sehr schlecht. Kein Brennmaterial. Mein Gewand und Schuhe in der Haft zerrissen. Ich bin ganz verzweifelt. Ich habe die untertänigste Bitte an den Herrn Dr. Ing. und Bundeskanzler Leopold Figl mir in meiner großen Notlage beizustehen und mir eine kleine Spende zu gewähren.
In der Erwartung das Gesuch Erfolg hat zeichnet sich mit hochachtungsvoll
Ester Elisabeth 16. Bez. Gonzagasse 39/22 in Wien
Brief von Elisabeth Ester an Leopold Figl vom 25. Jänner 1946

Die Pensionistin tritt der neugegründeten Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der ÖVP-Kameradschaft der politisch verfolgten und Bekenner für Österreich bei. Sie verstirbt mit 79 Jahren, ledig und kinderlos, und findet ihre letzte Ruhestätte am Wiener Zentralfriedhof.
Orte
Wohnort:
Quellen
Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)
Friedhöfe Wien - Verstorbenensuche
